Warum klappt etwas besser, wenn man es keinem erzählt?

5 Antworten

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Betrachten wir zunächst die Situation, bei der du deine Pläne anderen gegenüber erzählt hast: Sicher hast du deine Absichten berichtet, weil du eine gewisse Bewunderung von denjenigen erhofft hast, denen du dies mitgeteilt hast. Sie sollen denken: "Donnerwetter, der hat aber gute Ideen; Der traut sich was! Da wäre ich selbst nicht drauf gekommen. Toll, wenn er das hinkriegt, steht er wirklich gut da!" So, oder so ähnlich sind deine - vielleicht unbewussten - Hoffnungen bezüglich der Reaktionen deiner Mitwisser.

Und jetzt genau hast du für dich einen erheblichen Erwartungsdruck aufgebaut! "Jetzt musst du liefern". Jetzt gibt es ohne Gesichtsverlust kein Zurück mehr. Ein Einknicken wäre jetzt das Desaster, weil du dann den Hohn oder die Lästereien befürchten müsstest. Und genau unter diesem Psychodruck wirst du nicht mehr so optimal arbeiten. Widerstände wirst du mit Ungeduldsreaktionen beantworten. Es gibt schnell Schuldzuweisungen deinerseits an andere, die dann für das mögliche Scheitern des Projektes verantwortlich gemacht werden, was wiederum bei dir Schuldgefühle auslöst, die abermals deine entspannte Kreativität blockieren.

Wenn du jedoch den umgekehrten Weg wählst und keinem von deinen Plänen vorab berichtest, dann agierst du ständig unter der lustvollen Erwartung, dass du die anderen mit der gelungenen Aktion dann vielleicht überraschen kannst. Sollten zeitliche Verzögerungen eintreffen, ist nicht schlimm - du hast keinen Termindruck. Kreativität kann sich im "entspannten Feld" viel besser entfalten. Du kannst leichter die Handlungsstrategien verändern, weil dich keiner beobachtet und gegebenenfalls schon "blöde Kommentare" ablässt in der Art: "Na, wohl zu viel vorgenommen, wohl überschätzt!!"

Bilanz: Besser andere nicht vorher informieren, dann hat man Zeit und Muße, die Dinge so zu gestalten, dass sie dem eigenen Zeitrahmen und den finanziellen Möglichkeiten entsprechen. Man kann jederzeit ohne Gesichtsverlust aussteigen oder längere Pausen machen.

Allenfalls sollte man nahe stehende Personen ansatzweise etwas vororientieren, weil diese ja ohnehin von deinen Aktivitäten dann etwas mitbekommen werden, aber auf jeden Fall diese Personen auf Verschwiegenheit gegenüber anderen verpflichten.


Mochi12 
Beitragsersteller
 18.05.2021, 22:21

Wow danke sehr für die super Antwort!

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Ich glaube nicht, dass etwas besser klappt, wenn man es niemanden erzählt. Wenn man jemandem etwas erzählt, dann setzt sich die andere Person damit auseinander und gibt seine Meinung dazu. Somit wird die Idee durch eine Meinung behaftet.

Was ich schon feststelle: Wenn ich etwas verfasse und erst am nächsten Tag/oder später lese, dann verwerfe ich oft das verfasste, da es mir nicht mehr gefällt. Es ist auch begründet. Man ist objektiver nach einiger Zeit, wenn Emotionen nicht mehr wirken.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Das liegt wahrscheinlich daran, dass man dadurch weniger unter Druck steht. Wenn man es jedem erzählt, will man ja, dass es gut ist und man macht sich Druck. Wenn niemand davon weiss, macht es auch nichts, wenn es nicht gut ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist kein Zufall. Wenn du jemanden davon erzählst entsteht ein druck, da jetzt jemand anders davon etwas weis. Ohne Druck geht es besser.

  1. Das ist doch immer so. Nennt sich Vorführ- Effekt.