Warum Selbstverteidigung lernen?

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Das erzählt nicht jeder und jeder der es tut, sollte sich zum Thema "Selbstverteidigung" nicht äußern. Du hast das Paradaxon dabei auch recht gut erkannt. Wenn ich davon überzeugt bin, dass Weglaufen immer möglich ist, warum trainiere ich dann überhaupt zu kämpfen? Wenn ich davon überzeugt bin das es manchmal nötig ist zu kämpfen, warum erzähl ich Leuten dann dass sie wegrennen sollen sobald jemand ein Messer hat?

Weglaufen ist ein absolut schlechter Ratschlag zur Selbstverteidigung. Nicht weil es nicht sinnvoll sein kann, sondern weil es nicht möglich ist sobald jemand zu nah an dir dran ist, etwas hinter dir steht, du in einem geschlossenen Raum bist oder du andere Schutzbedürftige Menschen dabei hast. Und ein trainierter Kampfsportler ist einem normalen Typen mit einem Messer durchaus überlegen.

Das Ding ist nur dass ein Messer eben sehr schnell tödliche Wunden verursachen kann. Wenn es also möglich sein sollte wegzulaufen, dann ist es sicher klug dieses Risiko zu vermeiden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebender einer Messerattacke (ohne geschnitten zu werden

Fritzor 
Beitragsersteller
 27.08.2024, 22:35

Danke die meisten Haben es glaube ich so aufgenommen das ich sage es wäre lächerlich oder so wegrennen ist gut da sollte bei einem Messerangriff das Ego nicht an erster Stelle stehen jedoch Verteidigung zu lehren die man am besten nicht verwenden sollte ist dumm bei solch Gefährlichen Situationen ist es klüger den Ersten Schritt zu machen meiner Erfahrung nach desto länger er das Messer benutzt desto schwieriger wird es dagegen etwas zu machen + wenn man mit den mindset heran geht das Es nicht wirklich was bringt dann lernt man es nicht richtig und nimmt es nicht ernst

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caveman01  27.08.2024, 08:28
Das erzählt nicht jeder und jeder der es tut, sollte sich zum Thema "Selbstverteidigung" nicht äußern.

Das ist eine Frage der Definition des Wortes Verteidigung und der Perspektive. Keine Frage der Kompetenz. Nicht derjenige der am besten aufs Maul hauen kann, ist gut in Selbstverteidigung, sondern derjenige dessen Alltagsrisiko für Angriffe deutlich reduziert ist. Wenn du also nicht gerade Türsteher oder Cop bist, trotzdem aber regelmäßig in Schlägerreien geräts - bist du in meinen Augen kein guter Trainer. Oder hast zu mindest ein völlig anderes Bild von effektiver Selbstverteidigung.

Ich kann verstehen, dass ein routinierter Kampfsportler nicht gerne weichen will und weglaufen oder deskalieren für ihn entwürdigend wirken kann.

Darum geht es aber nicht jedem. Ich beispielswiese will garkeinen Kampf. Auch keinen Kampf als Verteidiger. Und wenn der Pöbler sich dann als starken Macker fühlt - stört mich das nicht im geringsten.

Mit Deeskalation und Meidung kann man fast jeder Situation aus dem weg gehen. Das ist nicht weil ich Ahnungslos wäre oder feige, sondern weil meine oberste Priorität ist, nicht verletzt zu werden.

Ja es gibt Situationen in denen Deskalation und Meidung nicht mehr hilft. Aber hier fängt für mich eben nicht erst die Selbstvereidigung an. Das sind die Szenarien die man vorher bereits versucht zu meiden. Auch das muss gesagt werden dürfen.

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RagingDemon  27.08.2024, 09:23
@caveman01
Ich kann verstehen, dass ein routinierter Kampfsportler nicht gerne weichen will und weglaufen oder deskalieren für ihn entwürdigend wirken kann.

Und das ist der Denkfehler:

Es geht nicht ums weichen wollen, sondern ums weichen können. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube das man grundsätzlich die Wahl hat.

Wenn du also nicht gerade Türsteher oder Cop bist, trotzdem aber regelmäßig in Schlägerreien geräts - bist du in meinen Augen kein guter Trainer. 

Ich bin vor einiger Zeit 30 geworden und hatte genau 2 Situationen in meinem ganzen Leben in denen ich handgreiflich werden MUSSTE. Einmal hat mir der zugekokste Berliner Cousin eines Bekannten, penetrant den Weg zum Ausgang versperrt (hinter mir eine Wand, links und rechts von mir Stühle und Tische) und hat mich nach mehrfacher Bitte nicht durchgelassen. Das zweite Mal war ich auf einem Spaziergang mit meiner Mutter als ein Mann ihr gegenüber handgreiflich wurde (meine Mutter rennt nicht schneller als ein Mann, ich hätte sie slso zurücklassen müssen). Von daher triggert mich diese "lauf einfach weg anstatt wegen deines Egos zu kämpfen" Einstellung, weil sie so ziemlich das männliche Equivalent dazu ist, einer Frau zu sagen sie soll doch nicht so freizügig herumlaufen wenn sie nicht belästigt werden will.

