warum denken alle immer das reden (mit psychologen zb) hilft?

11 Antworten

Ein Psychologe hört einem halt zu und zeigt einem die Lösung auf sein Problem. Das kann sehr hilfreich sein. Auch Nummern gegen Kummer helfen einem sehr gut weiter. Meiner Erfahrung ist es, dass wenn man ein Problem niemanden erzählt und man es immer weiter in sich hinein frisst, es nur noch schlimmer wird. Aber da hat wahrscheinlich jeder seine eigene Meinung

Wer sagt denn, dass du mit Psychologen reden musst?

Dazu gezwungen werden kann man in Dt. nur aufgrund eines richterlichen Beschlusses, weil davon auszugehen ist, dass eine akute Gefahr für Dich oder andere von Dir ausgeht. D.h. wenn Du, wie angedeutet akut starken Lebensüberdruss empfindest und gar bereits konkrete Überlegungen oder gar Planungen anstellst, wie Du Dein Leben beenden könntest, wäre es nicht nur mglw. sinnvoll psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sondern dann könnte es ggf. sein, dass man Dich vorübergehend in einer geschlossenen akutpsychiatrischen Station unterbringt.

Warum aber hilft es überhaupt mit anderen, ggf. PsychotherapeutInnen oder PsychiaterInnen zu sprechen? Wenn man davon ausgeht, und ich finde diesen Gedanken erstmal sehr naheliegend und tröstlich, dass alle Lebewesen grundsätzlich leben wollen und auch geeignete Ressourcen mitbringen, um das Leben erträglich oder gar ausreichen oft glücklich zu meistern, dann stellt eine wie auch immer geartete anhaltende oder ständig wiederkehrende Verzweiflung mit dem Leben eine Störung dar. Manchmal kommt es dazu, weil das Leben einem unnormal miese Karten ausgeteilt hat. Dann braucht man nach ein paar klärenden und verständnisvollen Gesprächen mlgw. handkräftige Unterstützung z.B. durch SozialarbeiterInnen o.ä., wenn aber die Herausforderungen an denen man verzweifelt, eigentlich eher normale sind, dann liegt es nahe, dass für Diese Herausforderungen ungünstige neurologische Biochemie und/ oder Denk- und Verhaltensgewohnheiten eine Rolle spielen. Dann können Psychopharmaka oder Psychotherapie helfen diese günstiger zu verändern. Ohne vertrauensvolle Anregungen von Außen ist dies oft sehr schwer. Gute Gespräche mit Freunden, Angehörigen oder anderen Personen können da aber u.U. genauso anregend und hilfreich sein.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn du ein Mensch bist, der lieber leidet, als sich helfen zu lassen, dann tu das. Es zwingt dich ja niemand, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du bist frei, das zu entscheiden.

Aber wenn du aus deinem Teufelskreis - und du drehst dich ja vermutlich gedanklich im Kreis! - raus willst, ist ein psychologischer Psychotherapeut¹ eine gute Anlaufadresse, um nach und nach aus deinem Schneckenhaus herauszukommen, dich wieder ins Leben zu integrieren und auch wieder Freude daran zu haben.

Du machst einige probatorische Sitzungen bei ihm, damit ihr beide die Möglichkeit habt, festzustellen, ob ihr miteinander arbeiten könnt. Der Psychotherapeut entscheidet nach diesem Vorlauf, ob er mit dir weiterarbeiten will und welche Therapieform passend ist. Genauso entscheidest auch du, ob du Vertrauen zu ihm hast und die Therapie machen willst. Wenn es für dich nicht geht, dann kannst du das ohne weiteres sagen, du musst es sogar, denn eine Therapie funktioniert nur, wenn die Chemie zwischen dem Patienten und dem Therapeuten stimmt.

Der Therapeut zwingt dich zu gar nichts. Er gibt dir nur Anstöße zum Reden. Du redest über das, worüber du reden willst. Was du nicht sagen willst, sagst du nicht. Ob du rumstotterst oder den Mund hältst, ob du übersprudelst vor Rededrang und dir alles von der Seele quatschen willst, ob du wütend bist, traurig oder, oder - der Psychotherapeut wird mit der Situation umgehen. Dazu hat er Psychologie studiert und eine mehrjährige praktische Ausbildung gemacht. Der Ausbildungsweg zum psychologischen Psychotherapeuten ist sehr lang! Zu deiner Info:

Das Reden mit Familienmitgliedern oder Freunden ist absolut kein Ersatz für das Gespräch mit dem Therapeuten bzw. für das Reden beim Therapeuten. Familienmitglieder und Freunde kennen dich (aus ihrer Perspektive!), sie haben Gefühle dir gegenüber (und vice versa), sie beurteilen dich, eventuell sind sie Teil deines Problems, sie wollen dir vielleicht helfen, aber sie entscheiden aus ihrer Perspektive und nach ihren Kriterien, was hilfreich für dich sein könnte. Doch sie sind in der Regel viel zu sehr involviert, um dir helfen zu können.

