Warum geht es einem besser nachdem man etwas aufgeschrieben hat?

9 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Beim Schreiben setzen wir uns mit den Dingen auseinander, die uns tief im Inneren beschäftigen. Mit Ängsten und Wünschen, mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen. Wiederkehrende Tendenzen lassen sich auf diese Weise sichtbar machen. Beim therapeutischen Schreiben geht es weniger um das kreative Schreiben, sondern in erster Linie um das Führen eines Therapietagebuchs. Ähnlich wie das Sprechen in Therapiesitzungen ist das Schreiben hier eine Form des Selbstausdrucks. Der Schreibende handelt nicht nur, sondern kann das Ergebnis seines Handelns betrachten. In chronologischer Abfolge findet sich ausgebreitet vor ihm ein Auszug seines Lebens. Da es nicht für jemanden anderen zur Einsichtnahme gedacht ist, ist die Möglichkeit zur höchstmöglichen ehrlichen Auseinandersetzung gegeben. Regelmäßiges Tagebuchschreiben hilft dabei, Gedanken und Gefühle besser verstehen und einordnen zu können. Es fördert die Fokussierung auf das eigene Selbst, die eigene Selbstreflexion, und stimuliert obendrein die Konzentrationsfähigkeit.

Der positive Effekt von Schreiben als Technik zur Selbsthilfe bzw. als ergänzende Therapiehilfe ist Gegenstand zahlreicher Bücher. Ängste und belastende Erlebnisse zu verschriftlichen, stärkt unseren Geist nachhaltig. Das Schreiben hilft dabei innezuhalten, um den inneren Halt wiederzufinden. Es wirkt sich positiv bei langwierigen physischen Erkrankungen aus und hat die Kraft, depressive Symptome zu lindern. Ein Blick auf die Literaturgeschichte verdeutlicht die immense Kraft des Schreibens als Bewältigungsstrategie. Man denke an Franz Kafkas „Brief an einen Vater“ oder an Anne Franks „Tagebuch“. Auch der 2013 an einem Hirntumor verstorbene Schriftsteller Wolfgang Herrndorf verarbeitete die Krankheit und den gewissen Tod schreibend auf seinem Blog „Arbeit und Struktur“.

Das Führen eines Tagebuchs kann kreative Prozesse anstoßen, die die Selbstveränderung positiv stimulieren. Das Ich steht dabei stets im Mittelpunkt und darf sich in seiner vollen Bandbreite beleuchten, verbalisieren, seinen Ängsten und Gefühlen vollste Aufmerksamkeit schenken. Das Schreiben fördert die Reflexion, die Auseinandersetzung mit sich selbst, und hilft dabei, Unstimmigkeiten, vage Gefühle etc. zu benennen. Was des Blattes würdig ist, bestimmt allein der Schreibende. Ein „falsches“ Schreiben gibt es nicht!

 

Ich sag dir warum. Weil man dadurch Distanz verschafft zwischen sich und seine Gefühle.

Ich konnte mit Schreiben/Gedanken sehr viel mehr für mich ausdrücken.

Manchmal hab ich so losgeschrieben über den furchtbaren Tag.

Manchmal hab ich gedichtet und es hat sich ein "dazwischen" entwickelt.
Hat etwas Spass gemacht - ich glaube daran ohne , weil ich mich als positivem Menschen empfinde.

Das ist Deine Erlebnisse analysierende Therapie.

Etwas schriftlich auszuformulieren, zwingt einen dazu, das Erlebte zu durchdenken und zu bewerten. Sofern man sprachlich einigermaßen vernünftig beisammen ist, kann sowas sehr gut dabei helfen, sich aller Aspekte eines Erlebnisses und der Gefühle dazu bewusst zu werden und sie unvoreingenommen zu verarbeiten.