Warum sind Kletterer fast immer pedantische Idioten?

5 Antworten

Diese Vorwürfe kann ich als Kletterer eigentlich nicht auf mir sitzen lassen...

Ja, Klettern ist ein Sport. Insbesondere in der Kletterhalle. Beim Sport verbessern sich die Leute gern. Sie halten sich an Regeln (bspw. "nur diese Farbe"), um ihre Leistung mit sich selbst und anderen in Bezug zu setzen. Das ist legitim und kann manchen Leuten sehr viel geben. Klar, habe ich auch ein Interesse daran, mich zu verbessern, meine Bewegungen zu optimieren, zu wissen, dass ich mir einen bestimmten Grad zutrauen kann.

Ich nutze die Kletterhalle aber im Grunde nur als Training für draußen. Draußen ist anders. Nicht so kompetitiv. Man klettert Routen wegen ihrer lustigen Namen (bspw. "Kaffee und Kuchen" an der Stafflachwand im Wipptal), wegen ihrer Geschichte (bspw. die Drei Zinnen in den Sextener Dolos), weil sie als besonders schön beschrieben werden (bspw. "Südwandschmankerl" am Buchstein) etc. Man erlebt sie zusammen mit Lieben und Freunden, genießt die Natur, verbringt oft zwei, drei Tage auf einer Hütte oder auf einem Campingplatz, lebt zusammen, wartet vielleicht auch mal einen Regentag ab, etc. Für solche Momente gehe ich klettern.

Keine Ahnung, wo du klettern warst. Ich kenne es eigentlich so, dass es keinen interessiert, wenn gerade Anfänger auch "bunt" klettern, gemeckert wird nicht, sehr wohl aber Tips gegeben, wie man eine scheinbar unmögliche Stelle schafft, und die Leute, die man länger kennt, loben auch den Fortschritt. Ansonsten wird miteinander und übereinander gelacht, wenn man gerade versucht, eine schwierige Stelle zu lösen und jeder einen anderen absurden Ansatz probiert, bis man sich dann irgendwann mit Fistbump gratuliert, wenn man es dann geschafft hat, vielleicht auch jeder irgendwie anders, weil es keine Universallösung gibt, sondern der Weg auch zum Körper passen muss. Und wenn man es nicht schafft - auch nicht schlimm, vielleicht beim nächsten Mal. Ich kenne eigentlich aus allen Sportarten bislang nur total relaxte Communities, aber Kletterer finde ich besonders angenehm.

Es gibt da allerdings ein paar Aspekte...

Da wäre z.B. Sicherheit:

  • Wenn im Schwimmbad alle ihre Bahnen der Länge nach ziehen und nur du schwimmst quer, ist das lästig. Wenn du beim Klettern aber zu wild unterwegs bist, kann das gefährlich werden, z.B. wenn du beim Bouldern einen anderen Boulderer kreuzt, er den Zug nicht schaffst und er auf dich fällt, oder wenn du beim Seilklettern zu sehr aus deiner eigenen Route rauskommst und dann, musikalisch untermalt durch Miley Cyrus Wrecking Ball wie eine Abrissbirne einmal quer durch die halbe Halle schleuderst und Kletterer in den Nachbarrouten abräumst.

Da wäre die Machbarkeit:

  • Ja, manchmal ist es einfacher, mal etwas "bunt" zu gehen. Das machen übrigens auch Vollprofis, wenn neben einer sehr schweren Route eine leichte hängt, gerade beim Bouldern, wo du keinen "Spielstand speichern" kannst, indem du mal kurz im Gurt sitzen, dich ausruhen, noch mal nachdenken und ab dem Problem neu probieren kannst, sondern jedes Mal bei Null anfangen musst - dann geht man halt bunt bis zur Problemstelle, probiert das Problem noch mal und spart dabei Energie, um danach, wenn die Problemstelle gelöst ist, die Route noch mal farbrein zu gehen.
  • Manchmal ist es aber auch so, dass du dir mit bunten Farben das Leben unnötig schwer machst. Die Schrauber denken sich in der Regel was bei ihrem Routesetting. Je nachdem, was da in einem Wandsegment so geschraubt ist, kann es sein, dass der nächste Griff vom gleichfarbigen Vorgänger zwar schwer zu erreichen ist, von einem andersfarbigen Zwischengriff aus aber sogar noch schwerer, weil dann Körperschwerpunkt, Position und alles nicht mehr stimmen

Die Sinnhaftigkeit:

  • Manche haben ja das Ziel, auch irgendwann Wettbewerbe zu klettern - da sind die Regeln klar reinfarbig. Also macht es auch Sinn, das so zu üben. Du erfindest ja auch keine neuen Pokerblätter oder Schachzüge.
  • Manche wollen in der freien Natur klettern. Dort gibt es keine anderen Griffe mit anderer Farbe, die nicht benutzt werden darf, sondern sie sind einfach nicht da. Also üben, mit dem auszukommen, was da ist, heißt in der Halle, was erlaubt ist und am Fels das, was da ist.
  • Und zuletzt: Einfach nur körperlich und geistig fitter werden, was super geht, wenn man immer schwerere Routen löst, die mehr Kraft erfordern und/oder zum Denken anregen

Sie wollen es eben besonders gut und professionell machen und setzen sich vorher bestimmte Ziele. Das steht sicher nicht der Spaß im Vordergrund, sondern die Perfektion denke ich.¯\_(ツ)_/¯


Fabulant 
Beitragsersteller
 07.06.2024, 21:34

Doch für wen wollen sie es besonders gut und professionell machen? Ein Bruchteil davon ist Profikletterer, die meisten, insbesondere die, welche das Pedantische exzessiv machen, sind Studenten oder haben irgendeinen fachfremden Job. Doch zieht Klettern nur die an.

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Da gehst du mit den falschen Menschen klettern. Ich war jahrelang Bouldern und klettern und mir kamen die Menschen dort alle sehr hilfsbereit und nett vor. Niemand hat sich über den anderen beschwert, wenn er was falsch macht. Das einzige das nicht geht ist, wenn man keinen Abstand hält oder sich respektlos verhält.

Ob du andere grifffarben benutzt ist dir selbst überlassen


Fabulant 
Beitragsersteller
 07.06.2024, 20:06

Warum lügst du?

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Vielleicht ist Klettern nicht das richtige Hobby für dich.

Ich erlebe Kletterer meist freundlich und entspannt an irgendwelchen Felsen in der Natur.

Eventuell ist da die Stimmung besser als in der Halle! 😀

Auf jeden Fall gibt es viele durchtrainierte Kletterer, die wirklich fit sind - das bewundere ich schon!