Blickwechsel 29. Mai 2024
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Warum möchte man das Träumen verlieren?

1 Antwort

Hallo guitschee,

ich kann deine Gedanken gut verstehen. Mir selbst lag (bzw. liegt immer noch) sehr viel an meinen Trübträumen, also Träume, die nicht bewusst gesteuert werden. Aus denselben Gründen, die du aufgeführt hast, nämlich, weil es nicht die bewussten Phantasien sind und man nicht weiß, was als nächstes kommt. In diesen Träumen herrscht Spannung und Abenteuer.

Ich selbst verbringe auch extrem viel Zeit in meinen Tagträumen, unter anderem auch, weil ich maladaptive Tagträume haben. Luzide Träume haben für mich aber einen deutlichen Unterschied zu Tagträumen, denn Tagträume kann ich nicht so wahrnehmen wie die Realität selbst. Ich kann diese visuell und akustisch ganz gut wahrnehmen, aber eine Umarmung spüre ich nicht wirklich, so wie ich auch den Duft des Erdbeerkuchens in Tagträumen nicht wahrnehmen kann. Vielleicht einen kleinen Hauch, eine kleine Vorstellung davon, aber nicht so intensiv, wie es in der Realität wäre – oder in luziden Träumen. Daher haben luzide Träume für mich den Vorteil der bewusst erlebten, intensiven Wahrnehmung.

Hinzu kommt, dass auch luzide Träume einen Überraschungseffekt bieten und genauso spannend sein können, wie Trübträume. Man muss luzide Träume nicht aktiv steuern, man kann sie auch passiv, aber bewusst wahrnehmen. Im Folgenden möchte ich einen luziden Traum von mir zitieren, den ich passiv erlebt habe und der vollständig von meinem Unterbewusstsein gestaltet wurde. Der Traum ist etwas gekürzt, da er sonst zu lang geworden wäre. Wer sich aber für den vollständigen Traum interessiert, kann sich gerne bei mir melden:

[…] Ich schwamm an die Oberfläche und befand mich in einem Fluss innerhalb eines Dschungels. Als erstes sah ich mich ein wenig um und bemerkte plötzlich einen ca. 10 cm großen, gelben Schmetterling, der auch einen golden leuchtenden Schimmer um sich herum hatte. Dieser flatterte in meine Richtung, wodurch ich ein wenig erschrak und zurückwich. Anschließend schwamm ich zu den Ruinen, die vor mir lagen, und dachte mir dabei, dass es wohl Azteken Ruinen sind. Es gab einen offenen Weg, der nach links oder rechts führte. Vor mir lag ein verwilderter Garten. Ich ging langsam den rechten Weg der Ruine entlang, die zum Teil aus verputzten Wänden bestand, was mich aber nicht überraschte, und ließ meine linke Handrückseite an einer der Wände entlang gleiten. Die Wand war extrem rau, wodurch meine Fingernägel der drei mittleren Finger verkratzt wurden. Ich konnte mit meinem Daumen spüren, dass meine Fingernägel nun rau waren. Ich ging weiter geradeaus und hatte nun eine Begleiterin an meiner Seite, die ich jedoch in der Realität nicht kenne. [...] Am Ende des Weges war ein kleiner, offener Raum, der gefüllt war mit weißen Vasen und Tontöpfen und einer braunen Truhe. Zuerst warf ich einen flüchtigen Blick in die Töpfe und Vasen, aber wie Baldurs Gate 3 mich bereits lehrte, war dort nichts spannendes drin. [..] Nachdem wir weitergingen, kamen wir in das Gebäude hinein, bzw. in einen unzerstörten Teil davon. Es war extrem dunkel, sodass wir nichts sehen konnten. Ich zog dann einfach eine Fackel hervor, aber diese schenkte zuerst nicht viel Licht. Nach kurzer Zeit wurde das Licht jedoch stärker und ich konnte erkennen, dass das Gebäude nun nicht mehr aussah wie eine Ruine, sondern recht modern war. Wir gingen einen langen Gang entlang. Rechts und Links von uns waren graue Metalltüren, die teilweise mit Ketten und Vorhängeschloss versperrt waren. Eine der Türen, die nicht versperrt waren, hatte ein Schild daneben, jedoch weiß ich nicht mehr, was darauf stand. Meine Begleiterin wollte hineingehen und sagte zu mir, dass ich mich weiter umsehen soll. Ich erwiderte jedoch, dass ich sie da nicht alleine reingehen lassen werde. Wir gingen dann gemeinsam durch die Tür, jedoch erinnere ich mich nicht mehr, was dahinter lag.

Aus diesem Grund bin ich nicht der Meinung, dass man das normale Träumen aufgrund von luziden Träumen verliert. Man kann Klarträume genauso wundervoll erleben, wenn nicht sogar wundervoller.

Liebe Grüße! :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Oneironautin seit 2017