Warum haben Menschen ein mulmiges Gefühl wenn sie an die eigene Sterblichkeit denken?

4 Antworten

Ich finde diese Aussage schon seltsam, denn sie verallgemeinert etwas, dass definitiv kein allgemeines Gefühl ist. Ich glaube es gibt viele denen nicht mulmig dabei wird. Doch es wir auch einige geben denen mulmig wird.
Sterblichkeit oder der Tod wird in dieser Gesellschaft sehr mit Angst oder Unbehagen belegt. Es ist schlimm alt zu werden, es ist schlimm zu vergehen oder sollte man sagen es ist schlimm sich zu verändern. Dabei ist nichts von alldem schlimm. Das alles ist gut. Die Kinder lernen von ihren Eltern, dass man traurig ist wenn jemand stirbt. Es gibt Religionen in denen sie den Tod feiern. Wir werden das Gefühl zum Thema Sterblichkeit haben, dass uns beigebracht wurde oder dass wir uns später selbst beigebracht haben. Das Wort Sterben kann aber auch schlimmer wahrgenommen werden als Tod, weil das Sterben ein Weg hat. Und meist ist es ein Leidensweg. Die Menschheit ist heute so krank wie nie zu vor. Immer mehr leiden an irgendetwas und im Alter wird es immer schlimmer und das gehöre zur Vergänglichkeit. Ein solches Bild haben wir uns erschaffen. Und so werden wir es erleben, wenn wir davon überzeugt sind.

Das ganze Leben ist Ansichtssache. Man sieht was man sehen will und man fühlt wie man gelernt hat damit umzugehen. Vielleicht sprechen wir auch einfach zu wenig über das Thema, denn dann würde man sich mehr damit auseinandersetzen und es wäre einem weniger unangenehm darüber zu sprechen, wenn man schon zeitig damit anfängt.
Können wir uns denn vorstellen was passiert wenn wir sterben? Die Tatsache, dass es viele verschiedene Religionen mit jeweils ihren Erklärungen dazu gibt macht die Sache nicht leichter. Wer sich etwas vorstellen kann, der wird sich sicher sein was passiert und er muss sich nicht fürchten, es sei denn er glaubt an die Hölle. Der Tod und das Sterben ist eine Erfahrung die man nur einmal macht und die meisten glauben auch, dass sie keine Entscheidungsgewalt darüber haben.

Das Leben ist so wie wir es sehen. Jeder Lebt sein eigenes und jeder entscheidet somit auch selbst über jede Phase davon. Bewusst oder unbewusst. Dinge die unbewusst passieren machen manchen sicher auch Angst.
Wie ein Mensch fühlt hängt immer davon ab, wie er aufgewachsen ist und was er gelernt hat und wofür er sich entscheidet.

Puuuh, na da fasst Du ja ein großes Thema an :-)

Mir fallen dazu viele Aspekte und auch Fragen ein, und die will ich Dir gern zur Verfügung stellen:

Menschen, die religiös sind, die einen tiefen Glauben empfinden (egal welchen!), haben meist deutlich weniger Angst vor dem Tod. Weil sie überzeugt sind, also "wissen", dass der Tod nicht das Ende ist.

Unsere Gesellschaft ist ausgesprochen materialistisch geprägt, es geht vorwiegend darum, was man hat (Besitz, Karriere, tolle Freunde usw.) und seit einigen Jahren ganz besonders darum, wie ich es präsentiere (facebook, Insta…). Das hat zur Folge, dass der Tod einzig mit Verlust gleichgesetzt wird: Alles, was man hat, ja, sogar alles, was man ist, verliert man. Man verliert quasi sich selbst. (Die Frage, die sich unmittelbar an Deine anschließen dürfte: Wer oder was ist es denn, dieses Selbst?)

