Videoschnitt Software bei TV-Sendern/Filmen?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das kann man so pauschal nicht sagen, da viele Filme und Serien extern entstehen. Und da hat jeder einen eigenen Geschmack.

In Nachrichtenredaktionen findet häufig Media Composer oder Newscutter von Avid Anwendung, weil die Software halt enorm schnell und zuvelässig arbeitet und einen sehr schnellen Workflow bietet. Effekte und Compositing-Möglichkeiten bieten die Avid-Programme vergleichsweise wenig.

In manchen Sendern ist auch Velocity von Harris der Haus-Standard (das ist von Land zu Land verschieden, die Marktführerschaft in Nachrichtenredaktionen liegt meist bei Avid und in vielen Ländern aber auch bei Harris).

Was Film- und Serienproduktionen angeht, so kann man das eh nicht mit einem einzigen Programm abfrühstücken. Ein Schnittprogramm hat nunmal nur eingeschränkte Compositing-Möglichkeiten (du kannst z.B. mit Sony Vegas zwar enorme Compositings erstellen, es fehlen aber Möglichkeiten wie das Verfolgen von Trackingpunkten beim Chroma Keying) während Compositing-Programme dort besser sind, aber im reinen Schnitt sehr unkomfortabel sind und wenig Möglichkeiten bieten.

Wer da was benutzt, ist echt Geschmackssache.

Fangen wir mit dem Schnitt an, was aber nur ein Schritt von Vielen ist: Alt-Etabliert ist neben Avid Media Composer und Adobe Premiere Pro auch noch Apple Final Cut Pro. Die neuen Spieler sind aber Grass Valley Edius Pro, Sony Vegas Pro und Magix Pro-X (nicht zu verwechseln mit Magix Video Deluxe - Video Deluxe taugt nichts - Pro-X basiert auf der Samplitude-Engine, die Magix durch den Zukauf von Samplitude samt Entwickler-Team erworben hat). Gerade Edius und Vegas jagen den Großen massig Marktanteile ab. Apple hat sich dabei mit Final Cut Pro X auch noch ein Riesen Ei gelegt. Die alt-eingesessenen Final Cut Pro 7 User sind alle in Richtung Grass Valley oder Sony geflüchtet, teilweise auch zu Avid und Adobe, während andere User (vornehmlich die, denen das alte Final Cut und andere professionelle Software zu kompliziert war) nun eine neue Final Cut Fangemeinde bilden und sich wegen Final Cut Pro X überhaupt erst einen Mac gekauft hat (die meisten Cutter dieser neuen Fangemeinde sind aber kaum ernstzunehmen).

Compositing, also die Verschmelzung mehrerer Bilder und Objekte zu einem Ganzen, kann zwar stellenweise auch im Schnittprogramm stattfinden (gerade Vegas und Edius sind hier schon sehr mächtig), aber oftmals geht nichts ohne Compositing-Programme. Die Alt-Eingesessenen sind das enorm bekannte After Effects sowie Nuke und Shake. Groß im Kommen, auch wegen der enormen Fähigkeiten beim Einbetten gängiger 3D-Objekte inkl. Schattenwurf in das existierende Video, und das auch noch zu einem sehr günstigen Preis, ist Hitfilm.

Dabei gibt es auch noch User, die z.B. die komplette Adobe CS nutzen und Premiere und After Effects Hand in Hand spielen lassen und die, die sich sagen, dass sie davon keinen so großen Vorteil haben, weil Edius oder Vegas als Schnittprogramm deutlich intuitiver und mächtiger sind, als Premiere, aber After Effects immer noch fast ein Must-Have.

Um dem Film oder bestimmten Szenen einen gewissen Farblook zu verpassen, bedarf es Color Grading, wie z.B. das etablierte DaVinci Resolve (seitdem es im Besitz von Blackmagic Design ist, gibts davon auch eine kostenlose Lite-Version) oder Adobe Speedgrade.

3D-Objekte oder komplette 3D-Filme entstehen auch schon mal (wenn es keine dedizierte Eigenentwicklung des Studios wie z.B. bei Pixar ist) in 3DS-Max, Lightwave 3D, Maya oder Cinema4D.

Klingt viel, ist es auch. Aber zum Glück findet doch ein gewisser Wettbewerb statt, der in jeder der Kategorien auch eine Vielfalt bietet, die jedem ermöglicht, seine passenden Programme zu finden. Professionelle Ansprüche erfüllen alle genannten Programme und werden auch im professionellen Umfeld benutzt und somit sind deren Erzeugnisse auch im Fernsehen zu sehen. Aber je nachdem, was rauskommen soll, braucht man eben alles: Schnitt sowieso, Compositing meistens auch, Grading auch schon mal und 3D-Programme sind je nach Film auch ein Muss.

McDabbo 
Fragesteller
 04.04.2013, 09:43

Das nenne ich mal eine hilfreiche Antwort, die morgen mit dem Stern ausgezeichnet wird. Besten Dank nochmal. Freut mich eine Antwort von einem, der in dem Metier scheinbar erfahren ist, bekommen zu haben.

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