Warum behauptet man, Einstein wäre Legastheniker gewesen?

5 Antworten

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Viele hochbegabte Menschen sind/waren gleichzeitig Legastheniker/Autisten. Bei ihnen sind einzelne Teilleistungen (Sinneswahrnehmungen) extrem gut ausgebildet - oft zu Lasten von anderen. Diese Menschen haben ein erstaunliches Interesse und Wissen auf einem speziellen Fachgebiet - aber dafür Defizite auf einem anderen. Das ist ihnen aufgrund ihrer hohen Intelligenz auch bewusst, was dazu führt, dass sie die Dinge, die sie beherrschen, zur Perfektion entwickeln wollen, um ihre Schwachstellen zu kompensieren. Das hat viele Genies hervorgebracht.

Einer davon war Einstein, der wohl als Mensch auch nicht immer angenehm war. Er absolvierte, nachdem er ein "eher schwieriger" Jugendlicher war, die naturwissenschaftlichen Studien mit Bravour - scheiterte jedoch an den sprachlichen Teilen. Früher war der Drill beim Briefeschreiben extrem hoch. Deshalb wird man kaum Briefe mit Rechtschreibfehlern finden - die hätten wahrscheinlich nicht überlebt. Seine waren vermutlich korrigiert worden.

Entsprechende Testungen gab es zu seiner Zeit nicht, das war ca. 1900. Man kann aber im Nachhinein viele Symptome rekonstruieren, was dann zu der Diagnose Legasthenie ausgewertet wird. Vermutlich würde man ihn inzwischen durchaus auch als Autisten bezeichnen können.


Analyse441  25.08.2021, 22:12

Sehr gut zusammen gefasst

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Panettone 
Beitragsersteller
 07.12.2013, 19:47

Hier die Handschrift von Einstein:

http://www.e-andersen.de/aehandsh.gif

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Panettone 
Beitragsersteller
 07.12.2013, 20:00
@Panettone

Mein Fazit ist also, dass man aus irgendeinem zufällig geäußerten Zitat zu dem Schluss gekommen ist, dass Einstein Legastheniker gewesen sei. Über das Internet verbreitet sich solch eine Behauptung sehr schnell.

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Bennykater  07.12.2013, 22:04
@Panettone

Ich möchte mir dazu gar kein Urteil erlauben - obwohl ich mich beruflich sehr viel mit dem Thema beschäftige. Deine Frage war ja auch nicht "War Einstein Legastheniker?", sondern "Warum behauptet man....". Nur darauf kann ich dir eine Antwort geben.

Gewiss, das Internet ist voll von der "Behauptung". Wir haben das aber schon vor vielen Jahren im Studium gelernt, als es noch gar kein Internet für alle gab. Das heißt, die Angaben, die "Indizien, dass er Legastheniker gewesen sein dürfte", waren vorher schon da.

Er ist nicht mehr, man kann ihn nicht mehr fragen. Früher wäre es auch undenkbar gewesen, eine Legasthenie "zuzugeben", weil man dann automatisch für "dumm" befunden wurde. Es ist noch gar nicht furchtbar lange her, da wurde das auf die gleiche Stufe wie "schwachsinnig" gestellt. Die Menschen galten als dumm, nicht ausbildbar, und hatten meistens keine Chance im Leben, wenn sie nicht aus betuchtem Haus stammten und deshalb keinem Broterwerb nachgehen mussten. Zum Glück hat sich das mittlerweile grundlegend geändert!

Eine Legasthenie könnte man genetisch nachweisen - wenn man einen Gentest machen würde. Davon habe ich allerdings noch nie etwas mitbekommen. Dann wäre das Rätsel gelöst.

Mehr kann ich dazu leider nicht beitragen. ;D

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Bennykater  07.12.2013, 22:10
@Panettone

Wer würde denn einen fehlerhaft oder unsauber geschriebenen Lebenslauf einreichen? Darauf wurde penibelst geachtet. Jeder Legastheniker hätte ihn 100 Mal geschrieben, so lange, bis er gut genug war.

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Panettone 
Beitragsersteller
 07.12.2013, 23:43
@Bennykater

In Ordnung.

Dass Einstein seine Briefe zweimal geschrieben hat, glaube ich nicht. An seinen Briefen merkt man, dass Einstein in der Orthografie keine schweren Mängel aufwies.

Deshalb scheidet für mich Legasthenie bei Einstein aus.

