Waren die Jugendlichen damals viel wortgewandter?
Ich las die Tagebücher von Anne Frank und war erstaunt, wie sich dieses Mädchen in so einem zarten Alter ausdrücken konnte. Natürlich war sie bestimmt auch außergewöhnlich belesen und literarisch begabt. Nicht jeder Jugendlicher hatte bestimmt so ein sprachliches Niveau.
Ich sah aber letztens auch ein paar Dokus auf Youtube von Jugendlichen aus den fünfziger Jahren - Jugendlichen aus den USA, und auch aus Deutschland. Auch sie wirkten wortgewandter als viele heutige Jugendliche.
Es kann natürlich aber auch sein, dass halt gerade besonders belesene Jugendliche befragt worden sind.
12 Antworten
Ja, im Allgemeinen würde ich sagen, das ist richtig.
Das trifft natürlich nicht auf alle zu, aber auf einen sehr großen Teil.
Früher hat man zum Beispiel - wenn man sich geschrieben hat - sehr viel länger geschrieben. Da hat man sich Zeit dafür genommen. Anfangs war es auf Papier, später dann am Computer - aber es waren Briefe, längere Nachrichten, keine wortkargen Apps, die nur aus Abkürzungen und Emojis bestehen, und beides sind eher Sprachverarmungen. Man hat sich Mühe gegeben, wirklich in Worte zu fassen, was man denkt und meint, und da man im Allgemeinen eben auch gelesen hat, nicht nur Filme geschaut oder Games gespielt, hatte man auch Übung in Sprache. Man kannte Sprache besser, war gewandter darin. Heute sieht es ja leider bereits in einfachsten Lesefähigkeiten mau aus. Ich kenne Achtklässler, die nicht mal flüssig einen Satz lesen können. Unfassbar. Und ich rede noch nicht einmal vom Schreiben.
Ich hab erst kürzlich Aufsätze von Elftklässlern gelesen. Und war, gelinde gesagt, erschüttert. Ich hab das mit Aufsätzen von vor zwanzig Jahren verglichen, und es war etwa so, als würde man Mehlsuppe mit einem guten Menü vergleichen. Der Unterschied war einfach unfassbar. Während da früher lange und ausgefeilte Sätze standen, die auch noch Inhalt wiedergaben, also echte Argumentationsketten bildeten, standen da jetzt irgendwelche Murkssätze voller Grammatik- und Rechtschreibfehler, und ein Inhalt, geweige denn ein Denken, war kaum mehr erkennbar. Das war ein Gestotter, aber nicht wie ein fließender Text. Wie gesagt: erschütternd. Und das waren Elftklässler! Also Oberstufe. Keine Siebtklässler...
Ja, ich denke wirklich - im ALLGEMEINEN sinkt das Niveau in allem Möglichen. Es gibt immer ein paar Leuchten, die sehr gut sind, aber das allgemeine Niveau der Mehrheit sinkt. Wir verlernen Dinge, die wir Menschen mal gut konnten - und das betrifft eben nicht nur das Schreiben und Lesen, sondern auch Handwerkliches (Wo gibt es noch gute Bäcker, die richtig backen, statt Backshops, die Rohlinge auf-backen? Wo kann jemand noch viele verschiedenen Dinge reparieren? -> All das geht verloren, aber leider nicht mal zugunsten umwerfender neuer Fähigkeiten.) Es findet eine Verflachung und Verdummung statt. Leider.
Ich denke eher dass das vor allem so wirkt weil sich Sprache nunmal wandelt. Vor allem die jeweils jugendliche Generation bringt immer mal neues rein , manches festigt sich anderes nicht und ist eben nur phasenweise gebräuchlich.
Auch wirds immer internationaler durch Internet und social Media, sprich der Wandel geht wesentlich schneller voran und beinhaltet mehr Sprachen vor allem Englisch.
Damals hat man eben viel mehr Bücher gelesen, es gab ja nichts anderes. Dadurch wurde klar dann auch die eher "gehobene" Sprache aus den Büchern übernommen. Bücher waren halt die Trendsetter von damals xD.
Also ja nen Jugendlichen aus den 50ern kann man wohl mit heute kaum vergleichen.
Wenn man korrektes und gehobenes Deutsch als Prämisse stellt ja bestimmt. In Fremdsprachenkenntnissen z.B. würden aber die aus den 50gern nicht mithalten können. Zeiten ändern sich halt .. muss man akzeptieren. Ich finde jede Zeit hat so seine Besonderheiten wie auch Vor und Nachteile gehabt.
Stimmt.. wollte ja nur ausdrücken dass es neben dem Nachteil auch Vorteile gibt...
Und das mans denen nicht vorwerfen kann , sie sind halt in der heutigen Zeit geboren und lernen das was man ihnen vorgegeben hat ^^
Anne Frank wollte Schriftstellerin werden. Wahrscheinlich war sie deshalb wortgewandt: Sie hatte einfach Übung. Und Menschen, die in einer Doku sprechen, geben sich besonders viel Mühe, gut rüberzukommen.
Ja definitv ich finde es immer wieder krass zu sehen, wie viel besser sich damals alle artikulieren konnten.
https://www.youtube.com/watch?v=h0njPX3SUUU
https://www.youtube.com/watch?v=fp2OZRr9jXY
In Videos wie diesen sieht den Kontras zu Straßenumfragen von heute
hab mich geirrt war 50er ist ne weile her dass ich eins gesehen hab International Student Debates (1950s) - YouTube
Einerseits wurden vermutlich wirklich besonders wortgewandte Jugendliche befragt, aber zu der Zeit haben alle Jugendlichen viel gelesen, und zwar die "Klassiker" und keine Comics. Und man sprach auch ganz anders, nicht wie heute, "hey bro, was geht", sondern korrektes deutsch fast ohne Anglizismen.
Deshalb hatte die auch einen "eleganteren" Sprachstil.
Da hast du allerdings recht. Die Jugendlichen heute würden da wohl sehr schlecht abschneiden.