Warum sagen alle immer, dass sie sich die Schulzeit zurückwünschen?

18 Antworten

Deine Wahrnehmungen treffen unbedingt zu. Vielen Kindern und Jugendlichen geht es in der Schulzeit eher schlecht. Wenn sie nicht zu den leistungsmäßigen Spitzen, den Sportassen oder den wirklich bei allen Beliebten gehören, dann ist für sehr viele Schülerinnen und Schüler die Schule eine Zeit endloser Quälerei. Der ständige Druck von den Eltern, riesige Stoffmengen, Motivation meist nur für wenige Fächer, ständige Klausuren, wo man 'liefern' muss, das Instrumentüben und dann die ganzen Probleme mit der eigenen noch ungeklärten Identität, den vielen Pubertätsmisslichkeiten und den Erwachsenen, die einen nicht für voll nehmen. -- Es ist schon erstaunlich, dass sich so viele Erwachsene dann doch wieder in die Schulzeit zurückwünschen. Ich bin mir ganz sicher, dass sie nicht die Schulzeit als solche dabei meinen, sondern im Angesicht der gnadenlos fortschreitenden Reduzierung der eigenen Körperlichkeit in Bezug auf Beweglichkeit, Leistungsfähigkeit, Gedächtnis und den bekannten Spuren der Jahre‚ die Zeit vor diesen Veränderungen. Da kommt eine unbedingte Sehnsucht nach einem Neuanfang auf, die man sich aber nicht recht eingesteht. Das düstere Gespenst der eigenen Vergänglichkeit ist irgendwie näher gekommen, ist dichter da, schaut nicht mehr von so weit her und ist ‚bedrohlicher’ geworden. Da wird dann vom Zurückwünschen in die Schulzeit gesprochen. Doch das ist nur eine Metapher, die zum Träumen einlädt: Noch einmal Aufbruchstimmung, noch einmal die aufregenden Zeiten der jungen Liebe, noch einmal die ganze Fülle möglicher Weisen der Selbstverwirklichung im Beruf und im Privaten. Kleine Neidreflexe auf die eigenen Kinder oder die Jungen gesellen sich dazu, werden verworfen, dann aber doch wieder zugelassen. Die Jugendlichen hören diese Sprüche und stellen eine Frage ins Netz. Bilanz: Die Erwachsenen wünschen sich nicht die reale Schulzeit zurück, sondern die großen Chancen, die Wahlmöglichkeiten, die Neuanfänge und die herrliche Aufbruchstimmung mit allen Potentialitäten, eben noch nicht abgelaufenes Leben.

Da steckt wahrscheinlich immer wieder die Erinnerung dahinter, die man an das noch nicht volljährige "Schulkind" hatte. Ein Leben ohne größere Verantwortungen - höchstens für angemessene Leistungen. Als Erwachsener macht man diese ganze schulische Entwicklung bei seinen eigenen Kindern wieder mit durch - nichts ist da echt freiwillig. Was man als Erwachsener sich dann doch mal erlauben kann, ist freiwillig für einen Fortbildungs- oder z.B. Sprachkurs die Schulbank noch einmal zu drücken. Eine vollkommen andere Sache, die wirklich Spaß machen kann. Das ist für mich "Qualitäts-Schulzeit" - denn die sucht man sich selbst aus.

Gute Frage!

Ich bin noch Schüler und kann es ehrlich gesagt auch kaum erwarten zu studieren und dann endlich zu arbeiten, sein eigenes Geld verdienen, eine eigene Wohnung zu haben und sein Leben zu 100% selbst im Griff haben zu können.

Aber ich denke, dass es einfach die Sehnsucht nach Abwechselung ist, wenn Leute gerne wieder in die Schule möchten und die sehen vielleicht eher Dinge, die wir jetzt (noch) nicht so sehen: Relativ viel Freizeit, keine finanzielle Sorgen, man darf lernen für eine bessere Zukunft, man muss keine Angst haben gefeuert zu werden, keine körperliche Betätigung etc.

Das liegt daran daß sich jeder Mensch fast nur die positiven Dinge seiner Vergangenheit merkt. Das ist auch von der Evolution teilweise so gewollt, sonst würden die meisten Leute wohl Suizid begehen.

Hoffnung und die Erinnerung an eine (vermeintlich) bessere Vergangenheit wurden uns mitgegeben um dieses Leben zu überstehen.

Ähnlich auch z.B. "Als es noch die D-Mark gab" oder "Früher war alles viel besser" werden wie selbverständlich ins Internet gepostet ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden daß es das zu der so gut befundenen Zeit nicht gegeben hätte.

In meiner Stadt wurde vor Jahren mal so Anzeigedisplays an den Bahnhaltestellen eingeführt, genauso wie Bahnfahrten übers Internet vorausplanen zu können. Es dauerte kein halbes Jahr, da war es vollkommen vergessen daß man vorher mehr oder weniger mühsam sich durch den Papierdschungel schlagen mußte. Stattdessen wird gemotzt was das Zeug hält, wenn mal eine Angabe nicht hundertprozentig stimmt.

Es ist teilweise aber auch wichtig für den Fortschritt daß "gejammert" wird, denn würde sich jeder mit seiner Situation begnügen, würde ja keiner etwas besseres entwickeln.

Grüße aus Karlsruhe

Nun das hängt in den meisten Fällen mit der Freizeit, die man hat, zusammen. Als Arbeitnehmer ist diese Zeit sehr begrenzt. Ich erninnere mich gerne an meine Grundschulzeit zurück, wo man sich einfach um 14:00 Uhr auf'm Bolzplatz getroffen hat und um 18 Uhr zuhause sein muss. Heute ist man vllt. auch um 18:00 Uhr zuhause, aber nicht vom Bolzen, sondern von der Arbeit. Außer Schule hat man nicht sehr viel ernste Sachen im Kopf gehabt damals. Man war quasi recht sorgenfrei.

Andersrum hat man später in der Regel das Geld um viel zu unternehmen.

Naja...ich sage immer, dass jeder Lebensabschnitt etwas tolles zu bieten hat.