Warum bin ich ich und nicht jemand anderes?

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Du bist du, weil du nun mal du bist. Das kling jetzt wenig erhellend, aber es geht weiter.

Du wärst sogar dann du, wenn du wer anders wärst. Denn ich kann nicht mein Nachbar sein, weil ich ja sonst mein Nachbar wäre und mich als solcher selbst als ich wahrnehmen würde, dass tut der ja jetzt wahrscheinlich auch.

Vielleicht hast du die Frage ungenau gestellt und wolltest eher wissen, warum du so bist wie du bist, also der als der du dich wahrnimmst.

Thema Seele ist da ein anderes. Was meinen wir mit Seele, kann sie körperlos existieren oder nur mit einem Körper oder gibt es sie gar nicht? Ist hier egal, denn die Frage nach dem "Ich" ist die nach dem Bewustsein, nach der Selbsterfahrung und den kognitiven Funktionen. Danach warum überhaut irgendjemand sich als "Erselbst" wahrnimmt.

Was das Bewustsein tatsächlich ist, ist noch immer ein interessanter und aktueller Forschungsgegenstand. Als Einblick in die Problematik empfiehlt sich Sartre, "Das Sein und das Nichts".

Nun aber zu dir und deinem "Selbst". Deine Eltern haben verursacht, dass ihr Kind hier geboren wurde. Danach setzt eine Wechselwirkung zwischen Umwelteinflüssen und deinen Reaktionen darauf (die teils durch Veranlagung, teils durch vorhergegangene Erfahrungen bestimmt werden mögen) ein. Diese führte dazu, dass dein "Ich" jetzt ist was es ist.

Un dweil du du bist, und alles Andere für dich doch stets ungewiss bleiben muss, versuche es zu genießen. Glaube dazu, was immer dir dabei hilft und bemühe dich auch anderen eine Chance dazu zu geben.


HenToPan  26.06.2024, 01:38

13 Jahre zu spät, aber hey....Internet halt!

Auch wenn der Grundgedanke gut ist, würde ich dir in einigen Punkten widersprechen:

1. Ist die Frage "warum bin ich ich" zwar eine nicht mögliche Frage, weil das ich freilich notwendig der Frage vorausgehen muss und (nach Descartes) nicht hintergehbar ist. Dennoch würde ich behaupten, dass die Frage nicht ungenau gestellt wurde. Ebenso behaupte ich, dass deine Korrektur falsch ist. Bei der Hinterfragung des Ich geht es nämlich zuerst um die Frage, was denn nun das ich überhaupt ist und damit verbunden ist die Frage nach der Notwendigkeit: warum bin ich *notwendig* ich und nicht jemand anderes? Wäre das ich nämlich nicht notwendig, so könnte die Frage durchaus gestellt werden. Die von dir benannte Frage ist somit sekundär. "Warum bin ich so, wie ich bin" kann erst gefragt werden, wenn ich weiß, was denn nun dieses Ich ist, das diese Frage stellt.

2. Dein Text: "Thema Seele ist da ein anderes. Was meinen wir mit Seele, kann sie körperlos existieren oder nur mit einem Körper oder gibt es sie gar nicht? Ist hier egal, denn die Frage nach dem "Ich" ist die nach dem Bewustsein, nach der Selbsterfahrung und den kognitiven Funktionen. Danach warum überhaut irgendjemand sich als "Erselbst" wahrnimmt"

sehe ich auch als nicht richtig an. Gerade wegen der Frage der Notwendigkeit des Ich sowie der Problematik der Unhintergehbarkeit des Ich stellt sich ja gerade die Frage nach einem beständigen einheitlichen Ich, das aller Erkenntnis uns Erfahrung notwendig vorausgeht und folglich nicht allein durch die Empirie bzw. Erfahrungen usw. Konstituiert ist: zwar kann ich mich verändern in meinem Denken, Handeln, Fühlen etc....deshalb bin ich aber noch kein anderer, sondern weiß ja, dass auch das mir nun gänzlich fremde ich eben ich ist bzw. War. Das heißt auch durch die Zeit hindurch, durch Veränderung , Krisen, Diffusionen etc erkenne ich mich als einheitliches Ich. Wenn ich aber gänzlich durch die Erfahrung geprägt werde und mich durch die Zeit hindurch verändere: wie kann ich mich dann noch als einheitliches Ich bzw. Mein Leben als ganzes fassen? Würde es als rein empirisches in nicht bestimmbare Einzelmomente zerfallen, die nicht notwendig in Einheit stehen? Nicht umsonst griff Kant hier Hume auch durchaus berechtigt an, da ein rein empirisch sich konstituierendes Ich nicht die Einheitlichkeit des Subjekts verbürgen kann (lieber Philosophiekollege, ich verweise auf Platon, Plotin, Kant, Descartes, Augustinus, Anselm, Thomas von Aquin, Kant, Fichte, Hegel, Fries, Jacobi, weissmahr, Lauth, Halfwassen, Cramer uvm. Bei Kant explizit die Transzendentale Apperzeption). Damit erfasse ich mein Ich also als von der Erfahrung durchaus unabhängig, also transzendental (der Erfahrung vorausgehend). Ich glaube, dass man hier also dringlich zwischen den Formen des Ich differenzieren muss: das transzendentale sowie das empirische Ich. Die Frage nach dem transzendentalen ich sehe ich indes als Grund für die Frage nach der Seele bzw. Der "Imago Dei" des Anselm und somit als eben Notwendige Frage, die hier sehr wohl Bedeutung hat, weil sie im Denken gar fest verankert ist. Vielleicht nicht aus theologischer Perspektive, sehr wohl aber aus philosophischer, nämlich die Frage nach dem die Einheit des Subjekts stiftenden Grund selbst.