(Eine weitere Frage: Ist all diese Selbstdarstellung im Netz womöglich nichts anderes als der verzweifelte Versuch, sich zu ver-ewigen und so der eigenen Sterblichkeit zu entkommen? Aber das führt an dieser Stelle nun wirklich zu weit… ;-)

Hinzu kommt, dass das gesamte Thema des Sterbens im allgemeinen gerne verdrängt wird. Die hilfsbedürftige Oma wird ins Altenheim gepackt, "50 ist das neue 30", "70 das neue 50", wir bleiben ewig jung, tun jedenfalls so, die Schönheits-Industrie boomt wie nie zuvor, Antifalten, Antiaging, operative Korrekturen bis zur totalen Entstellung, hurra, wir leben ewig! --- Die "Mulmigkeit" beim (gelegentlichen) Gedanken an den Tod wird dadurch ja noch viel größer, denn zur Ungewissheit, die das Ende naturgemäß mit sich bringt, gesellt sich die Mulmigkeit angesichts eines Ereignisses, mit dem man sich schlicht noch nie gedanklich auseinander gesetzt hat - und das dennoch seit dem Augenblick unserer Geburt unausweichlich ist. Das unbewusst Schwelende macht es mulmig; es verändert sich, sobald man sich das ganze Thema bewusst ansieht und es reflektiert. (Gruß an Deinen Lehrer: Tolle Aufgabe! ;-)

Früher war es üblich, bisweilen wird es heute noch so betrieben, Verstorbene aufzubahren, damit sich alle Lebenden noch einmal persönlich von dem Menschen verabschieden können. Dieses Ritual fand nicht selten sogar in den privaten Wohnräumen statt. Da lag also der Opa auch als Toter noch eine Weile im Wohnzimmer herum - so natürlich wurde der Tod ins Leben integriert.

Eine weitere Frage: Angst vor dem Tod oder vor dem Sterben?

Sicher kommen manchmal noch ganz weltliche, pragmatische Erwägungen hinzu, die mit unseren Bestattungskonventionen zusammen hängen: Was, wenn ich nicht wirklich tot bin?? Lebendig im Sarg unter der Erde, brrrrrrr, eine in der Tat äußerst gruselige Vorstellung.

Übrigens habe ich mich mal mit einer schwer kranken Frau unterhalten. Sie hatte erstaunlicherweise überhaupt keine Angst vor dem Tod. Sie war weitgehend (und fortschreitend) bettlägerig, hatte längst Beruf und auch Freunde verloren, konnte fast gar nicht mehr an etwas teilnehmen, das sich "Leben" nennen ließe, und litt täglich unter starken Schmerzen. Mit den Jahren hatte sie gelernt, die ganz kleinen Geschenke des Lebens dankbar anzunehmen, und sie sagte mit wissendem Lächeln, dass diese scheinbar kleinen Dinge in Wahrheit die ganz großen seien - und sie wirkte auf mich…ja, tatsächlich fast glücklich. So in sich ruhend. Glücklicher als die allermeisten anderen Menschen, die ich kenne. Es war keinesfalls so, dass sie sich den Tod wünschte! Sie war bloß tief einverstanden mit ihm. Dabei war sie nicht einmal Mitte 40.

Ach ja, und noch etwas: Wenn ich Dein Lehrer wäre, würde ich mich freuen, wenn Du Deine ganz persönlichen Gedanken und Gefühle dazu teilen würdest. Also nicht (nur) "warum ist das mulmig für die Menschen", sondern auch "der Gedanken an mein eigenes Ende löst in mir folgendes aus:…"

Ich nicht. Weil wenn vor meiner Geburt was schlimmes gewesen wäre,kann ich mich nicht daran erinnern,denke hinterher wird es ähnlich sein. Weil der Mensch im allgemeinen,Angst vor der Ungewissheit hat.

ich kriege ein mulmiges Gefühl weil (wahrscheinlich) danach nichts ist und alles was ich erlebt und gelernt habe für nichts ist. Aber wenn man in die zukunft blickt wird die Menschheit mit 100% Wahrscheinlichkeit aussterben.