War die osmanische Kolonialisierung auch rassistisch motiviert?

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Es war imperiale Ausdehnung. Vgl. Weltreich (Imperium) in der Wikipedia.

Speziell zu den Imperien des 19. Jahrhunderts schreibt Osterhammel: " "Imperien sind Gebilde großräumiger Herrschaftsbildung. [...] Imperien sind polyethnisch, multikulturell und politisch zentrifugal. Sie sind Kompositgebilde. Imperiale Integration hat eine horizontale und eine vertikale Dimension. Horizontal müssen die einzelnen territorialen Segmente des Imperiums an das Zentrum gebunden, vertikal müssen Herrschaft und Einfluss in den kolonisierten Gesellschaften gesichert werden. Horizontale Integration verlangt zunächst Zwangsmittel und militärische Potenziale. Alle Imperien beruhen auf ständiger latenter Gewaltandrohung außerhalb der Durchsetzung einer gesetzten Rechtsordnung. (S.610) Ein Imperium lebt von der "Fähigkeit zur Aufstandsunterdrückung" (S.610), weil es "politische Integration ohne soziale Integration" (S.612) betreibt. So kommt es zur "Globalisierung der Gewalt" (S.611)." (Die Verwandlung der Welt)

Das gilt allgemein. Doch dann fährt er fort: ""Imperialistische Politik geht von einer Hierarchie der Völker aus, immer einer von Starken und Schwachen, meist kulturell oder rassisch abgestuft." ((Die Verwandlung der Welt, S.621) "Zunächst spielten Rohstoffe für die Imperien nur von Fall zu Fall eine Rolle, doch das änderte sich: "Öl war der wichtigste Anlass für diese strategische Aufwertung von Bodenschätzen, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg begann." (S.622) " Was auf den ersten Blick oder in einer sehr abstrakten theoretischen Perspektive wie ein geschlossener Imperialismus anmutet, zerfällt, wenn man genauer hinsehen will, in den Plural der Imperialismen." (S.623)

Den "Binnenkolonialismus in den USA" (S.643) rechnet Osterhammel zu den "sekundären Reichsbildungen" (S.639). "Der Mythos vom kulturellen "Schmelztiegel", realitätsfern wie er war, wurde niemals zum nationalen Grundverständnis." (S.646)

Innerhalb der Vielzahl von Imperialismen darf das Osmanische Reich als eher wenig rassistisch gelten. Die Abwertung der Menschen geschah primär nicht über die Rasse, sondern über die Religion. Anhänger der abrahamitischen Religionen wurden weniger besteuert als völlig "Ungläubige".


Fontanefan  23.05.2023, 12:17

Wie wichtig Muslime die "Bekehrung" zum rechten Glauben nahmen, dazu gibt es ein eindrucksvolles Beispiel aus den Märchen von Tausendundeine Nacht:

Sie fesselten ihm die Hände auf den Rücken, legten seine Füße in Ketten und setzten sich auf seine Brust. Er fragte seine Tochter, warum sie sich so verhalte. Sie antwortete ihm: "Wenn ich wirklich deine Tochter bin, so werde Muslim; denn ich bin eine Muslimin geworden. ..." ... "Aber er weigerte sich und ward verstockt." Da durchschnitt ihm Aladin die Kehle. (https://fontanefan3.blogspot.com/2008/03/gescheiterter-bekehrungsversuch.html)

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Rassistisch weniger, da die Türken ja Länder ihrem Imperium unterwarfen, die ihnen rassisch gesehen ähnlich waren (naher Osten, Balkan usw.). Wären die Türken in der Lage gewesen, in Schwarzafrika als Kolonialherren agiert zu haben, so hätten sie sich rassisch natürlich genau wie die Europäer im 19. Jh. oder die Chinesen heute von den schwarzen Eingeborenen abgegrenzt. Das, was man heute "Rassismus" nennt, ist ja nichts weiter als die natürlich-instinkthafte Abgrenzung von Menschen zu Angehörigen völlig anderer Rassen. Das ist auch nicht problematisch. Problematisch wäre höchstens der Hass auf andere Rassen, aber der folgt ja nicht notwendig aus der Abgrenzung.