Warum ist es negativ wenn man stolz ist?

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Hallo Tabsi98,

wenn jemand zu stolz ist, wird er seine eigenen Fehler nicht zugeben können (die dann auch nicht revidieren / verbessern können), das ist dann der negative Stolz (man kann auch Hochmut dazu sagen).

Falls jemand jedoch auf seine geleistete Arbeit stolz ist und sich freut dass er es zufriedenstellend "hinbekommen" hat ist das ein positiv zu sehender Stolz, der niemanden schadet.

Ein Hochmütiger Mensch wird andere Menschen auch sehr oft "von oben herab" behandeln.

Es kommt immer darauf an, welcher Stolz. In der katholischen Kirche gehört er zu den Todsünden. Gemeint ist damit der Hochmut. Daraus resultiert unser Erziehungsystem, das die Menschen klein hält. Dabei ist stolz eine wichtige und wertvolle Eigenschaft, wenn sie real ist. Also stolz auf eine geleistete Leistung zu sein ist eine wichtige und wertvolle Sache. Sich über andere erheben und stolz auf sie herabzublicken zeigt höchstens wenig Menschenkenntnis und Unsicherheit.

Nelson Mandela hat in seiner Antrittsrede zum Präsidenten die richtige Art von Stolz definiert:

„Jeder Mensch ist dazu bestimmt zu leuchten!“ Wieso solltest Du davon ausgenommen sein?

Deine tiefgreifendste Angst ist nicht, dass Du ungenügend oder dumm bist. Deine tiefgreifendste Angst ist, dass Du über das Messbare hinaus kraftvoll und wunderbar bist. Du scheiterst nicht, weil Du unvollkommen und dumm bist, Du scheitertest bisher, weil Du Deine Größe nicht zugelassen hast, weil Du versucht hast dennoch zum Erfolg zu kommen auf eine Weise, die Du nicht bist. Ein Schwan kann nicht klettern und ein Pfau nicht schwimmen und niemand macht ihnen einen Vorwurf daraus. Es ist Dein Recht und Deine Aufgabe Dein eigenes Licht zu entfalten!

Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt, denn wenn Du Dein Licht erscheinen lässt, gibst Du anderen Menschen das Recht und die Erlaubnis dasselbe zu tun. Indem Du Dich von Deiner eigenen Angst befreist, befreit Deine Gegenwart automatisch andere.

Manchmal kommt es in Filmen vor, dass jemand zu stur oder stolz ist, Hilfe anzunehemen oder sich zu einer bestimmten Handlung (Beispiel jemandem verzeihen) herabzulassen.

Hier ist eine negative und übersteigerte Form von Stolz gemeint. Starre Prinzipien und Einstellungen, die vielleicht zu manchen Zeiten nützlich waren, sind in dieser Situation der Realität nicht angemessen.

Zur allgemeinen Bewertung von Stolz hatte ich zu einer Frage etwas geschrieben, was ich noch zitieren möchte:

Ich habe hier mal einen kleinen Ausschnitt aus "Serge Kahili King - Healing Relationships" für dich vorbereitet: http://pdfcast.org/pdf/serge-kahili-king-healing-relationships-ausschnitt (am besten in Vollansicht lesen oder downloaden)

Das kam mir sofort in den Sinn, als ich deine Frage gelesen habe. Stolz lässt den reaktiven Geist unserer Kultur ganz schnell die Abwehr hochziehen, selbst der Buddhismus hilft diesmal nicht weiter. Eine differenzierte Betrachtungsweise möchte ich dir hiermit vorstellen.

Serge Kahili King betont den positiven Effekt der Anerkennung des Eigenwerts. Er setzt dem Stolz die Demut gegenüber und kommt zu dem Schluss, "dass wahrer Stolz und wahre Demut ein und dasselbe sind. Beides beruht auf einer aufrichtigen Einschätzung Ihres Zustands als menschliches Wesen und Ihres Platzes in der Welt."

Kennt man seinen Wert und hat seinen Platz in der Welt gefunden, kann man das auch anderen zugestehen. Das kann meiner Meinung nach sehr entspannend sein, nicht mit der individuellen Perfektion, die jeder Mensch in sich trägt und auf seine Weise verwirklicht, konkurrieren zu müssen. Der Spannungsbogen besteht nur im Inneren zwischen Ideal und aktuellem Zustand.

King beschreibt, wie Kritik unseren Selbstwert verletzen kann. Gerade derjenige, der die äußere Bestätigung sucht spürt Mangel und Versagen und wird auf seine Selbstkritik zurückgeworfen. Belastet jede noch so kleine Kritik, hat man sich den Strick selber eng um den Hals gelegt - den gewünschte kritikfreie und erhabene Zustand ist im Alltag selten erreichbar. Ein solches Ideal ist ein Garant für stete Unzufriedenheit.

Wir dürfen uns den Wunsch nach Bestätigung gerne eingestehen und auch wenn viele Traditionen die Negativität des Vergleichens betonen - so ganz ohne Vergleich wäre eine Einschätzung des Selbstwerts, des Erreichten und zu Erreichenden nicht möglicht. Ein gesunder Stolz vermittelt Zufriedenheit und ist Nährboden für die Qualitäten, die in uns wachsen wollen.

Speziell in Deutschland ist der Begriff "Stolz" aus geschichtlichen Gründen - siehe Drittes Reich - eher negativ besetzt, obwohl der Stolz auf eine erbrachte Leistung sicher verständlich und auch nicht negativ ist.

Manche Menschen mögen auch nicht, das andere "stolz" sind, vielleicht weil sie selbst keinen Grund haben, auf sich stolz zu sein und sie deshalb neidisch sind.

Natürlich ist aber die Grenze zwischen "Stolz" und "Angabe" fliessend.

Stolz auf sich selber sein wirkt, als wäre man ein Angeber.