Warum bezeichnen Leute Kraftlosigkeit und Erschöpfung als "Faulheit"?

8 Antworten

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Weil sie sich für was besseres halten und deshalb jede Chance nutzen andere herabzuwürdigen.

Außerdem gibt es Leute die es hassen wenn andere Menschen auf irgendeine Art und Weise aus dem System ausscheren.

Vermutlich deshalb, weil es tatsächlich faule Menschen gibt, die eine ruhige Kugel schieben, die anderen die anfallenden Arbeiten erledigen lassen und diese dann noch als pingelige Perfektionisten betiteln. Ich hatte in meiner Karriere mindestens zwei solche MitarbeiterInnen. Man könnte also sagen, dass eine negative Beurteilung auf einer Reaktion auf negativen Erlebnissen beruht

Es gibt aber natürlich Menschen, denen z.B. wegen einer depressiven Erkrankungen der Elan fehlt. Auch das habe ich hautnah erlebt- 2 Jahre Tätigkeit auf einer Depressionsforschungsabteilung- und diese Menschen sind tatsächlich so erschöpft, dass man sie oft kaum aus dem Bett bekommt. Das ist dann mitunter absolut tragisch, und diese Leute sind keineswegs einfach nur faul. Das lässt sich daran messen, dass sie ihre Untätigkeit ablegen, sobald sich ihr psychischer Zustand bessert.

Da es für Laien schwierig ist, eine beginnende Depression oder eine depressive Verstimmung zu erkennen, kann das dazu führen, dass man solche Menschen fälschlicherweise als faul bezeichnet. Andrerseits scheint es auch in Mode gekommen zu sein, dass Leute vermehrt eine depressive Gemütslage vorschützen, wenn ihnen einfach nicht danach ist, zu arbeiten.


Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 10.07.2024, 09:51

Es gibt auch körperliche Behinderungen, die als Faulheit bezeichnet werden. Ich glaube, es gibt gar keine böswillige Faulheit.

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Singelmalt  10.07.2024, 11:21
@Nobodyrotz

Das sehe ich diametral anders weil ich das erlebt habe. Ich habe u.a. in einer Institution mit kognitiv behinderten Menschen gearbeitet. Da gab es mindestens 3 Mitarbeiter, die einfach nur faul waren. Wir waren beispielsweise einmal mit unseren Schützlingen in den Ferien. Das Personal- also wir- erhielten in dieser Zeit den normalen Lohn plus Abenddienstzulage und es war gesamthaft eine ziemlich gemütliche Sache. Ein Mitarbeiter hat aber während der ganzen Zeit praktisch nichts gemacht mit der Begründung, wir seien ja schliesslich im Urlaub. Am zweiten Tag machten wir beispielsweise einen Ausflug mit dem Auto. Da nicht alle Klienten mitwollten, sollte eine Betreuungsperson zu Hause bleiben und mit den verbliebenen Klienten im Haus etwas unternehmen. Er bestand darauf, dass er im Haus bleibe, es liege ihm nicht so, Ausfüge zu machen. Nur so nebenbei: niemand machte das gerne. Als wir nach Stunden zurückkamen, sassen die verbliebenen Klienten vor dem TV, und unser Mitarbeiter lag schlafend auf dem Sofa.Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie er sich vor der Arbeit drückte.

Er fand immer eine Ausrede, weshalb er gerade nicht nicht helfen könne, bis wir ihm nach dem dritten Tag die Leviten lasen. Im übrigen war dieser Mitarbeiter zu allen fast übertrieben freundlich. Er wirkte sehr ausgeglichen und fröhlich. Da ich auch mit depressiven Menschen gearbeitet habe, kann ich ziemlich gut zwischen psychisch bedingter Antriebslosigkeit und purer Faulheit unterscheiden. Und das ist nur eines von mehreren Beispielen von Leuten, die im Job auf Kosten der Mitarbeiter eine ruhige Kugel schieben.

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Nobodyrotz 
Beitragsersteller
 10.07.2024, 11:40
@Singelmalt

Gut. Als genauer Beobachter (70), weiß ich, dass angebliche Faulheit immer(!) durch Muskelschmerzen und Atemnot bei Anstrengungen verursacht wird.