Den Therapeuten jedoch verbinden keine Emotionen mit dir. Er steht dir neutral gegenüber. Dadurch ist er frei, dich so nehmen, wie du jetzt im Moment bist. Du bist für ihn zunächst ein unbeschriebenes Blatt. Aber er stellt dir einige gezielte Fragen oder schubst etwas bei dir an. Durch dein Reden, aber auch durch dein Schweigen legst du etwas von dir offen. Ich will nicht sagen, dass du dich ihm offenbarst. Dieses Verb hat so ein seltsames "Geschmäckle" für mich, klingt nach "Geheimnisse verraten, das Innerste nach außen kehren etc." Das musst du nicht, du sagst nur das, was du sagen willst. Wenn du dein Innerstes nach außen kehren willst, kannst du natürlich auch das tun. Alles, was du verbal von dir gibst, bleibt dort in der Praxis des Therapeuten. Es bleibt also deins! Denn der Therapeut spielt keine Rolle in deinem Privatleben - wie du auch keine in seinem spielst.

¹Das kann natürlich auch eine psychologische Psychotherapeutin sein.

Es ist jedem freigestellt, ob er mit jemand anderem über seine Probleme reden möchte oder nicht.

Fakt ist: Es bringt unheimlich psychische Entlastung über Probleme zu reden.
Ob das jetzt ein Psychologe, Psychiater, der Hausarzt, der Pfarrer, eine vertraute oder ganz und gar fremde Person ist, das ist sekundär.
Viele Menschen öffnen sich, und reden über ihre Probleme und Sorgen fremden Personen gegenüber.
Das Entscheidende ist der eigene Leidensdruck.
Je größer dieser ist, desto eher ist man bereit sich jemand anderem gegenüber zu öffnen. Und da liegt es sehr nahe das gegenüber einer fremden Person zu tun - ganz egal, ob man eher introvertiert ist oder nicht.
Die Macht des Wortes sollte man nicht unterschätzen.

Und ja, ich gehöre auch zu den Menschen, die davon überzeugt sind, dass miteinander reden hilft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 20 Jahre meiner Frau, selbst Psychologin, zugehört &gelernt

Saves04 
Beitragsersteller
 21.09.2020, 20:44

fakt ist das mit der entlastung net denn ich redete über ,manche sachen mit manchen und es ändert nix!!

es ist deine sicht..

Lilyfield  21.09.2020, 20:52
@Saves04
 ich redete über ,manche sachen mit manchen und es ändert nix!!

Da musst Du schon mal konkreter werden. Wer sind "manche"?

Wenn Du glaubst, dass es nichts bringt über Probleme zu reden, dann hast Du sehr wahrscheinlich mit den falschen darüber gesprochen, und hattest selbstverständlich das Gefühl, dass es nichts bringt.

Und ja, es ist meine Sicht - mir hilft es.

Zeyno452  24.12.2024, 19:28
@Saves04

Ich mag vielleicht 4 Jahre später hier schreiben und alles hat sich geändert. Aber ich mache seit kurzem die Erfahrung das ich zum Psychologen gehe und wenn ich eine sache gemerkt habe dann: es ist ein sehr großer unterschied ob ich meinen Freunden oder so von meinen Problemen erzähle oder einem Psychologen. Wenn du mit Leuten sprichst erzählst du von dem was du erlebt hast. Aber wenn du mit deinem Psychologen sprichst und genau das selbe erzählst nimmst du die Situation nochmal anders wahr und denkst nochmal anders drüber nach was du da eigentlich erlebt hast. Ich kann nur sagen: ich bin dankbar das ich diesen schritt gewagt habe und bereue es nicht früher damit angefangen zu haben. Ich habe keine großen psychischen Probleme, aber allein diese kleinen Sachen die mich kaputt machen benötigen diese Hilfe um es zu verarbeiten. - es bringt wenn man es annimmt und dran festhält.

Weil der Psychologe erkennen kann, was dir fehlt und dir Methoden zeigt, um deine Probleme zu lösen. Außerdem entlastet es einen, wenn man mit jemandem redet.