Warum sind Platinen mit grünem Lötstoplack am verbreitetsten/günstigsten?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Ausrichtung der Bestückungsautomaten wird oft mit IR- oder sichtbar-rotem Licht und monochromatischen Kameras realisiert, manche Systeme verwenden auch aufgespaltene Laser um Punkt- oder Gittermuster zu projezieren, Grenzpunkte zu beleuchten usw. Der Kontrast ist bei nicht-roten Lacken am größten, die Kameras arbeiten typischerweise als quasi-"S/W" Kamera, unter rotem Licht erscheinen Grüntöne extrem dunkel, unerwünschtes Streulicht betrahlter (blanker) Kontakte wird minimiert und die Kontaktränder dadurch markanter. -> Die Shutterzeit (el. Videoblende/-Verschluss) kann kleiner und die Bilderfassung schneller werden und damit sind höhere Bestückungsgeschwidigkeiten möglich. Es gibt auch bräunliche und blaue Lacke, aber die lassen sich nicht so gut mit UV-Licht aushärten. (Den Lackierprozess kenne ich aber nicht...)


DOMODORO 
Beitragsersteller
 27.03.2012, 22:08

Hallo,

danke für diese geniale Antwort. Ich würde diese auch gerne als hilfreichste auszeichnen, davor hätte ich aber wenn möglich noch ein konkretes Beispiel für so einen Bestückungsautomaten?!

Hast Du vielleicht einenen Videolink, der so einen Bestückungsvorgang zeigt? Oder nach welchen Begriffen müßte ich suchen z.B. auf YouTube?

Gruß DOM

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Tolfos  28.03.2012, 03:26
@DOMODORO

Hallo, ein paar nette Videos hat die Fa. Europlacer auf ihrer Seite, z.B.: http://www.europlacer.com/en/video-flexys.html Bei ca. 0:45 sieht man wie der Placer die Referenzpunkte der Leiterplatte abfährt um den Positionsoffset zu bestimmen. Später erkennt man noch die roten Stroboskopblitze und kurze Schwenks auf das S/W-AOI-Bild. Bei youtube gibts auch massig Videos zum Thema pick-and-place, interessant finde ich z.B. auch link 1.(siehe Anschlussmail) hier wird interessantweise eine blaue LP vermutlich mit UV- oder IR-Licht bestrahlt....was mich über das mir von Fachleuten Gesagte auch zweifeln läßt. Es scheint wie die Frage nach der Henne und dem Ei - ist rotes und IR-Licht in der Beleuchtung und Kameratechnik einfach besser zu handhaben und darum die meisten LP-Bestückungssysteme auf grüne LPs spezialisiert? Oder nimmt man rotes Licht weil die LPs einfach sowieso meist grün sind.....Ich habe etwas recherchiert und die Frage scheint nicht so einfach zu sein. Der Hinweis auf Antworten in "wer-weis-was" usw. ist nicht wirklich stichhaltig. So weit sind wir hier ja auch....Also zuerst ist die Angabe, Epoxy sei von sich aus grün, wenn auch oft geäußert, nicht ganz richtig. Epoxy allein ist gelb bis bräunlich, aber in z.B. FR4 wird durch die UV-Resistenz-Stoffe im zugefügten Glasanteil ein leichter Grünschimmer erzeugt. Der grüne Lötstoplack "Probimer77" der Firma Huntsman z.B. wird in riesigen Mengen hergestellt, ist daher günstiger als andersfarbige "epoxy-liquids", der Hinweis in der englischen Wikipedia, grüner Lötstoplack werde verwendet weil er am günstigsten sei, ist daher nicht wirklich hilfreich. Wie gesagt, von Natur aus ist Epoxy ohne Glas gelblich. Bleibt die Historie. Die optische Erkennbarkeit von rötlichen Kupferbahnen unter dem grünen Lack aus Zeiten der Handbestückung wäre eine Antwort, aber Kupferbahnen sind ohne Lackierung auf dem hellen Glasfasersubstrat besser zu kontrollieren. So spricht für jede These etwas und etwas dagegen usw...Jedenfalls ist der mitteldunkle grünton noch duchsichtig genug um darunter Leiterbahnen zu sehen und dunkel genug für weisse Druckfarbe. Gegen blauen Lack spricht die geringere Energieabsorbtionsfähigkeit von UV-Licht, das die Aushärtung und damit Herstellung (von rot und grün) beschleunigt. Auch darum wären blaue LPs eher teurer. Ich bin auf den interessanten Text von Jody Williams gestoßen: 2. (siehe Anschlußmail) Er hinterfragt genau das Thema und hat aus anderen Foren ältere Theorien zusammengetragen, in Kurzform etwa: - Rückführung auf militärische Verwendung: grün als "Muss" oder - früher hat sich aus der Mischung aus gelbem Harz und irgendwie bräunlichem Härter sowas wie grün ergeben, oder - grün mit weissem Aufruck ergab nach militärischen Experimenten den geeignetsten Kontrast, oder - Grün hat possitive Eigenschaften in der Erkennbarkeit durch das menschliche Auge....grün als Signalfarbe für serienreife Produktionen...usw.. ich habe nirgends eine eindeutige Angabe finden können. Daß "grün" Vorteile hat ist klar, aber vielleicht war diese Entwicklung auch soetwas wie ein Selbstläufer und im Laufe der Jahre hat sich die Industrie einfach darauf eingestellt und diese Schiene focussiert weil Sonderwege teuerer sind. Mit Ausnahmen halt... ;-)

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man hat sich einmal auf ein standart geeinigt. durch die massenprduktion konnten sie dann günstiger hergestellt und vertrieben werden


DOMODORO 
Beitragsersteller
 26.03.2012, 23:45

Hallo,

danke für Deine Antwort. Kannst Du mir nähere Infos zu dieser Übereinkunft geben? Wann wurde das wo beschlossen? Oder wie hat sich das entwickelt...?

Danke

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DOMODORO 
Beitragsersteller
 27.03.2012, 00:01
@Blubius

öhhh... wenn ich es mit Googeln herausgefunden hätte würde ich hier nicht fragen, oder?

Aber danke für den Tipp mit dem Wikipedia-Artikel. Die Antwort oben scheint aber einen konkreten Hinweis zu geben: Epoxydharz-Platinen sind an sich leicht grünlich.

Möglicherweise ist der meistenutzte Löstopplack grün, um diesen Farbton zu verstärken und gleichzeitig den Kontrast zu Kupfer zu erhöhen...

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"Leiterplatte mit grünem Lötstopplack. Durch die grüne Lackschicht scheinen die Leiterbahnen und Kupferflächen aus Kupfer hindurch und erscheinen in Hellgrün. Elektrische Kontakte sind vom Lötstopplack ausgenommen und erscheinen durch die Verzinnung metallisch silber"

Quelle: wikipedia

Ich schätze das hat einen optischen Grund warum die Grün sind. Ich glaube näheres findest du auch im wikipedia Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6tstopplack


... besonders im Computerbereich gibt es aber auch zahlreiche Hersteller, die auf Dunkelblau oder sogar (leuchtendes) Rot setzen... Hat dort aber wohl eher ästhetische / modische Gründe...