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Singelmalt  10.07.2024, 12:03
@Nobodyrotz

Das darfst Du gerne glauben. Der Typ den ich Dir beschrieben habe, war noch keine dreissig, kerngesund und sportlich- er machte auch in diesen Ferien täglich seinen 5 Kilometer Waldlauf- und wenn ihn irgendetwas interessierte, konnte er sehr wohl aktiv sein. Arbeit interessierte ihn nur einfach nicht. Und weisst Du: auch ich bin ein sehr genauer Beobachter, habe vermutlich im Gegensatz zu Dir im Pflegeberuf in den verschiedensten Sparten gearbeitet und daher vermutlich mehr Erfahrung in diesem Bereich als Du. Ich weiss, was Schmerzen und Atemnot auch psychischer Art anrichten können, nur habe ich auch Menschen MIT SCHMERZEN UND ATEMNOT erlebt, die nicht als faul gelten wollten und ihren Anteil stets geleistet haben, so gut es eben ging. Nach Deiner Theorie wären dann ja alle schmerz- und atemnotgepeinigten Leute nicht mehr im Arbeitsprozess. Ich habe übrigens eine 70 jährige Schwester, die seit ihrer Jugend unter starker Atemnot leidet und seit einigen Jahren unter den Folgen des Kortisons, das sie nehmen muss. Sie lebt also auch mit einer schmerzhaften Osteoporose und war bis zu ihrer Pensionierung voll im Berufsleben.

Ich finde es bemerkenswert, dass Du kategorisch ausschliesst, dass es Leute gibt, die sich asozial verhalten indem sie alles Unangenehme andere machen lassen und frage mich, ob Du nicht einfach auch die bequemste und Dir genehme Antwort zum Thema Faulheit favorisierst, vielleicht auch deshalb, weil Du selber keinen Elan hast.

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Viele Menschen urteilen schnell. - Da wird nicht lange gefragt, ob es falsch oder richtig ist.

Solche Meinungen haben aber meist keinen Wert. Mein Oma sagte schon: "Junge, lass die Menschen reden. Wenn sie nicht mehr über Dich reden, dann bist Du tot!"

Das habe ich mir zu eigen gemacht und von daher mache ich was ich will und interessiere mich nicht für das Geschwätz anderer Leute.

Stell dir das Szenario vor dass du 100 Meter sprinten musst.

Nach 30 Meter denkst du "Uff da ist noch einiges vor mir, durchziehen"
Nach 50 denkst du "Jetzt nochmal genau so soviel wie hinter mir liegt"
Nach 70 denkst du "Jetzt wirds hart, durchhalten!"
Nach 90 denkst du "fast geschafft endspurt!"
Nach 100 denkst du "Geschafft!"

Und jetzt stell dir vor wir reden hierbei von einer Distanz, die JEDER schaffen kann. Rein hypothetisch versteht sich!

Dann gibt es nunmal solche, die das Ziel sehen und durchbeisen, solche die sich bei 50% schon von dem was noch vor einem liegt überwältigen lassen und solche, die es eigentlich garnicht zurücklegen wollen und entsprechend nach Ausreden um es zu umgehen suchen.

Wie gesagt, unter der Annahme, dass ALLE diese Distanz schaffen können bedeutet es trotzdem für alle einen gewissen Aufwand, welcher den einen ansport es hinter sich zu bringen (1.), den anderen Auswege und Flüchte zu suchen(2.) und wahrzunehmen und den wiederum anderen der sich vom Gefühl der Anstrengung schneller überrollen lässt als andere (3.).

Die einzige Kategorie die wir hier hypothetisch ausschließen, ist die, die es nicht schaffen kann - nehmen wir nun diese dazu, wird es sehr schwer sie von 2. und 3. zu unterscheiden.

Ein starker Wassermangel im Körper kann auch zu Kraftlosigkeit allgemein führen. Darum täglich genug Wasser trinken, 2 - 3 Liter sollten es sein. Und genügend Obst und Gemüse.

Wassermangel hindert die Giftausscheidung.