Warum hatte die Feuerwehr früher Lederjacken?

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Hallo d4artz,

früher wurden eine ganze Menge verschiedene Materialien im Feuerwehrdienst verwendet. Man hat zum einen immer geforscht, um Kleidung funktionaler, sicherer und bequemer zu machen und dabei verschiedenste Materialien ausprobiert, zum anderen aber auch (aus Kostengründen) das genommen, was gerade verfügbar war.

So wurde beispielsweise oft auf militärische Ausrüstung zurück gegriffen, vor allem nach den Kriegen, wenn diese "im Überfluss" vorhanden war.
Anfang des letzten Jahrhunderts hat man z.B. beim Militär lederne "Pickelhauben" (Helme) ausgemustert, da diese beim Kampf auf Distanz zu auffällig waren. Bei der Feuerwehr, wo man sich nicht tarnen muss, fanden die hingegen noch lange Verwendung und schützten vor herunter fallenden Trümmern.
Nach dem WK II wurden die alten Wehrmachts-Stahlhelme oft nur um- oder überlackiert und dann noch jahrzehnte lang bei den Feuerwehren genutzt. Genauso wie teilweise auch Uniformen, die dann umgefärbt und umgeschneidert wurden.

Lederjacken bei Feuerwehren sind mir vor allem aus den USA bekannt, fanden aber sicherlich auch in Deutschland Verwendung.
Bei uns wurde bis Ende der 1980er Jahre hinein oft nur Baumwollkleidung (Arbeitshose und -jacke oder Overall) getragen und ggfs. noch eine orange Regenjacke in Verbindung mit einfachen Gummistiefeln. In den 1990er Jahren kamen dann orange Überjacken hinzu, die aber ebenfalls aus Baumwolle bestanden und nicht im geringsten gegen Hitze oder Kälte geschützt haben.
Die erste für den Innenangriff geeignete, hitzebeständige Schutzkleidung wurde um die Jahrtausendwende beschafft. Aber auch in den lezten 20 Jahren hat sich die Bekleidung enorm verändert. Sie ist multifunktionaler geworden, sicherer - und durch neue Mterialien vor allem leichter.

Brände verändern sich im Laufe der Zeit. Andere Bauweisen der Häuser, andere Baumaterialien, andere Technik.
Früher bestanden die Gebäude häufig aus Naturmaterialien wie Holz, Reet/Schilf etc. und brannten leichter und schneller. Da konnte man dann nur noch aus der Entfernung von außen löschen und den Rest niederbrennen lassen.
Heute entwickeln sich Brände langsamer, Alarmierung (Handy, Funkmeldeempfänger, ...) und Eintreffen der Feuerwehr hingegen schneller. Man kann also häufig noch ins Gebäude eindringen und einen Komplettschaden verhindern. Dadurch kommt man aber zwangsweise näher ans Feuer heran als in den Jahrzehnten zuvor. Und das bedeutet wiederum, dass man eine andere, widerstandsfähigere Schutzbekleidung benötigt.

Leder ist bei großer Hitze nicht geeignet, schrumpft und verhärtet. Deshalb ist sie für die heutige Einsatztaktik der Feuerwehr, wo man enorm dicht ans Feuer heran geht und sich entsprechend hohen Temperaturen aussetzt, nicht mehr brauchbar. Zudem führt sie durch eine schlechte Luftzirkulation bei Einsätzen an heißen Tagen <(z.B. Technische Hilfeleistung) zu Hitzestau unter der Jacke, so dass der Träger leichter dehydriert. Das bekommen moderne, mehrlagige Materialien heute viel besser hin.

Im Grunde ist das so ein bisschen wie mit dem Huhn und dem Ei... was war zuerst da? ;-)
In diesem Falle: Haben die veränderten Brände und die damit verbundene Einsatztaktik zur Entwicklung neuer Schutzbekleidug geführt oder hat neue Schutzbekleidung erst ein anderes Vorgehen (und näheres Herankommen an den Brandherd) ermöglicht?
In Summe wohl von beidem etwas bzw. beides hat sich gegenseitig begünstigt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

d4artz 
Beitragsersteller
 16.09.2018, 01:08

Danke für die Mühe! Schön erklärt.

LG

Jan

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Gut Behandeltes Leder ist ordentlich Hitzeriessistent kann Mechanische Kräfte sehr gut aufnehmen...

Aber... Wenn Leder Nass war und Falsch Trocknet zieht es sich zusammen und wird Brüchig.

Zudem ist Leder recht Starr moderne Einsatzkleidung ist wesentlich Weicher und gibt mehr Bewegsngsfreiraum.

Zudem ist Leder zwar relativ Hitzeressistent aber wenn man im Brandraum mit 200 oder 300c Temperatur ist und Wasser auf das Brandgut abgibt dann kommt einem eine Verdammt warme Wasserdampfwolke entgegen moderne Einsatzkleidung hat dafür Gesonderte Dampfsperren und Membranen einlaminiert ein Lederstück hält der Belastung bei weitem nicht so gut Stand.

Die einzigen Bereiche wo aktuell noch Leder in Verwendung ist sind die Stiefel aber die sind auch recht Starr und sind inzwischen auch mit Membranen usw verarbeitet eine Jacke daraus bauen wär unmöglich da könnte man sich nicht bewegen.

Die 2. Sache sind Handschuhe deren Hauptaufgabe der Schnittschutz ist also für Technische Hilfeleistungen und generell alles wo es nicht zu Warm wird sind Lederhandschuhe super.

Und das Nackenleder ein Teil das am Helm hinten runter hängt wird auch oft noch als Leder gefertigt das Soll verhindern das von Oben irgendwelche gefährlichen Sachen in den Jackenkragen rein Tropfen.

Die Zeiten das Einsatzkleidung aus Leder waren ist schon eine ganze Weile rum wir haben inzwischen Schutzkleidung ( Consultiv Fireliner ) der liegt bei ca 700€ für die Jacke und 500€ für die Hose dafür halten die im Winter Warm, im Sommer halbwegs Kalt, im Brandraum am Leben und wenn man sie Anzieht fühlen die Teile sich super Weich an man könnte meinen das isssn Schlafanzug ;D

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Maschinist /Servicetechniker für Feuerwehr Einsatzfahrzeuge

Früher war es das beste was sie gegen die Hitze hatten. Heute gibt es besseres. Nomex z. B.


d4artz 
Beitragsersteller
 15.09.2018, 13:05

Danke!

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