Warum machen so wenig Frauen Kampfsport?

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Konzept der Weiblichkeit

Vermutlich gibt es immer noch die Vorstellung, das Training einer Kampfkunst bzw. eines Kampfsports sei automatisch mit militärischem Drill, Aggression und körperlichen Blessuren wie dem berühmten "blauen Auge" verbunden.

Mädchen werden in der Regel dazu erzogen "freundlich" zu sein, nicht herumzutoben und sich auch nicht wie die Jungen zu raufen und zu prügeln. Schönheitsideale zeigen einen makellosen Körper.

Die Vorstellung, den Trainingspartner angreifen zu müssen, der Gedanke beim Training "geschlagen" zu werden und eventuell blaue Flecke zu bekommen, schreckt sicher einige Frauen ab.

Andererseits gibt es aber sicher auch Frauen, die von ihren Partnern ausgebremst werden. Er will keine "Amazone" oder "Kampf-Emanze" an seiner Seite haben - was Bände über das männliche Selbstbewusstsein
spricht.

Sonstiges

Eine geringe Motivation könnte ein weiterer Grund sein. Wenn man keinen Spaß am Training hat, sondern nur hingeht, weil man sich als Frau schützen
"muss", wird vermutlich bald wieder abbrechen.

Zuguterletzt sollte man einen kurzen SV-Kurs auch nicht mit dem langfristigen
Training einer Kampfkunst verwechseln, weil das sonst zu einem gefährlichen Gefühl von Scheinsicherheit führen kann. 

Im Ernstfall wird man dann nämlich womöglich doch von Angststarre und Panik überwältigt - und dann helfen auch keine schlauen Ratschläge aus dem Frauen-Selbstverteidigungskurs mehr.

Ich selbst trainiere die japanische Kampfkunst Aikido und bei uns im Verein ist das Verhältnis von Männern und Frauen praktisch ausgeglichen. Das kann aber womöglich etwas mit dem Image des Aikido zu haben.

Eine Disziplin, die nicht nach brutalem Käfigkampf anmutet, sondern vielleicht sogar eher tänzerisch scheint, spricht manche Frauen eben womöglich mehr an, als martialisch aussehende Stile.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

RedPanther 
Beitragsersteller
 04.06.2017, 18:52

"was Bände über das männliche Selbstbewusstsein
spricht."

Volltreffer!

Daran, dass sich Frauen ja auch schminken, komische Kleider anziehen uns sonstwie komische Sachen machen, weil sie glauben dass alle Männer das toll finden, hatte ich in dem Zusammenhang nicht gedacht...

1

Auch wenn solche Kurse nicht schlecht sind, bezweifle ich, dass sie immer etwas nützen. Ich denke, mit einem Messer am Hals oder an einem anderen Körperteil kann man nicht mehr viel tun, ohne die Gefahr, nicht doch verletzt zu werden.

Dem Überraschungsmoment bei einem Angriff müsste schon sehr abgeklärt begegnet werden. Und ob das in den meisten Fällen der Fall ist, denke ich mal weniger. So wie in Filmen, ala "Na komm doch, wenn du dich traust....." läuft es real nicht ab.

Und wer es vermeiden kann, läuft abends oder nachts auch nicht durch einsame Parks oder dunkle Gassen.


RedPanther 
Beitragsersteller
 03.06.2017, 11:01

Nun, der Witz an gut trainierter Kampfkunst ist ja, dass man das Hirn nicht mehr braucht, sondern die Reflexe machen lässt. Dass es nicht zielführend ist, mal einen Tag nen Workshop zu machen, ist mir klar.

0
user89467  03.06.2017, 11:04
@RedPanther

Kampfsport ist am Ende eine Sache, bei der man beweisen muss, wirklich in Notwehr gehandelt zu haben. Wenn man schon von Menschen gelesen hat, die anderen Menschen beigestanden haben und dabei auch tätlich geworden sind, dafür aber eine Anzeige und Verurteilung kassiert haben, dann muss man schon fragen dürfen, wo dann der Sinn liegt, wenn man sich oder wen anders verteidigt.

