Warum bewunderte Thukydides Perikles?

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Der Geschichtsschreiber Thukydides (geboren irgendwann im Zeitraum etwa 460 – 455 v. Chr.), war ungefähr eine Generation jünger als Perikles (geboren wohl etwa 494/3 v. Chr.). Beide waren Athener und Thukydides hat als junger Mann Perikles zumindest bei Reden erleben können.

Die brillante Rhetorik kann ihn beeindruckt und fasziniert haben.

Aus Bekanntschaft ergibt sich nicht unbedingt Bewunderung. Die Gründe für eine gute Beurteilung der Herrschaft des Perikles und bewundernde Äußerungen sind aus dem Geschichtswerk zu erschließen.

Besonders bedeutsam ist dabei eine Würdigung, die wie ein Nachruf ist (Thukydides 2, 65).

Thukydides hat an Perikles seine Klugheit, seinen Scharfsinn, seinen Sachverstand, sein Durchsetzungsvermögen seine Tüchtigkeit, seine persönliche Integrität/Unbestechlichkeit und seien Redekunst bewundert. Er hielt ihn für äußerst fähig/mächtig im Reden und Handeln (Thukydides 1, 139, 4).

Besondere Anerkennung durch Thukydides scheint Perikles aufgrund seiner politischen Führungskunst erhalten. Dies betraf vor allem das Verhältnis zwischen Elite und Masse. Perikles hat sich darauf verstanden, die Volksmenge in völliger Freiheit dennoch auf passendem Kurs zu halten. Bei Stimmungsschwankungen der Athener hat er Extreme gezügelt, bei Neigungen zu Übermut und Unterschätzung von Gefahren gebremst und bei Neigung zur Mutlosigkeit ermuntert. Perikles hat nicht einfach dem Volk nach dem Mund geredet, nicht einfach das gesagt, mit dem er leicht im gegenwärtigen Augenblick Gefallen finden konnte. Er zeigte Weitsicht und die Fähigkeit zu langfristiger Steuerung. Er hat mit einer außerordentliche Fähigkeit, mit rationaler Argumentation zu überzeugen.

Gut möglich ist, daß Thukydides aus dem Rückblick des von Athen verlorenen Peloponnesischen Krieges (431 – 404 v. Chr.) zu einer stark lobenden Beurteilung gekommen ist. Er billigt ihm zu, in Athen in der Zeit seiner größten Macht an der Spitze gestanden und seine Sicherheit bewahrt zu haben. Sein strategisches Konzept für den Krieg hält er für richtig. Er meint, bei seiner Einhaltung wäre es nicht zu der Niederlage Athens gekommen. Perikles wird wie ein strahlender Held von seinen als schlecht eingeschätzten Nachfolgern als führender Politiker abgehoben.

Bücher enthalten Erläuterungen des Bildes, das Thukydides von Perikles vorlegt, z. B.:

Linda-Marie Günther, Perikles. Tübingen ; Basel : Francke, 2010 (UTB : Profile ; 3406), S. 37 - 40

Gustav Adolf Lehmann, Perikles : Staatsmann und Stratege im klassischen Athen ; eine Biographie. München : Beck, 2008, S. 15 – 22

Charlotte Schubert, Perikles. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1994 (Erträge der Forschung ; Band 285), S. 11- 16

Perikles. Dargestellt von Wolfgang Will. Originalausgabe. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1995 (Rowohlts Monographien ; 474). S. 15 – 16

Wolfgang Will, Thukydides und Perikles : der Historiker und sein Held. Bonn : Habelt, 2003 (Antiquitas : Reihe 1, Abhandlungen zur alten Geschichte ; Band 51), S. 159 - 222


Loveless64 
Beitragsersteller
 20.11.2011, 15:04

vielen dank:)

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Das ist ganz einfach:

Neben demselben Lebensjahrhundert (wie hier schon gesagt) war Perikles Athener, rhetorisch begabt und Realpolitiker.

Thukydides wollte die Politik in seinem Werk beschreiben, wie sie wirklich ist und nicht, wie sie idealistisch gesehen sein sollte oder in der Propaganda dargestellt wird.

Der Krieg zwischen Athenern und Spartanern (Peloponnesiern) wird also als Dualismus zwischen zwei starken griechischen Mächten dargestellt und damit eine tiefere Ursache neben den äusserlichen Anlässen für den Krieg herausgestrichen.

Das beschrieb Thukydides und Perikles handelte danach. Erfolgreich war er dennoch nicht, weil der Rückzug der attischen Bevölkerung hinter die Stadtmauern die Seuchengefahr erhöhte, bis schliesslich auch Perikles starb.

Weil er das "es" am Ende toll fand