Verschiedene Darstellungen von Jesus - Warum ähneln sie einander?
Hallo Leute,
ich habe mehrere Bilder und Mosaike gesehen, auf denen Jesus abgebildet ist. Immer hat er blondes oder straßenköterblondes Haar und ein eher längliches als rundliches Gesicht. Wie kommt denn das, das verschiedene Künstler ihn ungefähr gleich darstellen? Warum sind sie sich darüber einig, wie er ausgesehen hat?
14 Antworten
Hi, weil das Christentum eine europäische Religion war. Weil europäische Abbilder einem europäischen Schönheitsideal huldigten. In Afrika wird Jesus auch mal als Neger dargestellt. Jesus war Zimmermann, um die 30. Also muskulös. Er hatte zeitgemäß lange Haare und sah durchschnittlich aus (also wie ein Jude), dodaß Judas ihn durch einen Kuß identifizieren mußte. Mehr ist nicht bekannt. Klar gibts da Geschichten über Mischrassigkeit (nahe Samaria geboren, angebl. Vater sei Panthera gewesen usw.). Gruß Osmond http://images1.wikia.nocookie.net/uncyclopedia/images/thumb/1/13/NegroJesus.jpg/250px-NegroJesus.jpg
In Filmen hat er schwarzes, längeres, gelocktes Haar, zumindest als Erwachsener. Daß man ihn als Baby mit blondem Haar dargestellt hat, hängt vermutlich mit hell= unschuldig und rein zusammen. Mir sind auch keine Engelbilder mit dunklem Haar bekannt.
Da nicht bekannt ist, dass sich ein realitätsgetreues Portrait Jesu aus seiner Lebenszeit erhalten hat, und die Bibel sein Aussehen nicht beschreibt, liegt hier derselbe Grund vor, weshalb sich Darstellungen von Drachen, Elfen oder den griechischen Göttern ähneln: Im Verlauf der Kunstgeschichte entwickelt sich eine im Grunde beliebige Verbindung einer bestimmten Form mit etwas, das man darstellen will, aber nicht beobachten kann. Und wer, nachdem diese Verbindung erst einmal etabliert ist, dasjenige darstellen will, greift dann auch auf diese Form zurück.
Die meisten (längst nicht alle) Darstellungen haben Ähnlichkeit mit dem Mann auf dem Turiner Grabtuch. Das Schweißtuch Christi, welches seit ca. 300 n. Chr. in Edessa aufbewahrt wurde und in den Wirren der Kreuzzüge verloren ging, wird ähnlich beschrieben. Einige (wissenschaftlich nicht anerkannte) Theorien behaupten, dass beide Tücher identisch sind. Möglicherweise hat dieses Tuch die Künstler des frühen Christentums beeinflusst, so dass früh dieser Archtypus des Christusbild etabliert wurde. Spätere Künstler folgten dann diesem Darstellungsstandard.
Interessant ist, dass die älteste bekannte Christusdarstellung (die allerdings ebenfalls nicht zeitgenössisch ist) Jesus eher nach griechischem Idealbild darstellt: In weißem, knielangen Leinen gekleidet, kurzes gelocktes Haar und das Gesicht glattrasiert.
Diese Form des Porträts geht auf ein Tuch zurück, das mit König Abgar V. von Edessa (in der heutigen Türkei) in Verbindung gebracht wird. Danach wurde es immer wieder als Vorbild benutzt (siehe Autor > HektorPedo). Das Tuch wird in der Privatkapelle des Papstes im Vatikan aufbewahrt.
Es gab auch verschiedene Darstellungen. Ein Zitat:
"Auffällig ist, dass die Bild-Darstellungen von Christus seit dem 6. Jahrhundert, also dem Beginn der Verehrung des Abgar-Bildes in Edessa, eine einschneidende Veränderung erfahren. Wiesen die Darstellungen bis dahin eine große Vielfalt auf - so wurde Jesus auch bartlos und jugendlich, im Typus des griechischen Gottes Apoll dargestellt -, ähneln seitdem die Bildnisse demjenigen auf dem Turiner Grabtuch."
Dies und mehr unter:
http://aps.sulb.uni-saarland.de/theologie.geschichte/inhalt/2007/31.html