0
RedPanther 
Beitragsersteller
 03.06.2017, 14:29
@user89467

Das stimmt leider. Und diese Umstände sind auch nicht geeignet, die Zivilcourage wieder aufleben zu lassen.

0

Die Freundin, die gern in der übelsten Gegend nachts allein herumläuft, weil sie meint, sie könne jeden Mann mit einem Handgriff schachmatt setzen, die würde ich gerne mal kennenlernen und sie wachrütteln.

Man hat ihr das Schlimmste angetan, was ihr überhaupt passieren könnte. Man hat sie mit einem übersteigertem Selbstbewusstsein ausgestattet, dass sie leichtsinning macht.

Ich (w) betreibe auch seit über 10 Jahren Kampfkunst/ Selbstverteidigung. Und ich weiß, dass diese Aussage von ihr absoluter Müll ist. 

"Jederzeit einen Mann mit einem Handgriff schachmatt setzen" -Blödsinn! Oder er darf sich nicht bewegen, geschweige denn aggressiv sein.

Also wenn diese Aussage nach 10 Jahre ehrlichem, hartem Training kommt, dann läuft da gewaltig was schief! Was machen bloß ihre Trainings-Angreifer? Etwa das Schmuseprogramm für Mädels? 

(Hinzu kommt die Gefahr von mehr als einem Angreifer, evtl. Waffen und der Schock und Überraschungsmoment - da denkt man nicht an EINEN HANDGRIFF... oder SCHACHMATT SETZEN, sondern daran einingermaßen heile aus der Situation heraus zu kommen - das ist SV!)

Jeder muss eben für sich entscheiden, was subjektiv weniger erstrebenswert ist: Zeit, Geld und Energie für so einen Kurs aufzuwenden, oder nachts nicht allein durch dunkle Gassen zu laufen.

Ich persönlich bin zumindest eher selten nachts allein in düsteren Gegenden unterwegs, ich sehe schlichtweg keine Notwendigeit so einen Kurs zu machen.


KachiKime  03.06.2017, 10:52

Richtig ! Das ist wahre Kampfkunst.

Miyagi sagen: "Bester Kampft ist - nicht gemachter Kampf"

und

" Beste Abwehr ist - nicht da sein"

Oss


0
RedPanther 
Beitragsersteller
 03.06.2017, 10:57

Ja, nur ist das Ergebnis eben, dass du entweder nachts gar nicht unterwegs sein kannst (was in meinen Augen keine Option ist) oder dich bei den wenigen Gelegenheiten, wo du dann doch mal alleine dastehst, nicht wohl fühlst. Und da verstehe ich eben nicht, dass das die bessere Option sein soll.

0
DieKatzeMitHut  03.06.2017, 11:10
@RedPanther

Zum Einen: Ich persönlich habe kein Problem nachts irgendwo allein herum zu laufen, ich bin lediglich quasi nie in der Situation.

Zum Anderen: Ob das die bessere Option für einen selbst ist, muss nunmal jeder individuell entscheiden.

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass jemand eben keine Lust hat in einen Kurs zu investieren, nur weil er alle Jubeljahre mal 10 Minuten allein durch die Stadt läuft und sich dabei ein bisschen doof fühlt.

0
frischling15  03.06.2017, 11:08

Solche Angriffe und Belästigungen, finden nicht nur in dunklen Parks , sondern häufig im engsten Umfeld- zu allen Tageszeiten statt !

1
DieKatzeMitHut  03.06.2017, 11:11
@frischling15

Man muss nun aber auch nicht so tun, als wäre man als Frau in ständiger Gefahr im nächsten Moment vergewaltigt zu werden - dieses Risiko ist letztendlich höchstens subjektiv so hoch.

0

Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, warum so wenige Leute Rauchmelder und Feuerlöscher in ihren Wohnungen haben: man rechnet nicht gerne mit dem Schlimmsten.

Außerdem ist wohl auch nicht die große Masse der Frauen nächtens in (finsteren) Gassen allein unterwegs.