aus welchem werk perikles stammt dieses zitat?

2 Antworten

Genaugenommen ist dies kein Zitat, weil nicht der Wortlaut (in der Originalsprache oder einer Übersetzung) einer Aussage wiedergeben wird, sondern ein Inhalt, der darin steckt.

Die Sätze, die zugrundeliegen, stehen im Geschichtswerk des athenischen Geschichtschreibers Thukydides (Θουκυδίδης). Dieser hat die Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431 – 404 v. Chr.) dargestellt (einschließlich einer Vorgeschichte; die Darstellung ist nicht bis zum Ende geführt, weil Thukydides gestorben ist, bevor er sein Werk abgeschlossen hatte).

Die Sätze stehen im Geschichtswerk in einer wörtlichen Rede. Diese ist nicht eine genaue Wiedergabe des Wortlautes der von Perikles gehaltenen Rede aufgrund einer Aufzeichnung, sondern vom Geschichtschreiber gestaltet, auf das in der Lage Erforderliche ausgerichtet und sich so nah wie möglichen an die inhaltliche Gesamtrichtung der tatsächlich gehaltenen Rede hält (vgl. Thukydides 1, 22, das sogenannte Methodenkapitel). Formulierung und genaue gedankliche Ausgestaltung sind also nicht unbedingt genau wie bei Perikles. Aufgrund des Anlasses ist ein lobendes Hervorheben von Vorzügen zu erwarten und daher ist in den Grundzügen das anzunehmen, was zum Selbstverständnis des demokratischen Athens gehörte. Perikles war damals ein führender Politiker, der es vertrat.

Perikles hat im Winter 431/430 v. Chr. eine Rede auf die athenischen Gefallenen des ersten Jahres des Peloponnesischen Krieges gehalten.

Die Gefallenenrede (ἐπιτάφιος λόγος) des Perikles (Epitaphios auf die Gefallenen im ersten Jahres des Peloponnesischen Krieges, Winter 431/430 v. Chr.) bei dem Geschichtschreiber Thukydides (2, 35 – 46) enthält ein Idealbild der athenischen Demokatie.

Grundsätze, auf die sich die Sätze aus dem Internet beziehen sind:

  • Mehrheitsprinzip: In der Demokratie herrscht das Volk, die Mehrheit der Bürger entscheidet, nicht einige wenige (eine kleine Gruppe).
  • Gleichheit vor dem Gesetz: Alle sind hinsichtlich der Gesetze im öffentlichen Recht gleich.
  • Chancengleichheit: Tüchtigkeit/Vortrefflichkeit (ἀϱετή) ist bei Ansehen/Wertschätzung auschlaggebend. Bevorzugung im öffentlichen Leben geschieht aufgrund persönlicher Tüchtigkeit/Vortrefflichkeit, nicht aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Armut ist kein Hindernis, sondern wer etwas Nützliches für die Gemeinschaft beiträgt, wird anerkannt.

Thukydides 2, 37, 1:

χϱώμεθα γὰϱ πολιτείᾳ ζηλούσῃ τοὺς τῶν πέλας νόμους, παϱάδειγμα δὲ μᾶλλον αὐτοὶ ὄντες τισὶν ἢ μιμούμενοι ἑτέϱους. καὶ ὄνομα μὲν διὰ τὸ μὴ ἐς ὀλίγους ἀλλ' ἐς πλείονας οἰκεῖν δημοκϱατία κέκληται· μέτεστι δὲ κατὰ μὲν τοὺς νόμους πϱὸς τὰ ἴδια διάφοϱα πᾶσι τὸ ἴσον, κατὰ δὲ τὴν ἀξίωσιν, ὡς ἕκαστος ἔν τῳ εὐδοκιμεῖ, οὐκ ἀπὸ μέϱους τὸ πλέον ἐς τὰ κοινὰ ἢ ἀπ' ἀϱετῆς πϱοτιμᾶται, οὐδ' αὖ κατὰ πενίαν, ἔχων γέ τι ἀγαθὸν δϱᾶσαι τὴν πόλιν, ἀξιώματος ἀφανείᾳ κεκώλυται.

„Denn wir gebrauchen/haben eine Verfassung, die nicht die Bräuche/Gesetze/Satzungen der Nachbarn nacheifert, sondern sind selbst eher Vorbild für manche als andere nachzuahmen. Und mit Namen heißt sie Demokratie, weil sie nicht in Richtung auf wenige, sondern die Mehrheit eingerichtet ist. Nach den Gesetzen haben hinsichtlich der persönlichen/privaten Streitigkeiten alle Anteil am Gleichen/an der Gleichheit, nach der Wertschätzung/dem Ansehen hinsichtlich des Gemeinschaftlichen/der öffentlichen Angelegenheiten aber, wie ein jeder in ihr in gutem Ruf steht, wird nicht größtenteils aufgrund der Zugehörigkeit zu einem Teil [der Bürgerschaft], sondern aufgrund der Tugend/Vortrefflichkeit/Tüchtigkeit der Vorzug gegeben/höher geehrt, und andererseits wird nicht wegen Armut, wer etwas Gutes für den Staat tun kann, durch die Unscheinbarkeit/Niedrigkeit des Ranges gehindert.“

Thukydides, Geschichte des Peleponnesischen Krieges. Eingeleitet und übertragen von Georg Peter Landmann. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1960 (Die Bibliothek der alten Welt : Griechische Reihe), S. 140:
„Die Verfassung, nach der wir leben, vergleicht sich mit keiner der fremden; viel eher sind wir für sonst jemand ein Vorbild als Nachahmer anderer. Mit Namen heißt sie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist, Volksherrschaft. Nach dem Gesetz haben in den Streitigkeiten der Bürger alle ihr gleiches Teil, der Geltung nach aber hat im öffentlichen Wesen den Vorzug, wer sich irgendwie Ansehen erworben hat, nicht nach irgendeiner Zugehörigkeit, sondern nach seinem Verdienst; und ebenso wird keiner aus Armut, wenn er für die Stadt etwas leisten könnte, durch die Unscheinbarkeit seines Namens verhindert.“


MuLan124  17.12.2018, 14:28

Spitzenantwort - auch noch nach fünf Jahren

Werk ? Ich weiss nicht ob der damals ein Buch geschrieben hat .....