Warum liest man "Sommerhaus, später" in der Schule (Oberstufe)?

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Ich vermute mal zur Abschreckung ;-) Das ist aber jetzt nicht negativ Gemeint. Vielmehr zeigt diese Erzählung ein zentrales Problem, das für diese Generation möglicherweise typisch ist. Nämlich ein gewisses in den Tag hinein leben, sich nicht festlegen wollen oder können. Abschreckung heißt hier für mich, dass man darüber diskutieren kann und vielleicht auch Konsequenzen für sein eigenes Leben zieht. Im Expressionismus gab es die Forderung: „Mensch, werde wesentlich!“ Davon sind die Figuren in Sommerhaus. Später meilenweit entfernt. Und jeder muss für sich selbst entscheiden, was er aus seinem Leben machen will.


gutifragerno  17.09.2020, 23:46

Auf der folgenden Seite gibt es eine ganz gute Einschätzung des Textes und seiner Figuren.

https://textaussage.de/judith-hermann-sommerhaus-spaeter-kritische-interpretation

Am Ende taucht auch der Aspekt der Abschreckung auf Auf der folgenden Seite gibt es eine ganz gute Einschätzung des Textes und seiner Figuren. Am Ende taucht auch der Aspekt der Abschreckung auf ;-)

  • “Beide Figuren sind Romantiker: Er einer der Tat, sie eine des Sich-höchstens-ein-bisschen-reinziehen-Lassens. Man könnte auch sagen: eine Romantikerin der Passivität, des Verschiebens, in gewisser Weise der Prokrastination, also des schon krankhaften Verschiebens von Aufgaben. Hilfreich kann hier etwa dieser Artikel sein.
  • Damit sind wir bei der Frage der Realität – und hier wird es ärgerlich, was die Autorin da alles so ausblendet: Es beginnt bei der Frage, wie diese Clique ihren Lebensunterhalt oder sollte man besser sagen: Drogen-Unterhalt bestreitet. Stein ist wenigstens so realitätsnah, dass er die Frage nach der Herkunft des Geldes für das Haus wenigstens zum No-go-Thema erklärt.
  • Dann die Leichtfertigkeit, mit der da die Verkehrsregeln missachtet werden. Das hat schon etwas von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ – nur dass hier auf eine schon ziemlich hässliche Weise das Leben anderer gefährdet wird.
  • Ärgerlich auf eine andere Weise ist die Frage, wie dieses Kind immer vom Flachbau zum Sommerhaus kommt und was es in der Geschichte soll. Es ist nicht ganz anständig von einem Autor, seine Fantasien auf eine Weise im Bereich der Andeutung zu belassen, womit der Leser nichts anfangen kann.
  • Das ändert aber nichts daran, dass die Geschichte wunderbar erzählt ist – zur moralischen Besserung der Leser und vor allem der Schüler mit Zentralabitur in NRW wird sie aber kaum etwas beitragen 😉 Vielleicht wird der eine oder andere Schüler aber auch eine gesunde Abwehrreaktion zeigen, wenn er die eigenen Anstrengungen in Beziehungsfragen und ihren Ertrag mit dem vergleicht, was diese Geschichte präsentiert–„
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