Warum ist "Tür offen machen" falsch?
Wie lässt sich sprachwissenschaftlich schlüssig erklären, warum "ich mache die Tür offen" falsch ist, "ich mache die Tür auf" hingegen richtig. Das das erste Vorgang, das zweite Zustand ist ist klar. Aber gibt es sonstige grammatikalisch Erklärungen?
2 Antworten
Das trennbare Verb heißt etwas aufmachen, bezeichnet einen Vorgang und ist umgangssprachlich gleichbedeutend mit
- konkret: etwas öffnen (z.B. eine Tür, einen Koffer, ein Paket, einen Laden, einen Raum )
- abstrakt: etwas eröffnen (z.B. ein Geschäft, eine Werkstatt, ein Hotel, irgendeinen Betrieb)
Ein trennbares Verb "etwas offenmachen" gibt es nicht, etwas offen machen/tun dagegen schon, z.B. offen über etwas sprechen, offen seine Meinung sagen (= frei heraus, ohne etwas zurückzuhalten), offen mit seiner Lese- und Rechtschreibschwäche umgehen (= nicht verbergen bzw. geheim halten), ganz offen seine Notdurft verrichten (= in aller Öffentlichkeit).
auf sein bezeichnet einen Zustand und ist umgangssprachlich gleichbedeutend mit
- konkret: offen/geöffnet sein (z.B. Die Tür ist auf.) Das umgangssprachliche Antonym ist zu sein in der Bedeutung von geschlossen sein.
- abstrakt: eröffnet/in Betrieb sein (z.B. Oh, diese Boutique kenne ich noch gar nicht. Seit wann ist die auf? - Ach, bestimmt schon seit nem Dreivierteljahr.)
- konkret: nicht mehr bzw. noch nicht im Bett liegen (z.B. am Telefon: Könnte ich bitte Ihren Mann sprechen? - Tut mir leid, der ist nicht mehr auf. Der schlummert schon tief und fest.)
Das ist reine Idiomatik (korrekte Ausdrucksweise), die man nicht mit Grammatikregeln erklären kann.
Allenfalls kann man "offen" auf einen Zustand beziehen und "auf" auf einen Prozess (Dynamik), aber man findet sich auch Gegenbeispiele.