Es gibt sehr viele Gründe die eine Flucht völlig aussichtslos machen können. Wenn jemand sixh dessen nicht bewusst ist, ist dies auf erhebliche Fehleinschätzungen zurückzuführen, was dann sehr wohl eine Frage von Kompetenz ist.

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caveman01  27.08.2024, 09:43
@RagingDemon

Meine Erfahrung ist da anders. Ich kann 99% aller Konflikte lösen ohne Handgreiflich zu werden. Allerdings gebe ich zu, dass man dazu bereit sein muss. Mann muss bereit sein, einen Kompromiss zu machen, ein Stück zurückzutreten und nicht auf seinem Willen bestehen.

Nehmen wir die die Situation mit dem Cousin deines Freundes. Du hast ihn wahrscheinlich sofort zusammengeschlagen. Für mich hat das rein garnichts mit notwendiger Selbstverteidigung zu tun. Für einen Richter übrigens auch nicht. Du hättest dich auch umdrehen können und abwarten können. Selbst wenn er 30min da gestanden hätte.

Es ist eine Frage der Bereitschaft. Es gibt einen großen Unterschied zwischen nicht weichen können und nicht weichen wollen.

Du kannst auch einem Messerangreifer der dich ausrauben will dein Geld geben. Auch das ist meines Erachtens klüger als dich auf einen Messerkampf einzulassen.

Dein Verständnis von Selbstverteidigung ist ein völlig anderes als meins. Für den Average Joe halte ich die defensive und deskalierende Form für deutlich praktikabler. Jeder Kampf ist ein Risiko und sollte vermieden werden. Auch dann, wenn man der Überlegene ist.

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RagingDemon  27.08.2024, 13:05
@caveman01

Nein, nachdem er mich mehrfach rassistisch beleidigt und bedroht hatte bin ich aufgestanden um zu gehen. Nachdem er mir dann den Weg versperrte habe ich ihm mehrfach gesagt das ich keinen Stress möchte und er mich jetzt einfach durchlassen soll. Erst als er mich daraufhin an meinem Schal packte hab ich ihm mit Wucht mein Knie in die Rippen gestoßen, woraufhin er zusammengesackt ist und ich die Bar schleunigst verlassen habe.

Länger zu warten habe ich als zu gefährlich eingestuft, womit ich anscheinend nicht ganz verkehrt lag, da der sympathische Kerl es geschafft hat 2 Jahre später zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und abgeschoben zu werden. Unter anderem wegen scjwerer Körperverletzung. Sorry aber sojemandem auch noch den Rücken zuzudrehen und mal abzuwarten was so passiert ist ein guter Weg um tot oder als Pflegefall zu enden.

Und der bis Dato einzige Messerangreifer mit dem ich konfrontiert war, war nicht an Geld sondern dem Körper meiner Mutter interessiert.

Dein Verständnis von Selbstverteidigung ist ein völlig anderes als meins.

Mein Verständnis von Selbstverteidigung ist genau die Definition von Wikipedia:

Als Selbstverteidigung wird die Vermeidung und die Abwehr von Angriffen auf die seelische oder körperliche Unversehrtheit eines Menschen bezeichnet.

Wie weit deine davon abweicht kann ich nicht beurteilen, jedoch kann ich anhand deiner Äußerungen beurteilen das ein erheblicher dimensionaler Unterschied in der Intensität unserer Gewalterfahrungen vorliegt. Das ist nichts schlechtes und für meine Kinder würde ich mir auf jeden Fall wünschen das sie deine Erfahrungen anstatt meinen machen, trotzdem ist es schlichtweg anmaßend zu glauben man könne das Handeln von jemandem beurteilen in dessen Situationen man nicht gesteckt hat.

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Von Experte basiswissen bestätigt

Ein trainierter Kampsportler kann sich auch gegen einen Angreifer mit Messer besser verteidigen, als jemand ohne Erfahrung.

Aber warum sollte man dieses Risiko eingehen, solange wegrennen eine Option ist?

wenn ich es sowieso nur bei normalen Leuten anwenden kann die man auch ohne Technik fertig machen kann

Zum einen bezweifle ich, dass du das kannst, zum anderen ist es auch gar nicht Sinn und Zweck eines Kampfsportes, jemanden "fertig zu machen". Es geht darum, sich verteidigen zu können, wenn es keine Alternativen mehr gibt.

Solange es die aber gibt, sind sie, schon allein zu deiner eigenen Sicherheit, zu bevorzugen.

Ziel effektiver Selbstverteidigung ist es nicht, eine coole Szene für einen Actionfilm darzustellen. Ziel ist es, das Risiko von schweren oder lebensgefährlichen Verletzungen bei sich selbst und anderen zu vermeiden. Wenn du den Kampf durch Deeskalation, Weggehen oder auch Weglaufen lösen kannst - ist das ein Idealbild.

Darüberhinaus hat Kampfsport zur Selbstverteidigung auch eine präventive Schutzwirkung. Wer selbstbewusst auftritt, wird nicht als Opfer gesehen und gerät weniger in Konflikt. Ebenso kann auch die Anwesenheit einer solchen Person Konflikte reduzieren.

Wer die Meidung des Kampfes nicht als oberste Priorität hat, der betreibt keine Selbstverteidigung. Wer den Kampf will, ist kein Verteidiger auch wenn der erste Angriff nicht von ihm ausgeht.