Wann sagt man gestern ging ich in die Schule und gestern bin ich in die Schule gegangen?

7 Antworten

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In der Umgangssprache wird fast nur noch die Perfekt-Form verwendet (also "ich bin gegangen" statt "ich ging"). Abgesehen von Verben wie "ich war", "ich hatte" usw. (dort ist das Präteritum noch üblich).

Formal gesehen gibt es einen kleinen Unterschied (dieser wird in der Umgangssprache allerdings kaum noch wahrgenommen):

- das Perfekt hat noch einen "Gegenwartsbezug", es beschreibt zwar eine abgeschlossene Handlung, sieht aber noch den Bezug zum "Jetzt"
"Ich habe gerade eben hier geputzt." (und jetzt läuft jemand mit dreckigen Schuhen durch den Flur)

- das Präteritum ist eine Vergangenheitsform, die "losgelöst" von der Gegenwart ist, in einem Märchen könnte es heißen
"Rotkäppchen putzte alle Lampen im Haus ihrer Großmutter."


earnest  25.11.2016, 06:53

Ohne "gerade eben" (usw.) entfällt der Gegenwartsbezug - und damit jeder Bedeutungsunterschied. Das Perfekt wird zu einer echten "Vergangenheit".

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Hallo,

im Deutschen gibt es zwei Formen für die Vergangenheit,

das Perfekt - Ich bin in die Schule gegangen.

und das Präteritum - Ich ging in die Schule.

Es gibt keine festen Regeln dafür, wann man welche dieser Vergangenheitszeiten verwendet. Beide der genannten Sätze sind gleichwertig und sagen dasselbe aus.

Grundsätzlich kann man sagen, dass das Perfekt eher beim Sprechen, im informellen Rahmen, im persönlichen Schriftverkehr,

das Präteritum dagegen eher in der Schriftsprache, im formellen Rahmen (Literatur, Zeitungen, wissenschaftlichen Arbeiten usw.)

verwendet wird.

Das Präteritum verwenden wir vor allem auch bei den Verben haben und sein und den Modalverben.

AstridDerPu

In der Umgangssprache benutzt man fast ausschließlich Sätze mit 

Ich bin, ich habe ...

Wenn jemand die einfache Vergangenheit benutzt, dann meistens in Erzählungen Bewerbungen: "Gestern ging ich in die Schule, um mit meinem Lehrer zu sprechen. Er antwortete auf meine Fragen und war sehr nett."

Ansonsten überwiegt das Perfekt in der Unterhaltung: "Gestern bin ich in die Schule gegangen." Diese Form wird auch deswegen häufiger benutzt, weil mache Leute Schwierigkeiten haben, die korrekte Vergangenheitsform des Verbs zu bilden:

unregelmäßige Verben wie fallen, schießen, stehen, fragen, laufen, wegen, sehen, fahren ...

Allerdings sind die Linguisten mehr und mehr tolerant im Hinblick auf die Exaktheit der Grammatik. Wenn sich aus dem Kontext ergibt, was ausgesagt werden soll, kann schon mal auf die eigentlich grammatisch richtige Form verzichtet werden.

Gestern bin ich in die Schule gegangen. Genau so richtig ist:

"Gestern ging ich zur Schule" , weil das Wort "gestern" den Zeitpunkt angibt, zu dem die Handlung stattgefunden hat.

Im Deutschen gibt es hier heute kaum noch einen Unterschied.

Vor allem in der gesprochenen Sprache wird fast nur noch das Perfekt verwendet. Vor allem in Süddeutschland wird das Präteritum kaum verwendet.

Hallo,

es wurde hier ja schon mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass der Gebrauch hauptsächlich vom Zusammenhang und der Sprachebene abhängt.

Ich möchte hier noch eine Sache hinzufügen:

Die Modalverben (wollen, können, müssen etc.) sowie die Verben sein, haben und werden, werden seltener im Perfekt benutzt, obwohl man dies durchaus tun könnte, siehe auch die Antwort von AstridDerPu.

Vermutlich klingt das holperig oder auch ein wenig altmodisch, vergleiche nur das folgende Beispiel:

Perfekt: Ich habe schon immer Arzt werden wollen.

Präteritum: Ich wollte schon immer Arzt werden.

Gruß, BerchGerch