Utilitarismus-\Stärken und Schwächen?

2 Antworten

Der Utilitarismus (welcher? Utilitaristische Einstellungen beginnen im Rahmen der engl. Aufklärung seit Hobbes) ist als grundsätzlich nicht religiös gebundene Werteinstellung und -orientierung passend zu unserem Grundgesetz, das die Trennung von Staat und Kirche und private Religionsfreiheit vorsieht. Jede religiös orientierte allgemein verbindlich gemachte Wertorientierung würde gegen das Grundgesetz verstoßen, was nicht ausschließt, dass im privaten Entscheidungsfeld private, religiös gebundene Vorschriften eingehalten werden können, wenn sie nicht gegen die allgemeinen Gesetze verstoßen.

Der Bundestag hat z.B. im vergangenen Jahr 130 Gesetze verabschiedet, die sich - nach Diskussion im Plenum - allgemein daran orientieren, dass sie dem Wohl aller Bürger des Landes dienen. Das ist eine utilitaristische Grundeinstellung. In der Diskussion, wie dieses Wohl der Bürger zu bewerten ist, diskutieren Abgeordnete mit unterschiedlichster privater religiöser Einstellung. Die staatlichen Gesetze, was man darf und was nicht, geben einen sehr umfassenden Rahmen für private Entscheidungen ab. Immerhin hat für 27% der Deutschen Religion gar keine Bedeutung mehr, für weitere 36% nur noch eine geringe. Die Menschen, für die Religion noch eine höhere Bedeutung hat, zerfallen ihrerseits in unterschiedliche Bekenntnisse.

Historisch ist der Utilitarismus entstanden in England im Rahmen der Demokratisierung und Profanisierung zur Zeit der Aufklärung. Davor waren Kirche und König (Feudalismus) von Gott als Herrscher erwählt und göttliche Gesetze ihrer Interpretation waren maßgebend. Nach der Demokratisierung standen die Volksvertreter vor dem Problem, eine nicht an religiösen Vorgaben orientierte Gesetzgebung zu formulieren. Der Utilitarismus war dann das philosophisch-ethische Ringen um Wertmaßstäbe ohne religiöse Bindung. Das war eine lebhafte Diskussion ohne festgeschriebene Dogmen. Die Kirchen, die immer mehr in Kooperation mit dem Adel (noch im 19. JH waren die meisten Kirchenfürsten Adelige) an Einfluss verloren, haben vor allem in Deutschland bis ins 20. JH um ihren Einfluss gekämpft und den a-religiösen Utilitarismus verunglimpft.

Die größte Stärke einer utilitaristischen Einstellung ist, dass sie in unsere bekenntnis-offene Zeit passt. Er ist die Grundlage jeder demokratischen Ethikdiskussion, die alle Bürger, ob religiös oder nicht, einschließen will. Der Utilitarismus ist undogmatisch und die in demokratischer Diskussion gefundenen Orientierungen sind so gut wie die Volksvertreter. Gute Volksvertreter machen gute Gesetze, schlechte eben nicht. Das aber ist Abbild der Wahl des Volkes.


Merve299 
Beitragsersteller
 19.11.2018, 14:18

Danke für Ihre hilfreiche Antwort! :)

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Naja, zum Thema Schwächen: Würdest du selbst gerne in einer Welt leben würden, in der jegliche Entscheidung, auch welche über Menschenleben, nur nach dem Wert des Nutzens abgewogen wird....

Stärken: Es ist ein einigermaßen statistisches, 'sauberes' Verfahren, wenig willkür. Mehr fällt mir da auch nicht ein. Schwächen überwiegen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung