War es richtig folgendes meiner Psychologin nicht zu sagen?
Wir hatten heute die fünfte Sitzung. Wir sind noch immer bei der Anamnese und sprachen über meine Biographie und meine soziale Phobie, welche der zentrale Grund für die Therapie ist. In diesem Zusammenhang sprachen wir auch darüber, dass ich (Mann) noch erheblich größere Schwierigkeiten im Umgang mit Frauen als mit Männern habe.
Sie fragte mich, wie es mir im Umgang mit ihr als Therapeutin ginge, worauf ich ihr zur Antwort gab, dass ich sie als neutrale Person wahrnehme, als Therapeutin eben und das ich keine allzu großen Hemmungen ihr gegenüber habe, da ich nicht ihre Freundschaft sondern Therapie suche. Auch sagte ich ihr, dass mir die Therapie mit ihr schwerer fallen würde, wäre sie jünger als ich oder näher an meinem Alter. Ich schätze sie ist so Mitte/Ende 40, ich bin fast 30.
Ich wollte dann noch hinzufügen, dass meine Hemmungen auch größer wären, würde ich sie attraktiv finden, habe dann aber davon abgesehen, weil ich mir dachte, dass sie das als beleidigend und impertinent empfinden könnte. Jetzt habe ich aber das Gefühl, dass das vielleicht ein wichtiges Detail für die Diagnose ist, dass ich sie als Therapeutin anders wahrnehmen und mich ihr gegenüber anders verhalten würde, fände ich sie attraktiv und denke, dass ich ihr das vielleicht doch hätte sagen sollen. Sie ist schließlich Psychotherapeutin und würde die Aussage vermutlich nicht als persönliche Beleidigung empfinden sondern wäre in der Lage das mit der angemessenen professionellen Sachlichkeit und Distanz aufzufassen und in meinen Fall einzuordnen.
Was meint ihr, hätte ich es ihr sagen sollen oder war es richtig meinem Gefühl zu vertrauen. Ich habe ohnehin oft große Schwierigkeiten abzuschätzen, was richtiges, adäquates und taktvolles Verhalten ist. Ich glaube ich sage häufig beleidigende, verletzende oder einfach sinnleere und befremdliche Dinge und bin dann überrascht, wenn sich Andere von mir distanzieren, merke dann aber manchmal später, wenn ich darüber nachdenke, dass ich xyz vielleicht besser nicht gesagt hätte.
Ich fürchte, meine Bemerkung zu unserem Altersunterschied war vielleicht schon ein erheblicher Fauxpas. Müsste ich damit rechnen, dass meine Therapeutin das als grobe persönliche Beleidigung empfindet, wenn ich ihr sage, dass ich sie als Therapeutin anders wahrnehmen würde, fände ich sie attraktiv und dann vermutlich größere Hemmungen im Gespräch mit ihr hätte und allgemein gehemmter im Umgang mit Frauen bin, die ich attraktiv finde?
Ist es denn überhaupt wichtig für die Therapie das mit ihr zu besprechen? Ich habe ihr ja schon gesagt, dass mir der Umgang mit Frauen schwerer fällt als mit Männern, aber das ist ja eine sehr allgemeine Aussage und per se sicher auch noch nichts pathologisches, da rein freundschaftliche Beziehungen ja in der Mehrzahl zwischen Personen gleichen Geschlechts stattfinden.
Danke.
8 Antworten
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Ich möchte mich Maerchenkiste anschließen. Die Therapie ist ja dafür da, dass Du geholfen bekommst. Oft leiden Erfolge in der Therapie darunter, dass sich Patienten nicht öffnen. Wilsste geholfen haben oder nen Smalltalk halten? Deine Therapeutin sollte und wird professionell mit Deinen Äußerungen umgehen. Glaub´ mir, dass sie wohl schon ganz andere Sachen gehört hat. Deine Gedanken und Deine Bedenken sind durchaus Teil Deines Problems und dessen Lösung. Reden und Arbeiten ist dabei sehr wichtig. Grüße aus Sonneberg
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Kurz gesagt: wenn dir geholfen werden soll, dann sollteswt du dich öffnen wie ein Biuch und keine geheimnisse haben, die eventuell die Schlüssel zu deinem Problem sein könnten.
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Man kann sowas ja auch durch die Blume sagen. Dass Du z.B. nur Probleme mit Frauen hast, zu denen Du Dich (körperlich, sexuell, etc) hingezogen fühlst, bzw. fühlen könntest.
Ich denke aber mal, dass sie das eh schon in diese Richtung verstanden hat. Selbst ich als Nicht-Therapeutin würde bei den Stichworten "Frauen" und "Frauen die jünger oder gleichalt sind" auf "Frauen, die ich attraktiv finde" schlussfolgern. Mach Dir also nicht zu viel Gedanken über das kleine Detail, daran wird die Therapie nicht scheitern!
Und: es wäre keine gute Therapeutin, wenn sie irgendeine Deiner Aussagen persönlich nehmen würde!
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Das ist alles kein Problem. Eine gute Therapeutin wertet die Sachen die du sagst nicht persönlich.
Im Laufe der Therapie werdet ihr Schritt für Schreitt weiter kommen.
Die Vorstellung das du ihr absolut alles sagen musst, weil es ja für die Therapie wichtig sein kann ist Quatsch.
Ich arbeite mit einer sehr guten Therapeutin zusammen die viele meiner betreuten Personen" in Therapie hat.
Sie hat mir gesagt das vieles bei Therapien reiner Voyeurismus ist. Sie braucht 1000 Details nicht.
Viele Menschen können die Frage "Wer bist du" nicht beantworten. Sie sind nicht in der Lage dazu.
Sie antworten dann:
Ich bin Paul Meier. Aber es war nicht gefragt wie sie heißen.
Ich bin (Beispiel) Fernsehmechaniker. Aber nach seinem Job war nicht gefragt.
Ich bin mit XXX verheiratet. Aber danach war nicht gefragt.
Ich bin Vater von X Kindern. Aber das beantwortet die Frage nicht.
Es war gefragt worden "Wer bist du". Nicht: Was macht dich als Menschen und Person aus".
Also mach dir keine großen Gedanken was du deiner Therapeutin sagst, oder verschweigst. Sage ihr das wozu du bereit bist. Wo sie noch notwendige Fragen hat, wird sie diese Fragen stellen.
Und entsprechend entwickelt sich die Therapie weiter.
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.
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Ich glaube es gibt im Rahmen der Therapie wichtigere Fragen. Wenn du Dich aber so lange mit diesem Detail aufhaeltst ist das vielleicht auch ein Punkt, an dem die Therapeutin ansetzen kann. Also sprich mir ihr darueber. Sag ihr, dass Du dir dazu viel zu viele Gedanken gemacht hast. Und dass Dich schon solche Kleinigkeiten belasten.