Warum ist Aristoteles der Meinung, dass Glück nur in einer guten Gemeinschaft bzw. in einem guten Staat möglich ist?

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Aristoteles meint, Glückseligkeit sei in vollem Umfang nur in einer guten politischen Gemeinschaft/einem guten Staat möglich.

Sonst wird die Lebensform des Handelns in Beziehungen zu anderen beeinträchtigt

Glückseligkeit hängt mit der Entfaltung von Fähigkeiten und Naturanlagen zusammen, indem das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) verwirklicht wird, die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der Seele und ein entsprechendes Handeln.

Der Mensch ist nach seinen Fähigkeiten und Naturanlagen ein soziales/politisches Lebewesen. Außerdem bietet eine politische Gemeinschaft/ein Staat mehr Chancen auf viele äußere Güter und ein gutes Leben.

Aristoteles, Politik, Buch 1, Kapitel 2, 1153 a wird der Mensch als seiner Natur/seinem Wesen (griechisch: φύσις [physis] = Natur, Wesen) nach (ausgedrückt mit dem Dativ φύσει) politisches/auf eine politische Gemeinschaft ausgerichtetes/staatenbildendes/staatsbezogenes Lebewesen bezeichnet (φύσει πολιτικὸν ζῷον).

Der Mensch bedarf des Staates, um seine Möglichkeiten (seine Anlagen, die in ihm steckenden Fähigkeiten) voll zu verwirklichen. Der Staat ist die Voraussetzung, um das Ziel eines guten Lebens zu erreichen.

Der Mensch hat nach Auffassung von Aristoteles Anlagen zu sozialem Verhalten und Sprache bzw. Vernunft/vernünftiger Überlegung.

Sprache kann dazu dienen, das Nützliche und Schädliche und daher auch das Gerechte und Ungerechte darzulegen. Den Menschen ist eigentümlich, ein Empfinden für gut und schlecht, gerecht und ungerecht und Ähnliches zu haben.

Das Zusammenleben und die Kooperation (Zusammenarbeit) mit Mitmenschen in einem Staat (einer Polis [griechisch: πόλις]) entspricht nach Auffassung des Philosophen Aristoteles der Natur/dem Wesen des Menschen. Der Mensch kann nicht gut isoliert existieren. In einer Gesellschaft/Gemeinschaft gibt es mehr Möglichkeiten zu Schutz, der Herstellung und Beschaffung von Gütern und des Austausches von Gedanken. Der Staat (die Polis) ist in dem Sinn vollendete Gemeinschaft, alle anderen Gemeinschaften zu umfassen und ein höherstufiges Ziel zu haben. Er entsteht zwar um des Lebens willen (faktisches Überleben), existiert aber wegen des guten Lebens. Die politische Gemeinschaft bietet günstige Chancen für das Daseinsziel Glück.


helooo642 
Beitragsersteller
 05.12.2021, 18:21

Vielen Dank, für Ihre hilfreiche Antwort!

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Der Mensch galt als zoon Politicon in der Antike, also ein Soziales Tier. Zudem wurde das Menschsein oft mit Vernunft und Moral verbunden, beides nur (laut denen) in der Gemeinschaft realisierbar.