Trotz Todesfall mit Freunden treffen?

6 Antworten

Mein Beileid! mein cousin ist leider während ich auf praktikum war, tödlich verunfallt. meine tante war im Nebenraum als sie die Nachricht bekam. das war eine krasse Erfahrung, da es mein erster Todesfall im verwandten und Bekanntenkreis war, den ich bewusst mitbekommen habe. habe mir am nächsten tag frei genommen, und einen schönen tag genossen. habe aber auch extrem viel darüber geredet. dann haben wir uns noch mit einer weiteren verwandten getroffen, waren im cafe und haben auch darüber gesprochen. mir hat es sehr geholfen, mich gleichzeitig auf eine spezielle art mit etwas anderem zu beschäftigen (während der Arbeit konnte ich nicht die ganze zeit darüber nachdenken), aber auch immer wieder darüber zu sprechen. sind dann zur Urnenbeisetzung gefahren, und mir wurde (weil ich es explizit wollte) ein foto vom aufgebahrten Körper gezeigt. das hat mir auch geholfen es zu realisieren. was ich auch "spannend" fand (nicht im positiven sinne), war, dass ich nicht irgendwie traurig war (zwar schon, aber nicht so extrem), sondern dass es innerhalb einer Sekunde die komplette emotion "ausgeschalten" hat, und ich völlig rational gedacht habe. bei der Beisetzung hat mir dann mein Onkel (selbst Bergretter, nicht der Vater) erzählt, dass er vermutlich nicht lange gelitten haben muss bzw das ganze nicht wirklich mitbekommen hat, da er ausgestreckt dagelegen ist, was nicht normal war. diese zwei Sachen haben mir extrem geholfen, es 1. zu realisieren, und 2. zu "akzeptieren".

zwei tipps: lasse Emotionen zu wenn welche kommen, aber finde es nicht schlimm wenn keine kommen. alle menschen trauern anders, und es ist alles ok.

höre darauf, was dir gut tut: in solchen Ausnahmesituationen ist alles okay, wut, Traurigkeit, intensive Beschäftigung, Ablenkung, zurückziehen, extreme Kontaktfreude, etc etc. wenn du dich bereit dazu fühlst (nach ein paar tagen, stunden, Wochen, Monaten, jahren), dann würde ich dir empfehlen dich damit zu beschäftigen, weil wenn du es immer wegdrängst kann u.a. eine Ptbs entstehen. auch hier gilt: Emotionen sind völlig ok, müssen aber nicht sein, sprich, man muss sich nicht dazu zu zwingen, zu weinen oder dergleichen. höre einfach auf deinen Körper und deine Seele. ich weiss, das ist jetzt nicht der mega gute tipp und extrem schwer umzusetzen, aber besser kann man es nicht formulieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

quest463 
Fragesteller
 13.08.2022, 23:37

Danke für deine Nachricht. Ich hatte das letzte Jahr eine sehr schwere Zeit und das ganze hat sich dann auch auf die Gesundheit übertragen sowohl mental als auch körperlich.
heute war ich auf einem Konzert und der Optimismus durch die Gespräche mit dem Sänger haben mich tatsächlich wieder dazu gebracht umzudenken und die Momente zu genießen. Ich fühle mich so zufrieden wie schon lange nicht mehr

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Hallo und danke für deine Frage. Sie zeigt, dass Du eine Lösung für deine aktuelle psychische und voll nachvollziehbare Belastung suchst und das ist ein guter Schritt Körper&Seele zu entlasten. Ein Tod kann sehr plötzlich kommen und ich denke ich kann deine Situation gut verstehen. An dieser Stelle möchte ich mein ausdrückliches Beileid aussprechen und wünsche Dir und deiner Familie alles Gute und viel Kraft! Ich habe eine ähnliche Erfahrung gemacht, da war ich 12 Jahre alt. Mein Uropa ist im Alter von knapp 100 Jahren gestorben und ich war furchtbar traurig. Zumal er noch sehr vital und eigenständig leben konnte. Ich habe noch Jahre danach zwischendurch wegen ihm immer wieder geweint, weil es mir immer wieder von den Bildern her hochkam. Aber mit der Zeit habe ich aufgehört, weil ich denke, dass Tote keine Ruhe finden, wenn man zu oft um sie weint. Am Todestag habe ich nach 2 Stunden Durchweinen noch lernen müssen, weil ich am nächsten Tag einen Lateintest schreiben musste. Das hat mir nicht wirklich geholfen, aber zumindest abgelenkt.

Die Idee sich mit wem zu treffen finde ich aber gut. Du kommst so auf andere Gedanken und findest vielleicht aufmunternde und positive Worte! Ich denke das ist eine gute Sache. Egal wie spät es ist. Wenn sich jemand dazu bereit erklärt dich jetzt in dieser Situation aufzumuntern und zu unterstützen würde ich es dankbar annehmen.

Viele Grüße und alles Gute

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

quest463 
Fragesteller
 03.08.2021, 22:56

Vielen Dank

Es tut mir unfassbar Leid was bei dir passiert ist. Hast du dadurch Kraft bekommen ?

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IloveEinhorn  03.08.2021, 23:11
@quest463

Meine Familie hat mich wieder aufgemuntert und durch positive Erlebnisse und Unternehmungen konnte ich es dann einigermaßen gut überstehen. Ich hoffe, dass Dir das genauso gelingt!

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quest463 
Fragesteller
 03.08.2021, 23:19
@IloveEinhorn

Das ist sehr nett von deiner Familie. Danke für deine Antwort

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Hallo!

Es wäre nichts verwerfliches, wenn du dich mit deinen Freunden triffst, wenn du so Ablenkung bekommst und es dir dadurch etwas besser geht, wieso nicht ?

Freunde sind auch in solchen Fällen immer für einen da, wenn man die richtigen hat.

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, an dem meine letzte Großmutter verstarb und auch, vor gar nicht so langer Zeit, mein Vater. Es gibt aber für den Umgang, wie man die Stunden danach verbringen sollte, keinen Standardplan, ich habe die beiden Stunden danach mit meinen jeweils engsten Verwandten verbracht, aber niemand darf dich verurteilen wenn du es nun anders machst! Und am Ende werden deine Tränen an ihrem Grab ganz sicher nicht lügen. Deshalb sollen alle anderen einfach still sein.

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Familie (das jeweilige Elternteil) dich gerade mehr brauchen könnte, dann bleib bei ihnen.
Ansonsten tu etwas Gutes für dich und triff dich mit deinen Freunden.