Warum ist die Gesangsstimme von Kunstliedern in der Partitur nicht oktaviert?
Wir besprechen im Musikunterricht gerade romantische Kunstlieder (z.B. Schuberts Winterreise und Schumanns Dichterliebe). Mir ist aufgefallen, dass, obwohl die meisten Kunstlieder von männlichen Stimmen (zb Tenor) gesungen werden, die Gesangsstimmen in der Partitur eigentlich nur im Violinschlüssel stehen. Aus dem Chorunterricht kenne ich es so, dass Bassstimmen im Bassschlüssel stehen und Tenorstimmen im oktavierten Violinschlüssel. Ist das bei Kunstliedern nicht der Fall? Oder sind die meisten Kunstlieder originell für weibliche Stimmen komponiert?
2 Antworten
Gerade Schubert hat viele Lieder für einen befreundeten Tenor geschrieben. In der Regel aber ist es auch im Interesse der Komponisten, wenn Männer und Frauen ihre Lieder singen können. Problematisch wird es, wenn der Text ein bestimmtes Geschlecht intendiert, aber auch da drückt man gerne ein Auge zu, damit z.B. auch Frauen die "Winterreise" singen können. Insofern ist es überflüssig, einen oktavierenden Violinschlüssel zu schreiben. Für die Position der Noten macht es ja keinen Unterschied.
Dass man bei tiefen Stimmen den Violin- und nur selten den Bassschlüssel verwendet, liegt daran, dass Männer zwar den Violin-, aber nicht alle Frauen den Bassschlüssel lesen können.
Ist wohl nur bei Chorwerken, Opern etc. üblich.
Lieder überlässt man gern dem universellen Gebrauch. Liegt irgendwie im Wesen des Liedes.