Warum gibt es in südlichen Ländern mehr laktoseintolerante Menschen?

5 Antworten

Soweit ich mich erinnere ist es genau anders herum.

Der Mensch und alle Säugetiere sind normalerweise laktoseintolerant.

Als Säugling wird das Enzym Laktase gebildet, daß es ermöglicht den Milchzucker zu spalten. Im laufe der Entwöhnung vom Stillen sinkt die Fähigkeit zur Laktasebildung auf 10 %.

Nur bei Nordeuropäern hat sich eine Genveränderung durchgesetzt, so daß weiterhin Laktase gebildet wird. Diese Veränderung hat zu einem evolutionären Vorteil geführt, da dadurch eine Milchwirtschaft möglich ist und somit eine sehr effiziente Ernährungsquelle erschlossen werden konnte.

Somit breitet sich diese Persistenz der Laktasebildung weiterhin aus. Und hat Europa von Norden nach Süden durchdrungen. Bei Deutschen liegt der Prozentsatz bei 85% (d.h. 15% sind loktoseintolerant). Im Mittelmeerraum liegt sie bei 50%. In Italien ist es schön zu erkennen: im Norden bei 40% (Laktoseintoleranz) im Süden bei >50% (Laktoseintoleranz).

In Ost-Asien ist diese Genveränderung noch kaum angekommen, deshalb sind es dort noch >90% laktoseintolerant. 
In Indien ist auch ein deutlcher Anstieg von Norden (30%) nach Süden (70%) der Laktoseintoleranz.

Bevölkerungen, die zum Großteil aus europäischen Ahnen abstammen haben eine ähnlich hohe Persitenz wie wir. (Weiße in Nordamerika, Australien.)


bergquelle72  14.02.2017, 18:34

Diese Erklärung ist ein schönes Beispiel, daß Evolution auch heute (seid der letzten Eiszeit) in den letzten 10000 Jahren nachgewiesen werden kann.

Natürlich ist bei heutiger stabiler Ernährungslage der Selektionsdruck gering. Kein Mensch stirbt mehr weil er kein Milch verträgt und kann deshalb seine Gene nicht mehr weitergeben. Oder besser anders herum: wer Milch trinken kann lebt nicht besser oder länger und kann nicht deshalb mehr Nachkommen zeugen oder gebären.

Aber vor wenigen hundert Jahren hat genau das noch gegolten.

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Das hängt mit der Entwicklung der Milchwirtschaft zusammen. Begonnen hat die Nutzung tierischer Milch vermutlich im heuteigen Anatolien vor ca. 7500 Jahren. Anfangs hat man nur Produkte verzehrt, welche durch Milchsäuregärung kaum Laktose enthielten. In Nordeuropa wird man dann vermutlich irgendwann damit begonnen haben die Rohmilch zu trinken, sodass die Menschen mit der Mutation für eine anhaltende Laktosetoleranz einen Vorteil hatten, welche sich dann in der Population durchgesetzt haben.

Letzteres ist aber eher Vermutung, denn bisher kann man nicht zurückverfolgen was und wie da genau geschehen ist, dass sich die Toleranz durchgesetzt hat.

Die Intoleranz ist eigentlich der "Normalzustand". Die Toleranz  ist eine echte Mutation, die sich in Nordeuropa durchgesetzt hat. Nicht, weil hier so viel Milchprodukte verzehrt wurden, sonder weil sie offenbar evolutionäre Vorteile bietet (bei diesem Klima).

Nicht in "südlichen Ländern" sondern im ganzen asiatischen Raum ist die Laktoseintoleranz weit verbreitet (mehr als 50%). 

Laktosetoleranz ist ein Gendeffekt der sich in unseren Breitengraden durchgesetzt hat, da wir eben viele Milchprodukte essen. In Ländern wo die Laktosrintoleranz verbreitet ist wurde auch geschichtlich gesehen nicht viel davon gegessen (China z.B.)