wie sieht eine titrationskurve bei einer schwachen base aus?

Vermutlich willst Du eine schwache Base mit einer starken Säure titrieren.

Das Musterbeispiel ist dabei natürlich NH₃ mit HCl — es gilt spiegelbildlich alles, was ich Dir gestern über die Titration von Essigsäure mit NaOH geschrieben habe. Da NH₃ zufälligerweise dieselbe Basenkonstante hat wie die Säurekonstante der Essig­säure, gelten sogar die dort angegebenen Zahlenwerte, nur daß man sie als pOH-Wer­te statt als pH-Werte lesen muß. Die Kurve sieht also exakt gleich aus, nur verti­kal gespiegelt.

Natürlich gibt es auch kompliziertere Fälle, z.B. Ethylendiamin mit zwei protonier­ba­ren NH₂-Gruppen:

H₂N–CH₂–CH₂–NH₂ + H₃O⁺ ⟶ H₂N–CH₂–CH₂–N⁺H₃ + H₂O
H₂N–CH₂–CH₂–N⁺H₃ + H₃O⁺ ⟶ H₃N⁺–CH₂–CH₂–N⁺H₃ + H₂O

In der Titrationskurve sieht man zwei Äquivalenzpunkte, und drei Hintergrundfarben: Blau für das das neutrale Molekül (Base), violett für das Monokation (Ampholyt) und rot für das Dikation (Säure). Die pKₐ-Werte sind 7.564 und 10.712, also ist die eine Stufe stärker und die andere schwächer als beim Ammoniak (9.25). Das sieht man auch daran, daß ein mekrlicher Teil der Base bereits bei V=0 zum Monokation reagiert hat.

Der erste Äquivalenzpunkt ist in der Titrationskurve nicht gut zu sehen, weil sich die beiden Stufen in der Stärke nicht genug unterscheiden. In der Ableitung der Titrati­ons­kurve sieht man Minima (das erste habe ich noch­mals vergrößert dazugezeich­net, weil man es sonst kaum erkennen kann).