Warum gehört Schach zu den Rittertugenden?
Verbessert Schach das militärische strategische Denken?
4 Antworten
Schach war im Mittelalter ein Spiel der oberen gesellschaftsschichten, auf dass sich Ritter, die eben jener angehört haben, natürlich auch verstehen sollten. Eine der anderen typischerweise genannten "7 Rittertugenden" ist die Dichtkunst, auch die hat mit dem Kriegerischen dasein als Ritter erstmal wenig zutun, war aber auch eine kulturelle Erwartung an ein Mitglied der oberen Gesellschaftsschichten.
Natürlich trägt der Militärstrategische Aspekt den Schach beinhaltet auch dazu bei dass es in diesen Kreisen so populär wurde, dieser Aspekt ist aber nicht der Hauptgrund dafür dass Schach zur Rittertugend erhoben wurde.
Auch war man sich damals Schon bewusst dass ein begnadeter Schachspieler nicht unbedingt ein begnadeter Militärstratege ist, selbst in Arabien in dem der Vorgänger des modernen Schachs wirklich sehr populär war und einige Spieler sogar in der Lage waren nur vom Spielen allein zu leben.
Auch Psychologisch gesehen lässt sich sagen dass Schach nicht unbedingt die Strategischen Fähigkeiten im allgemeinen verbessert, sondern vor allem von erlernter Pattern Recognition gebrauch macht.
Im übrigen geht das Verständniss was der Begriff "Rittertugend" umfasst deutlich auseinander. Die "Septem probiates"/7 Rittertugenden sind eher eine Erscheinung des späteren Hochmittelalters im 13. Jahrhundert. Und sind vorallem in den südlichen Teilen Europas verbreitet gewesen.
Nicht weil es nicht so gewesen ist dass auch vorher schon eine Vielzahl von Rittern Schach, bzw. derzeit noch den Vorgänger des Schachs, Shataranj gespielt hätten, oder weil es in den Nördlichen teilen Europas kein Schachspiel gegeben hätte, sondern eher weil der Begriff der (Ritter-)Tugend nicht so eindeutig definiert war, es auch Regionale unterschiede gab, und diesem Begriff nicht unbedingt 7 Bestimmte Disziplinen Inne waren.
die Tugend im Hochmittelalter in Deutschland hat vorallem persönliche (P) und soziale (S) normen umfasst. Zitat Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ritterlichkeit):
- diemüete: Demut (S)
- êre [eːrə]: ritterliches Ansehen, Würde (P)
- güete: Freundlichkeit (S)
- hôher muot [ˈhohər ˈmu.ɔt]: seelische Hochstimmung (P)
- höveschkeit: Höfischkeit, Höflichkeit (S)
- manheit: Tapferkeit (S)
- mâze [ˈmaːsə]: maßvolles Leben, Zurückhaltung (P)
- milte: Freigiebigkeit, Großzügigkeit (S)
- minne: Dienstbare, hingebungsvolle Liebe (P)
- stæte: Beständigkeit, Festigkeit (P)
- triuwe [ˈtryvə]: Treue (S)
- werdekeit: Würde (P)
- zuht [ˈtsʊxt]: Erziehung nach festen Regeln, Anstand, Wohlerzogenheit (P)
Dazu sollte angemerkt sein dass das Schachspiel sich auch erst im späteren verlauf des Hochmittelalters in Europa etabliert hatte, und sich wie gesagt vorallem im Südlichen Europa stark verbreitete, eben durch die enger geknüpften Handelsbeziehungen zu den Arabern, die das Spiel (damals wie gesagt noch nicht Schach sondern Shataranj) überhaupt erst nach Europa gebracht haben.
Im Hochmittelalter war das in Europa verbreitete Schachspiel auch noch nicht das Spiel das wir heute kennen, damals haben sich die Regeln von Alfons X. von Kastilien und Leon am stärksten durchgesetzt, damit war das Spiel was die regeln angeht immer noch deutlich näher am arabischen Shataranj als am modernen Schach.
im 15. Jahrhundert setzten sich, zugunsten einer schnelleren Spielweise, die modernen Schachregeln mit der heute gültigen Gangart für Läufer und Dame, sowie Doppelzügen für Bauern durch. Das ist dann Quasi der Anfang dessen was wir heute als Schach kennen. Allerdings war Schachtheorie damals bei weitem noch nicht so weit wie heute, und die Spielweise war sehr romantisiert, beinhaltete deutlich mehr Figuren-Opfer und weißt im allgemeinen einfach deutliche unterschiede zum modernen Schach auf.
erst im 18. Jahrhundert wurde das Spiel zum allgemeinen Kulturgut und etablierte sich in allen Gesellschaftsschichten, hier beginnt dann im Grunde auch das moderne, ich sage mal "kalte, logische, kalkulierende" Schach das wir heute kennen.
Ansich ist die Geschichte dieses Spiels wirklich interessant, vor allem weil zu diesem Thema, vorallem in der zeit vor 950 und nach 1450 wirklich viel dazu erhalten ist. Dazwischen macht sich das "Dunkle Mittelalter" leider stark bemerkbar. Auch hier gibt es aufzeichnungen, aber nicht in der Hülle und Fülle wie aus der Zeit davor und danach.
aus dem 10.ten und 15.ten Jahrhundert sind sogar komplett dokumentierte Partien erhalten.
Schach ist Krieg in spielerischer Form.
Das Schachspiel ist historisch auch aus der Darstellung oder Nachstellung kriegerischer Handlungen entstanden.
Das strategische Denken wird durch Schach auf jeden fall verbessert!
Schach ist ein strategisches Spiel und trainiert das Hirn