Waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen 1924 besser als 1914?
Arbeitervereine und Arbeiterparteien hatten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sich um eine Besserstellung der Arbeiterschaft bemüht. Aber wie hat sich das nach dem 1. Weltkrieg ausgezahlt, als die SPD an die Regierung kam? Zwar konnten alle jetzt frei wählen und der 8 Stundentag wurde per Gesetz verfügt, aber waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen 1924 für die Arbeiter wirklich besser als 1914? Und gab es Dinge, wie man zwar angestrebt hatte, aber wegen der schlechten Wirtschaftslage nicht umsetzen konnte?
1 Antwort
Vor der Hyperinflation von 1923 ging es den Arbeitern besser. Das sieht man auch im Vergleich der Kindersterblichkeit am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Kindersterblichkeit um 1920.
Durch die Hyperinflation kam es erneut zu Hungersnöten. Da die Mittelschicht durch die Inflation ihr Geld verloren hatten, mussten diese ihre Angestellten entlassen. Die Arbeitslosigkeit nahm massiv zu und die Suppenküchen reichten nicht, um alle Bedürftigen zu verkosten.
Nach 1924 kam es dann zu einem Wirtschaftsaufschwung und langsam normalisierte sich das Leben wieder. Auch der einfache Arbeiter profitierte von den Goldenen Zwanziger Jahren https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Zwanziger
Zumindest blieben in den sogenannten Goldenen 20er Jahren die Hungersnöte aus. Das ist schon viel. Gerade am Ende des 19. Jahrhunders kam es immer wieder zu Hungersnöten und ab etwa 1930 kam es auch wieder dazu.
Gab es nach der Jahrhundertwende und vor dem 1. Weltkrieg ebenfalls noch Hungersnöte?
Soweit ich weiß, war es zumindest in den Bereichen, wo meine Ahnen lebten, nicht mehr. Es wandern keine Verwandte mehr aus, dass passiert erst wieder 1930-33. Die Kindersterblichkeit scheint auch geringer zu sein, wobei bis in die 50er Jahre es immer noch vorkommt, dass Kinder sterben. So extrem, wie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist es davor und danach nie gewesen. Die Zeit ist von der Sterblichkeit und der Masse an Auswanderern sehr auffällig.
Scheinbar verbesserten sich ab 1900 die Lebensumstände. Beachtlich wenn man den Bevölkerungszuwachs von 1871 bis 1914 betrachtet.
Inwiefern besser? Der 8-Stunden-Tag, der 1918 verkündet wurde, war auch in der Weimarer Republik keine Realität. In Münchner Großfirmen z.B. musste man 1920 wieder 46 Stunden in der Woche arbeiten. Und 1922 kam es zu mehreren Streiks, als die Metallindustrie München eine höhere Wochenarbeitszeit verlangte. Am Ende kam es zu einem Tarifvertrag, der die Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden festlegte.