Triebwerksausfall Flugzeug

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Wenn das eine Triebwerk ausfällt (jetzt mal beispielsweise das linke), wird das Flugzeug von dem Schub des verbleibenden Triebwerks nach links gedreht. Dieses wird dann durch einen Ausschlag des Seitenruders in die entgegengesetzte Richtung ausgeglichen. Es wirkt dann zusätzlich zum Windfahneneffekt, den das Seitenleitwerk hat. Ein Seitenleitwerk und das Ruder sind immer so ausgelegt, dass es das "Gieren" (so heißt die Bewegung zur Seite) bei ungleichmäßigen Schub ausgeglichen werden kann. Der Pilot kann über einen Trimm-Knopf das Seitenruder dauerhaft verstellen, damit er nicht immer in das entsprechende Pedal treten muss. Höhen- und Querruder spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle.

Zusätzlich dazu passiert noch etwas weiteres: Da nicht mehr der volle Schub zur Verfügung steht, kann die Reiseflughöhe nicht mehr gehalten werden. Man muss daher auf eine niedrigere Höhe sinken und dort weiterfliegen.

Von all dem bekommt man als Passagier nicht unbedingt etwas mit. Manchmal wird z.B. ein Triebwerk abgestellt, wenn es Öl verliert oder ungewöhnlich vibriert. Das ist nicht ungewöhnlich und passiert nahezu täglich. Man fliegt dann zurück oder landet am nächsten Flughafen.

Die meisten Flugzeuge haben heutzutage nur noch zwei Triebwerke. Wenn man sich mit so einem Flugzeug weiter von einem Ausweichflughafen entfernen möchte (z.B. um über den Atlantik zu fliegen), braucht man eine spezielle Genehmigung, die "ETOPS" (Extended-Range Twin-Engine Operations Performance Standards) heißt. Dabei wird dann die maximale Flugzeit festegelegt, die sich das Flugzeug von einem Flughafen entfernen darf. Fällt ein Triebwerk aus, muss es in der Lage sein, auch nur mit einem Triebwerk dorthin zu kommen. Die höchste genehmigte Zeit hat im Moment die Boeing 777. Sie kann legal im Notfall mit einem Triewerk 330 Minuten, also 5 1/2 Stunden (!) fliegen.

Das Flugzeug wird dann langsamer und hat somit auch nicht mehr so viel Auftrieb. Außerdem giert das Flugzeug zu der Seite, die keinen Schub liefert. Der Pilot kann das durch Änderung der Trimmung von Seiten- (Gieren) und Höhenruder (Auftrieb) ausgleichen.

Evtl. muss auch der Tankinhalt der Tragfläche umgepumpt werden, ansonsten muss auch das Querruder kontinuierlich nachgetrimmt werden, wegen unterschiedlicher Gewichtsverteilung.

Bei heutigen Flugzeugen wird das automatisch gemacht, wenn nicht haben die Piloten immernoch die möglichkeit zu trimmen.

Ich würde sagen der Pilot gleicht dies mit den Querrudern aus (die zur Neigung des Flugzeugs), denn der Schub eines Triebwerks reicht im Normalfall für einen Flug aus.