Vor-und Nachteile von Kapitalismus und Kommunismus

5 Antworten

Die Kapitalverwertungsgesellschaft mit dem Streben der Kapitalseigner, vorgeschossenes Kapital im Prozess der Mehrwerterzeugung höchst möglich zu verwerten, d.h. höchst mögliche Profite zu erzielen, hält seit knapp zweihundert Jahren diese Welt im Würgegriff, weil sie im großen Stil Raubbau an der Natur und an der menschlichen Arbeitskraft betreibt. Während der Zeit des Systemwettbewerbs mit der Zentralverwaltungsgesellschaft im Ostblock kam es nach dem Zweiten Weltkrieg in Teilen West- und Nordwesteuropas zu verhältnismäßig hoher Beschäftigung, Massenkonsum mit teilweisem Massenwohlstand. Das verschlechterte sich in Westeuropa seit Mitte der 1970er Jahre und in Deutschland etwas verzögert seit Ende der 1980er Jahre mit dem Zusammenbruch der im Ostblock mehr schlecht als recht unternommenen Versuche, irgendwie Voraussetzungen für eine kommunistische Gesellschaft zu schaffen. Kommunismus gab es bisher noch nirgends, weshalb sich die Frage nach Vor- und Nachteilen erübrigt.

Wenn man genau sein will, gibt es keine eindeutigen Vor- oder Nachteile in beiden Systemen. Was dem Einen als Vorteil erscheinen mag, ist für den Anderen ein Nachteil.

Insofern solltest du vorher die Perspektive bestimmen, ihefih.

Beispiele:

  • Kapitalismus = unbegrenzte Kapitalakkumulation möglich

Das kann für jene, denen es überhaupt möglich ist, das zu schaffen, ein sehr wichtiger Vorteil sein. Für jene, die dazu jedoch nie eine Chance bekommen, ist es ein immanenter Nachteil, denn es sorgt dafür, dass sie (und ihre Kinder und Kindeskinder) ihr Leben lang arm bleiben werden. (empirisches Mengenverhältnis: Dieses Argument ist für 10% der deutschen Bevölkerung vorteilhaft; 90% der deutschen Bevölkerung schadet es oder - bestenfalls - interessiert es sie nicht, weil es sie nicht betrifft)

  • Kapitalismus = Konkurrenz schafft Innovation

Auch dieses Argument ist je nach Perspektive gut oder schlecht; richtig oder falsch. Tatsächlich schafft nicht Konkurrenz die Innovation, sondern behindert sie sogar in erheblichem Maße. (Beispiel: E-Auto. Die Konzepte liegen seit Jahrzehnten in den Schubladen und werden bis heute nicht oder nur sehr, sehr zögerlich umgesetzt, weil sie die Gewinne der Konzerne erheblich beschneide. Innovative Kleinfirmen haben hingegen keine Chance, sich auf dem Markt durchzusetzen, weil Kleinst-Serien von ein paar Dutzend Stück pro Jahr schlicht nicht marktfähig sind.)

  • Kommunismus = weniger persönliche Freiheit

Dieses Argument dürfte rund 60% der Bevölkerung in Deutschland bestenfalls peripher tangieren, denn ihre "persönliche Freiheit" befindet sich so oder so im Umkreis der Linie Wohnung - Arbeitsplatz (solange sie Arbeit haben). Darüber hinaus leben wir heute noch von den Pfründen des Quasi-Kolonialismus, die aber mit der Öffnung Asiens Stück für Stück wegbrechen. Was dann am Ende übrig bleiben wird, kannst du heute schon in den USA sehen: Über 80% der heute lebenden US-Amerikaner haben das eigene Land nie verlassen und werden das auch in ihrem Leben nicht machen (sieht man von Mexiko und Kanada ab; wo es unter Grenzbewohnern einen regen Grenzverkehr gibt). Und was andere Freiheitsrechte betrifft, sehen wir gerade an der aufkommenden Informationsflut über "Prism", das Internet- und Telefon-Überwachungsprogramm der NSA (= Geheimdienst der USA), das jede Bemühung der Stasi (= Geheimdienst der DDR) wie alberne Kinderstreiche aussehen lässt.

Preisfrage: Was davon sind Vorteile? Was sind Nachteile?

Kapitalismus: Vorteile: Individuelle Freiheit, möglicher persönlicher Gewinn, Anreiz zur Leistungsbereitschaft des Einzelnen Nachteile: Soziale Ungerechtigkeit, Klassenbildung, Gefahr der Ausbeutung Kommunismus: Vorteile: Streben nach sozialer Gerechtigkeit, Kaum Arbeitslosigkeit, Gleichheitsgedanke Nachteile: Wenig Anreiz zu persönlicher Leistung, Staatliche Kontrolle mit Gefahr der Willkür, Planwirtschaft funktionert meist nicht


Unsinkable2  08.06.2013, 20:44

Planwirtschaft funktionert meist nicht

Wir versuchen gerade in großem Stil mit der Planwirtschaft die Marktwirtschaft über Wasser zu halten. Wenn sie "nicht funktionieren" würde, wären unsere Star-Ökonomen und Wirtschaftsexperten aber ziemlich dumm...

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Saatgut  09.06.2013, 11:07
@Unsinkable2

individuelleFreiheit: = Freiheit des Geldsacks, ach ja für die Armen dieFreiheit z.B. unter einer Brücke schlafen zu dürfen!

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Sag erst mal, was Du mit Kommunismus oder Kapitalismus überhaupt meinst. Das sind Oberettiketten für mehrere Dutzend verschiedener Wirtschafts- und Sozialstrukturen :-)

Auf den Punkt gebracht, heißt Kapitalismus: Eigentum wird staatlich geschützt und kann akkumuliert werden; und Kommunismus: Es existiert kein privates Eigentum, Besitz wird den Einzelnen vom Staat zugeteilt.

Sag ich mal so :-)

Vorteile des Kapitalismus: Wer reich ist, kann seinen Reichtum im K. voll ausleben. Dadurch steht (einem) solchen Menschen sehr viel Macht und Genuss zur Verfügung. Die oberen 10% der Bevölkerung haben ca. 66% des gesamten Privatvermögens, die unteren 50% hingegen nur 1%. Die vielgepriesene individuelle Freiheit ist nahezu ausschließlich an Geld gekoppelt. Nun kann sich jeder hier ausmalen, Wem diese nun Wie und Wieviel zugute kommt. "The rest is silence"! (Shakespeare)


Saatgut  09.06.2013, 11:02

Hach, die Nachteile des Kommunismus hat ich ganz vergessen: Man kann in ihm nicht steinreich werden, kann keineFirmenimperien aufbauen, herrscht nicht über hunderttausende bzw. millionen Menschen kann keine Politiker kaufen, mittels Bankenherrschaft die Welt beherrschen und überhaupt Monopoly (hurra ich hab die Schloßallee, dieParkstraße ...) das alles läuft dann nicht mehr.

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