Unterscheidet sich das autistische Denkmuster und die Auffassung vom normalen?

2 Antworten

Autisten denken kaum anders als Nicht-Autisten.

Autismus entsteht durch über- und unterempfindliche Sinne. Auf manchen Sinnen ist man massiv hochsensibel, auf anderen kann man hingegen untersensibel sein.

Zum Beispiel ist es beim Asperger-Syndrom typisch (aber nicht zwingend so), dass man auf den äußeren Sinnen (sehen, hören, riechen, schmecken, tasten) extrem empfindlich ist. Die innere Wahrnehmung des Körpers ist dagegen vermindert, so dass man nicht genau weiß, welches Körperteil man gerade wie hält. Daher stammt die bekannte grobmotorische Ungeschicklichkeit.

Da man mit so einer Wahrnehmung nur schwer Mimik und Körpersprache entziffern kann, sind Autisten von den emotionalen Äußerungen anderer Leute ein Bisschen abgeschnitten. Man kann die Beziehungsebene "zwischen den Zeilen" einfach nicht lesen.

Manchmal entwickelt sich dadurch ein Denkmuster, das sehr rational ist. Da man keinem Dauerfeuer von emotionalem Feedback ausgesetzt ist, kann man frei von Vorurteilen denken.

Manchmal passiert auch das Gegenteil. Weil man ständig missverstanden wird, entwickelt man ein sehr emotionales Denkmuster.

Ein allgemein autistisches Denkmuster gibt es nicht.

Autismus ist gekennzeichnet unter anderem durch die Reizüberflutung, wie das Video auch gut darstellt:

https://youtube.com/watch?v=Lr4_dOorquQ

Vielleicht kann das Aufschluss über das Denkmuster geben, das hiervon bestimmt abhängig ist.


Creditsharky 
Beitragsersteller
 22.10.2016, 14:23

ach du sche**** is je wie in dem psychofilm 

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Naydoult  22.10.2016, 15:06
@Creditsharky

Kann bestimmt nicht jeder Autist so wiedergeben. Zeigt aber sehr gut wie Autisten vieles ins Auge springt.

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Ostsee1982  22.10.2016, 17:32

Etwas übertrieben dargestellt aber das gibt es ganz gut wider. Nur das nicht jeder schreit und um sich haut sondern manche auch in dissoziative Zustände geraten und kaum mehr ansprechbar sind.

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EstherNele  23.10.2016, 13:20
@Ostsee1982

@ Ostsee 1982

Wie intensiv ein Autist diese Reize wahrnimmt, unterscheidet sich sich sicher auch noch von Person zu Person und vor allem auch:
je nach Tagesform.

Wenn mein Sohn einen richtig guten Tag hat, dann will er schaufensterbummeln gehen in einem Berliner Einkaufscentrum in der Vorweihnachtszeit - etwas, was selbst mir als NT irgendwie Angst macht.

Wenn er ganz schlecht drauf ist, verzichtet er auf seinen Einkauf, weil in einem fast leeren Laden zwei Scannerkassen unsynchron piepen, was er nicht ohne Panikattacke erträgt. 

Mit ihm können wir auch nur "in etwa" planen - entscheiden, ob wir etwas durchführen oder nicht, entscheidet sich erst nach dem Aufstehen am entsprechenden Tag.

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EstherNele  23.10.2016, 13:02

Ich habe mir mit meinem erwachsenen autistischen Sohn das Video angesehen und der hat es ganz salopp kommentiert:
"Ein ganz normales Einkaufscenter. Was soll ich denn da bemerkt haben ???"

Er hat mir erklärt, dass er für sich gelernt hat, zumindest optische Eindrücke ein Stück weit auszublenden, indem er fast ausschließlich auf seine Schuhe schaut und als Folge fast in die Leute reinrennt, d.h., er weicht im letzten Moment aus.

"Ich habe die Leute doch gehört", sagt er dann, wenn wir ihn gebeten haben, einfach mal nach vorn zu sehen.

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