Warum erfüllt Gott nicht jedes Gebetsanliegen?
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
So steht es in Matthäus, Vers 7,7.
Ich kann es leider nicht bestätigen. Zeit meines Lebens bin ich Suchender Christ und warte sehnlich auf ein Zeichen von Gott.
Ich bete, wie es die Bibel fordert "ohne Unterlass" (Thessalonicher 5:16-18). Johannes 5:14 sagt "Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns." Doch warum hört er angeblich nur, handelt aber nicht.
Ich besuche seit einem Jahr einen Hauskreis mit einer großen Gebetsrunde. Ich möchte sagen, dass maximal 20 % der Gebetsanliegen erfüllt werden. 80 % werden nicht erfüllt oder wir warten vergebens trotz beharrlichem und ernsthafter Gebetsgemeinschaft. Es ist nicht so, dass wir abgehoben sind und um einen Geldsegen in Form eines Lottogewinns oder andere materielle Dinge beten. Es geht hier eher um Alltägliches. Da klappt es mit der Schwangerschaft eines Paares nicht, ein Kranker leidet und leidet, ein Mitglied wird gekündigt und findet keinen neuen Job mehr in der näheren Umgebung. Wie oft haben wir dafür gebetet? Und wie oft ist etwas Gutes passiert - genau: gar nicht. Genauso im Gottesdienst: Frieden für die Welt. Aber es wird immer schlimmer.
Wenn tatsächlich ein Gebet scheinbar erhört und erfüllt wird, stürzt man sich voller Freude und Dankbarkeit darauf - was ja auch gut ist - aber war Gott wirklich am Werk? Oder sind es einfach die Umstände, Gegebenheiten, Zufälle.
Wie ihr merkt, ich rücke immer mehr vom Glauben ab und bin großer Zweifler geworden, da vieles immer unklar und fraglich bleiben wird.
Wie sind eure Erfahrungen mit Gebeten und ist es Gottes Plan, wenn ein Mensch leidet, keine Kinder bekommen kann, den Job verliert, Kriege wüten - obwohl er doch so groß und allmächtig ist und man ihn freundlich und voller Demut darum bittet, dass sich alles zum Guten wenden möge?
15 Antworten
Das ist das Problem, wenn man an einen Gott glaubt.
Man kommt irgendwann zu der Erkenntnis, dass er an den schlimmen Dingen, die überall auf der Welt passieren, entweder nichts ändern kann oder, dass er daran nichts ändern möchte.
Er kann also nicht gleichzeitig allmächtig und gut sein.
Gläubige Menschen können nur dann an einen guten Gott glauben, wenn sie Gott nicht mit den selben moralischen Maßstäben messen, die sie für Menschen ansetzen. Und das halte ich für falsch.
Das ist falsch.
Und direkt darauf folgt ein sehr langer Text, der im Prinzip exakt das bestätigt, was ich geschrieben habe. Es gibt ja auch nur die beiden Möglichkeiten. Entweder Gott kann nichts ändern, er ist also nicht allmächtig, oder er kann etwas ändern, entscheidet sich aber dagegen. Aus welchen Gründen auch immer.
Und wenn zweiteres der Fall wäre, dann wäre er gemäß meiner moralischen Anschauungen böse.
Ich bin gläubig und ich sehe das etwas differenzierter
Ist das tatsächlich so? Misst du Menschen tatsächlich nach exakt den selben moralischen Grundsätzen, wie Gott?
Mal angenommen ich könnte Krebs heilen, einfach so, ohne Aufwand. Aber statt es zu tun schaue ich Kindern dabei zu, wie sie an Krebs sterben und bleibe völlig untätig.
Du würdest mich nicht für einen schlechten Menschen halten?
Beim Beten geht es ja nur darum, seine Sorgen zu erzählen und Hoffnung zu schöpfen. Vielen Menschen geht es gleich viel besser, wenn sie das Gefühl haben, sie seien nicht allein, ihnen werde zugehört. Dass der Krebspatient vollständig geheilt wird oder jemand den Jackpot knackt, ist dabei nur reiner Zufall. Aber wenn man möchte, kann man eben Gott dafür verantwortlich machen. Das ist einfacher, als zu glauben, dass es für überhaupt nichts einen Grund gibt, geschweige denn einen Sinn. Das gleiche gilt für all die Regeln. Du sollst keinen Sex vor der Ehe haben, nicht bis zur Völlerei essen, nicht stehlen und so weiter. Alles Regeln, die zweifellos von Menschen geschaffen wurden, um der Gesellschaft in friedliche und geordnete Bahnen zu verhelfen. Ein Gott hätte von all dem schließlich nichts. Es dürfte ihn nicht mehr interessieren, als die Zerstörung unseres Planeten, die er mit einer Häufung von Umweltkatastrophen vorantreibt.
