Verdunstet eine Flüssigkeit, mit einem niedrigeren Siedepunkt als eine andere, schneller als diese?
Hallo !
Ich beschäftige mich gerade hobbymäßig, experimentell mit Lösungsmitteln und bitte deshalb um persönlichen Rat !
Wenn ich ein Gefäß mit 1 Mol Benzol auf eine Wärmequelle mit 40 °C stelle, dann wird dieses Benzol nach einiger Zeit verdunstet sein.
Die Temperatur von 40 °C liegt jedoch weit unter dem Siedepunkt des Benzol bei 80,1 °C. D,h, das Benzol verdampft nicht, es verdunstet.
Was passiert wenn ich nun 1 Mol Aceton ebenfalls auf eine Wärmequelle mit 40 °C stelle, und dieses Aceton verdunstet ebenfalls nach einiger Zeit -->
Der Siedepunkt von Aceton beträgt nur 56 °C.
Wird das Aceton schneller verdunstet sein als das Benzol ?
Und wenn ja --> Ist der niedrigere Siedepunkt des Acetons der Grund dafür, also kann man die Höhe des Siedepunktes als Maß für die Verdunstungsgeschwindigkeit bei Temperaturen unterhalb des Siedepunktes, aber oberhalb des Schmelzpunktes, nehmen oder hängt das von einer anderen physikalischen Größe ab ?
Ich bedanke mich im voraus für jede ehrlich gemeinte und konstruktive Antwort !
Ich bin KEIN Experte für Chemie und kein Schüler oder Student !
LG Spielkamerad
4 Antworten
Man kann die Höhe des Siedepunktes als Anhalt für die Verdunstungsgeschwindigkeit eines Stoffes nehmen. Sind die Stoffe chemisch sehr ähnlich (Alkane z.B.), ist die Abhängigkeit direkt. Man muss ansonsten aber auch die Wärmekapazität und Verdunstungswärme von Stoffen berücksichtigen. Daher dürfte der Zusammenhang nicht linear sein.
stimmt, Stichwort: Dampfdruck gehört da eigentlich noch zu....
In sogenannten Phasendiagrammen kannst du auch anhand der Dampfdruckkurve den Dampfdruck bei entsprechender Temperatur ablesen ;)
Exzellente Antwort Jobul !
Ich bedanke mich recht herzlich dafür !
Zuerst einmal: Verdampfen udn verdunsten ist das gleiche. Beim Sieden passiert nichts anderes, als dass den Teilchen in einem Stoff so viel Energie zu geführt wird, dass sie den Aggregatszustand von flüssig zu gasförmig wechseln. Nun kann es aber passieren, dass ein Teilchen aus der Umgebung genug Energie bekommt, dass es verdampft, ohne dass die Temperatur der Siedetemperatur entspricht.
Ja, das Aceton wird schnelle verdunsten als das Benzol, da die Aceton-Moleküle weniger Energie benötigen, um zu verdunsten als die Benzol-Moleküle. Das kann man auch sehr gut bei Nagellackentferner beobachten: wenn man ein wenig von der Flüssigkeit in seine Handfläche gibt, ist diese nach sehr kurzer Zeit "verschwunden".
Prima !
Recht herzlichen Dank für deine Antwort BlackOwl !
Bei einem tieferen Siedepunkt ist auch der Dampfdruck bei einer gegebenen Raumtemperatur höher. Insofern stimmt Deine Überlegung. Natürlich müssen alle anderen Randbedingungen auch gleich sein.
Dass eine Flüssigkeit unter ihrem Siedepunkt bereits verdunstet, liegt letztlich an der Entropiezunahme - aber das ist schwierig mit laienhaften Worten zu erklären. Es geht um ein allen Stoffen innewohnendes Streben nach größerer Unordnung, und die ist gegeben, wenn sich die Teilchen mit denen der Luft mischen.
PS: Bitte nicht ausprobieren. Benzol ist äußerst krebserregend ;-)
Hallo !
Zunächst einmal recht herzlichen Dank für deine Antwort botanicus !
Ich weiß das Benzol krebserregend ist, steht zum Glück immer und überall geschrieben, und habe auch nicht vor Benzol zu benutzen, das habe ich nur erwähnt, weil ich auf die Schnelle nach einem Beispiel für meinen Text gesucht habe :-))
LG Spielkamerad
Hallo, Spielkamerad,
mit Deinen Vermutungen liegst Du sicher richtig. Experimentell lässt sich leicht nachweisen, dass unter gleichen thermodynamischen Bedingungen (Druck, Temperatur) z.B. die gleiche Menge Wasser und Spiritus in einem flachen Gefäß unterschiedlich schnell verdunsten. Verdunsten findet unterhalb der Siedetemperatur statt. Die kinetische Gastheorie liefert mit dem Teilchenmodell eine modellhaft Erklärung mit der Energieverteilung der Teilchen (Moleküle, Atome) in der Flüssigkeit. Die sogenannte Maxwell-Verteilung, die die Verteilung der kinetischen Energie der Teilchen in Abhängigkeit der relativen Teilchenanzahl darstellt, gibt darauf eine Antwort. => GOOGLE
MfG
... sehr interessante PDF-Datei. Hier arbeiten Praktiker mit empirisch ermittelten Werten, Theoretiker verwenden zudem auch die Modelldarstellung. Beide Methoden ergänzen sich vorteilhaft.
LG
Vielen Dank für die Antwort Halswirbelstrom !
Ich habe übrigens folgende PDF-Datei gefunden, die ich sehr interessant finde -->
http://www.siegwerk.com/fileadmin/user_upload/cc/Data_Sheets/TM/verdunstungsgeschwindigkeit_d.pdf