2.1. schließt an 2. An. "Nun aber zu dir und deinem "Selbst". Deine Eltern haben verursacht, dass ihr Kind hier geboren wurde. Danach setzt eine Wechselwirkung zwischen Umwelteinflüssen und deinen Reaktionen darauf (die teils durch Veranlagung, teils durch vorhergegangene Erfahrungen bestimmt werden mögen) ein. Diese führte dazu, dass dein "Ich" jetzt ist was es ist."

Auch das ist absolut erklärungswürdig: wie kann aus etwas rein verursachtem ein reflektiertes, einheitliches Subjekt werden? Durch die Reziprozität von Umwelteinflüssen und Reaktionen hierauf? Und was war es vor dieser Reziprozität? Kein Ich? Wie konnte es sich dann durch die Reziprozität als Ich bilden? Ferner: wenn das Ich nur vermöge der Reziprozität existiert, so wäre ja auch jedes Nicht-ich bzw. Jedes andere Subjekt von der Reziprozität abhängig. Ist aber nichts an sich beständig und alles nur von der Wechselwirkung abhängig....das ist purer Nihilismus. Nichts hätte mehr Substanz und alles wäre vergeistigt und folglich Schein in einer Kausalkette ad infinitum.

Weiterhin bleibt auch hier die Frage, wie sich denn nun ein einheitliches Subjekt bilden kann, wenn es sich durch seine Erfahrungen konstituiert und folglich stetig verändert: Wie kann ich dann noch mein Ich als einheitliches fassen, wenn es in einzelne zeitlich determinierte Momente zerbricht, die nicht notwendig zusammenhängen? Darüber hilft mir auch nicht die hume'sche "Gewohnheit" oder die Konstitution des Ich aus 5 Bestandteilen hinweg.

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Ich glaube, irgendwann fragt sich jeder, warum ausgerechnet er in diesem Körper, zu diesem Zeitpunkt, mit diesen Charakter, in dieses eine Umfald geboren wurde..

Eine logische Erklärung gibt es nicht.. Schicksal würde ich einfach sagen (:

Aber über solche Fragen kann man stundenlang diskutieren, ohne eine Antwort zu bekommen, mit der alle einverstanden sind und die alle als glaubwürdig annehmen würden..

Ja diese Fragen hat sich jeder schonmal gestellt und es ist eigentlich total beängstigend, findest du nicht?

Was war vorher mit mir? Was ist nachher mit mir? Und es bin genau ICH die das erleben wird...

Zu viele Gedanken für einen normalen Menschen ;)

Lebe dein leben immer so, als wäre es dein letzter Tag und genieße es in vollen Zügen. Was danach ist wird dir niemand sagen können.

LG

Also habe mich das auch mal gefragt und bin zu folgendem Schluss gekommen:Du sitzt nicht in einem Körper mit einer schon fertigen Seele,die an einen Körper gefesselt ist, sondern dein Körper hat die Fähigkeiten zu einem Geist, die er in sich trägt umgesetzt und nun ein Bewusstsein erschaffen...also die Fragestellung ist im Grunde verkehrt, geht von einem falschen Ansatz aus. So ist meine Ansicht.Verstanden?

Denke auch manchmal drüber nach.Und wenn ich zu viel drüber nach denke,macht es mich verrückt.Man denkt dann immer man wäre etwas besonderes,auserwählt oder das man noch eine wichtige Rolle spielen wird,eine wichtige Aufgabe hat.Es fühlt sich auch so an als würde es in der ganzen Welt nur um dich gehen und alle drumherum wären wie Schauspieler,auch wenn es nicht so ist(Wie in diesem einen Film).Aber würde wir uns nicht so fühlen,dass wir wir sind würden wir zum Beispiel auch nicht alles geben im Leben weil es uns dann nicht so wichtig wäre.