Nönö, so nicht. Klar sind Bittgebete heutzutage, vor allem von der Theologie, schwer verpönt. Wie sollte es auch anders sein? (Fast) jeder Trottel hat ja mittlerweile gecheckt das Gott keine Gebetswünsche erfüllt. Wenn man nicht in TrumpUSA oder Afrika lebt.
Aber, sich jetzt, mal wieder drauf rausquatschen, Beten wäre ja eigentlich ganz anders gemeint gewesen, ist unredlich.
Selbst in dem vom Juden Jesus (vermutlich) formulierten, später beschlagnahmten "Vater Unser" geht es ja um Wunscherfüllung. Von "Bittet so wird euch gegeben" mal ganz abgesehen.
Das sich der Trend dann in Dank- und Smalltalkgebete gewendet hat ist nur mal wieder eine Abkehr vom ursprünglichen Glauben.
"Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns." Doch warum hört er angeblich nur, handelt aber nicht.
Vermutlich haben viele eine falsche Vorstellung von einem gebet und sehen es gerne als eine Art Wunschzettel der erfüllt werden soll. Ein Gebet ist aber meiner Auffassung nach eher eine Art Gespräch, wo man seine Sorgen und Gedanken äußert. Stelle dir einmal vor, jeder der betet würde jeden Wunsch erfüllt bekommen den er gerade hat. Es wurde wohl im Chaos enden und was für den einen positiv wäre, könnte für einen anderen ein ernsthaftes Problem werden.
Wenn tatsächlich ein Gebet scheinbar erhört und erfüllt wird, stürzt man sich voller Freude und Dankbarkeit darauf - was ja auch gut ist - aber war Gott wirklich am Werk? Oder sind es einfach die Umstände, Gegebenheiten, Zufälle.
Das ist vollkommen normal. Egal wie groß das Wunder wäre, dass du erfahren würdest, selbst wenn dein Gott plötzlich vor dir stehen würde, du würdest das Erlebnis und alles davor verbundene vermutlich bald anzweifeln.
Ich arbeite selbst in einer Kirchengemeinde, habe viele Dinge erlebt wo Zufälle ausgeschlossen sind. Trotzdem Zweifel ich ständig an allem. Auf der anderen Seite wäre es wohl auch außerordentlich dumm nichts zu hinterfragen. Ich glaube auch nicht so an diese universale für alle Menschen gleiche Wahrheit. Vermutlich wird jeder Mensch seine eigene Wahrheit finden müssen.
Es ist eben so, wir wissen es nicht. Wir können da nur raten und spekulieren. Entscheidend ist, die Nichterfüllung anzunehmen, sie nicht zu kritisieren. Das zu tun ist sehr schädlich und führt auf die abschüssige Bahn. Wie es ja hier nach der Frage schon geschehen ist. Die Lösung besteht darin, den Willen Gottes immer und ohne Ausnahme voll zu akzeptieren, egal, ob er mir gefällt oder nicht.
Hallo May93822,
mein Name ist Veli und ich bin 19 Jahre alt. Ich bin seit meiner Geburt Moslem und praktiziere meinen Glauben so gut es geht.
Ich sah schon immer Widersprüche im Christentum und du hast schon bereits einen vorgestellt. Nach deinen Aussagen lebt man als Christ nach der Premisse, dass Gott den Gebeten hört, aber nicht handelt und auch mehr nicht.
Bei uns ist das ein wenig anders.
„Ich erhöre die Bitte des Bittenden, wenn er mich bittet“ (Sure 2:186).
Dieses Zitat im Koran ist sehr ähnlich zum erwähnten Johannes 5:14. Uns Muslimen wird auch auferlegt nicht an Allahs Gunst unsere Gebete zu erhören zu zweifeln. Denn wir Muslime sind der Überzeugung, dass Allah auf seine Art und Weise unsere Gebete akzeptiert und manchmal bekommen wir davon nicht mal mit. Oft ist es mir widerfahren, dass sich ein Gebet, dass ich vor langem mal ausgesprochen habe, ohne dass ich es gemerkt habe, erfüllt hat.
Generell kann man Im Islam von verschiedenen Arten sprechen, wie das Gebet erfüllt wird.
Zum einen ist es der Schutz vom "Unglück". Angenommen du betest für 5000€. Allah kann dir dein Gebet erfüllen, indem er dich ein Autounfall vermeiden lässt, welcher dich 5000€ gekostet hätte. Dabei kann dir überhaupt nicht mal was aufgefallen sein. Er kann dir aber auch die 5000€ direkt geben. Das ist deinem Schöpfer überlassen, denn er weiß was für dich das beste ist. Denn Allah ist der beste Planer.
