Warum sollte ich ein FSJ machen?

6 Antworten

Hallo!

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bietet dir die Möglichkeit, dich sozial zu engagieren und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Es hilft dir, dich persönlich weiterzuentwickeln, neue Leute kennenzulernen und herauszufinden, ob ein sozialer Beruf zu dir passt. Außerdem ist es eine sinnvolle Überbrückung zwischen Schule und Studium oder Ausbildung.

Viel Erfolg bei deiner Entscheidung!


Atropos89  14.08.2024, 16:07

Dem gibt es nichts hinzuzufügen 👍

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Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich auf so eine Frage gewartet habe, um die so geschmackvoll wie nur möglich zu beantworten. Ich habe vor etwa 6 Jahren ein FSJ in einem Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen unter einem der berühmtesten Träger in ganz Deutschland gemacht. Ich wurde der palliativen Station mit interdisziplinärer Fachrichtung zugeteilt. Ein Bereich, der sehr stark von hoch pflegebedürftigen Patienten dominiert wird, meist mit unheilbaren Krankheiten. Ich habe genau die Tätigkeiten ausgeführt, die ein vollständiger Gesundheits- und Krankenpfleger machen würde, unter anderem Wechseln des Bettbezugs, die tägliche körperliche Reinigung, unter anderem das Wechseln der Windel, Hilfestellung bei der Rasur, Essensverteilung, Patiententransport und pflegerische Aufnahme.

Ich habe 40 Stunden die Woche gearbeitet. Nach den Prinzipien eines FSJ gibt es keine finanzielle Entlohnung, denn wie wir wissen, ist es freiwillige Arbeit. Freiwillig war es aber nicht, wenn ich aufgrund von Bewerbungsgesprächen für meine zukünftige Laufbahn, nach zwei frei ausgestellten Fragen, die Reaktion bekommen habe, „will der denn immer auf Bewerbungsgespräche gehen?“. Ich äußere keine Kritik an den Gesundheits- und Krankenpflegern. Sie hatten jede Hand voll zu tun und konnten meine Hilfestellung sehr gut gebrauchen. Zumal ich mich selbst fragte, wie die Pfleger ohne mich bzw. FSJler überhaupt auskommen konnten. Nichtsdestotrotz, das System war so gut konzipiert, dass jederzeit ein FSJler zur Verfügung stand.

Weil ich damals 17 war, habe ich von morgens 7:30 bis 16:30 Uhr gearbeitet, länger als die Pfleger dort. Der Grund: Junge Menschen haben eine längere Pause nötig, so wurde mir anstatt einer 30-minütigen Pause, 1 Stunde gegeben. Manchmal musste man dies erklären, als die Schwester sich wunderte, warum der FSJler nochmal eine Pause macht.

380 Euro Taschengeld haben wir damals erhalten. Als ich das mal ausrechnete: 2,30 Euro habe ich pro Stunde erhalten. Als ich nach Hause kam, war ich erschöpft wie nie zuvor. Mal beiseite, ich bin Wettkampfschwimmer und habe den schwarzen Gurt in Taekwondo. Körperlich belastbar bin ich schon ein wenig.

Zu meiner Verteidigung, ich habe jede einzelne Aufgabe sehr gut und respektvoll abgeschlossen und habe am Ende eine sehr, sehr gute Bewertung erhalten, was ich auch wollte, um Punkte für das Medizinstudium zu erhalten.

Ausbeutung pur ist es. Das wussten auch die Pfleger und haben es klar deutlich gesagt. Eine zusätzliche Pflegerin anzustellen, wäre viel teurer für die Gemeinschaft. Auch wenn es mir leid tut. Ich weiß, dass es anderen nicht so schwer ging, vor allem diejenigen, die im Rettungsdienst oder in der Psychiatrie tätig waren. Deren Aufgabe war um ein Vielfaches schwerer. Ich würde dir von einem FSJ in der Pflege abraten.

Ein FSJ ist nur für jemanden, der absolut nicht weiß, was er machen möchte. Ich würde dir raten, Praktika zu machen, sei es in der IT, im Finanzwesen, im Bauwesen, in der Landwirtschaft oder sonst irgendwo. Wenigstens kannst du vielleicht herausfinden, was du willst und nicht, was du auf keinen Fall machen wirst. 😉

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

- ein FSJ/FÖJ ist besser als ein Jahr nichts machen

- man kann das Jahr zur Orientierung nutzen und bekommt auch noch etwas Geld

- es kann positiv bei der Bewerbung für einen Studienplatz berücksichtigt werden

- berufliche Orientierung

- Überbrückung, bis Ausbildungsplatz/Studienplatz gefunden

- Soziales Engagement zeigen

- Eigene Persönlichkeit weiterentwickeln

  • Man engagiert sich sozial und für einen guten Zweck
  • Man kann Erfahrungen sammeln
  • Einblicke in Berufsfelder ernten ohne direkt eine Ausbildung zu machen

Und das ist nur ein Teil der guten Gründe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäterin, Feuerwehrfrau, Rettungshundeführerin