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Bennykater  08.12.2013, 10:22
@Panettone

Eine Begründung für das Doppel-s könnte allerdings auch sein, dass er ja viel Zeit in der Schweiz verbracht hat. Meines Wissens war er auch an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. In der Schweiz existiert kein "ß". Dort wird auch heute noch das "ss" sowohl nach kurzen als auch nach langen Vokalen verwendet.

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Panettone 
Beitragsersteller
 07.12.2013, 19:42

Früher war der Drill beim Briefeschreiben extrem hoch.

Ja, das merkt man an den Briefen, die mein Großvater an Bauerstöchter, deren Heiratsannoncen er gelesen hatte, schrieb. Er besaß wohl eine sehr gute Ausdrucksfähigkeit. Orthografiefehler findet man in den Briefen kaum. Er besuchte eine kleine katholische Volksschule.

Ein anderes Beispiel ist ein in wunderschöner Sütterlin-Schrift geschriebenes Diktatheft meiner Urgroßtante aus dem Jahr 1907.

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Bennykater  07.12.2013, 21:47
@Panettone

Genau das meine ich. Damals waren die Schulen noch "Zuchtanstalten". Ein Linkshänder wurde geschlagen, wenn er den Griffel in die linke Hand nahm! Dessen Schrift war dann, weil er rechts schreiben musste, wahrscheinlich nie zur Zufriedenheit des Schulmeisters. Schönschrift war wichtig. Es muss für viele Kinder ein einziges Gräuel gewesen sein. Wunderschön die erhalten Schrift- oder auch Handarbeitsproben aus jener Zeit - wahre Fleißarbeiten.

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Panettone 
Beitragsersteller
 07.12.2013, 19:28

So offensichtlich ist eine Verbindung zwischen Legasthenie und Genie nicht.

Beispielsweise besaßen Einsteins Kollegen Erwin Schrödinger und Max Planck eine sehr gute Orthografie.

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Bennykater  07.12.2013, 21:44
@Panettone

Ei, du beschäftigst dich ja sehr intensiv damit. Mal sehen, ob ich dazu überhaupt noch etwas beitragen kann!

Ich habe versucht, zu erklären, was die Ursache einer Legasthenie ist: nämlich die verschiedenen Teilleistungen. Davon gibt es mehrere verschiedene. Nicht immer sind die gleichen betroffen. Jemand, der zum Beispiel in der optischen Wahrnehmung Probleme hat, kann Höchstleistungen auf dem akustischen Gebiet vollbringen. Jemand, der auf dem akustischen Gebiet Schwierigkeiten hat, kann vielleicht sein Leben lang ein weiches "g" von einen harten "k" nicht unterscheiden. Das wird zu Schwierigkeiten bei der Rechschreibung führen - aber nicht bei der Mathematik.

Nein, es gibt keine "Verbindung". 10 % aller Menschen sind Legastheniker - ob Genie oder nicht. Man kann Menschen mit Legasthenie schon untereinander nicht "vergleichen" - jede Legasthenie ist individuell. Die Genies, von denen man heute im Nachhinein vermutet, dass sie Legastheniker waren, sind ja auch nie auf Legasthenie getestet worden.

Stark vereinfacht:

Viele Genies waren Legastheniker. Vermutlich auch damals 10 % aller Menschen. Also lässt sich Einstein nicht mit Schrödinger oder Planck vergleichen.

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Man erzählt sich auch immer, er wäre in der Schule schlecht gewesen und aus dem Unterricht geflogen weil er es nicht konnte. Auch das ist Unsinn. Man erzählt sich die Geschichten des späten Aufblühens manchmal gerne, um für sich selbst noch große Möglichkeiten zu sehen...

Er hat das mal persönlich in seiner Biographie gesagt. Quelle schlagmichtot. Allerdings war der Forschungsstand 1955-vorher noch nicht derart ausgereift, dass man heute darüber eine sachgerechte Antwort geben könnte (vor allem, da diese angebliche Legasthenie bei Albert Einstein offiziell nie 'geprüft' wurde).

Wenn man auch die Schrift anschaut ist es eine typisch überhastete Schrift wie es eigendlich jeder Legastheniker hat. Ich bin mir da auch sicher dass er einer war. Hinter jeder Legasthenie steckt ein Genie ^^

Möglich wäre es, aber man kann es nicht bestätigen... und nur wenn jemand ein Genie war muss nicht unbedingt bedeuten dass man ein Autist gwesen ist...


Panettone 
Beitragsersteller
 05.12.2013, 18:08

Ich habe nach Legasthenie gefragt.

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