"Und die Ungläubigen machten einen Plan ˹gegen Jesus˺, aber Allah plante auch – und Allah ist der beste Planer." (Sure 3:54)
Natürlich kann dir aber Allah auch dein Gebet auf dieser Welt gar nicht umsetzen. Im Islam gibt es eine deutlich größere Gewichtung auf das Leben nach dem Tod.
„Doch nein! Ihr zieht das irdische Leben vor, obwohl das Jenseits besser und dauerhafter ist.“ (Sure 87:16 - 87:17)
Ein Gläubiger Muslim geht immer davon aus, dass seine Gebete erhört werden. Und wenn es im irdischen Leben nicht erfüllt wird, dann wird es im Jenseits erfüllt. Besser und dauerhafter. Heißt die 5000€ würden zum Beispiel zu unendlich vielem Geld werden oder so. Natürlich spielen auch gewisse Voraussetzungen eine Rolle, wie dass das Bittgebet keine Sünde beinhalten soll.
Und hierbei muss ich sagen, dass diese Gewichtung im Christentum meiner Meinung nach nicht genug erfüllt wird.
Liebe May, in was für einer Welt würden wir denn Leben, in denen solche tiefgründigen Gebete nicht erfüllt werden. Habe Geduld, praktiziere am besten weiter und werde nicht ungläubig. Und eventuell kannst du mal auch ein Blick in meine Religion werfen :)
Ich hoffe meine Antwort hilft dir und du kannst gucken, wie wir unsere Gebete erwarten und vielleicht dich inspirieren lassen.
Das ist falsch. Und das ist das Problem wenn man denkt der Glaube ist ein Wunschkonzert. Wenn man in der Bibel liest, dann liest man genau das die Zustände immer schlimmer werden. Man liest es in vergangenen Epochen, also im Alten Testament. Dort wurden die Zustände so schlimm, das es sich am Ende erst mit einem Krieg änderte und danach war es gut. Und für die heutige Zeit ist es auch so. Es steht geschrieben das die Zeit immer schlimmer und schlimmer werden. Und erst danach, wenn es nicht mehr schlimmer werden kann wird sich was verändern. Lies die Offenbarung und auch die Evangelien. Gott macht wieder ein Wunschkonzert, noch ist er da um das zu machen was wir wollen. Ich greife da mal auf meine Ausbildung zurück. Da hatten wir im Studium Psychologie. Der erste Satz den die Dozentin zu uns sagte, noch bevor wir wussten wie sie hieß war prägend und ist wahr. Sie sagte:
*Der Mensch existiert, um sich selbst zu vernichten*
Und so ist es. Genau das ist der rote Faden der Bibel. Und wenn du mal, fernab von Religion in die Welt hinaus schaust ist es auch so. Mord und Todschlag überall. Der Mensch, fernab von Gott wäre in der Lage das alles abzuwenden. Wir sind schlau und könnten das schaffen. Der Egoismus hält uns Menschen aber davon ab. Jeder ist sich selbst der nächste und jeder sieht nur seinen eigenen Vorteil. Und das liest man auch gleich im ersten Buch der Bibel. Es fängt an mit Ungehorsam und geht dann gleich mit Mord und Todschlag los. Fernab der Religion bestätigt die Psychologie das.
Falsch....
Ich bin gläubig und ich sehe das etwas differenzierter. Gläubige sind nicht immer gleich. Es gibt Gläubige die sehen das wie du. Wunschkonzert auf allen Ebenen und es muss doch besser werden.
Aber wer Augen hat der lese...... Es wird nicht besser. Bevor es besser werden kann muss es schlimmer werden. Es steht so geschrieben in der Bibel. Und so wird es auch sein. Und so ist es schon immer gewesen egal auf welche Ebenen des Leben wir schauen.
Gott ist nicht der liebevolle gute Gott mit weißem Rauschebart der jeden in sein Wunschkonzert einlädt und auf Wolke 7 sitzt. Wenn ich mir Gott vorstelle, dann sehe ich einen knallharten Chef der zusehen will der sein Konzern trotz der Widrigkeiten oben auf bleiben will. Und der wird nicht zurückschrecken vor Verlusten. Er nimmt diejenigen mit die der Betriebspsychologie folgen und die ins Betriebsklima passen. So und nicht anders. Und wenn man das erstmal verinnerlicht hat, dann fällt man vielleicht auch nicht vom Glauben ab.