Tiefgründiger Monolog für Frau?

2 Antworten

Hallo Karpusi,

du bist ein bisschen spät dran, zwei Wochen vor der Aufnahmeprüfung (AP) erst nach einem zweiten Monolog zu suchen! Darf ich fragen, an welcher Schule du die AP versuchen willst und welchen klassischen Monolog du gewählt hast?

Es ist fast unmöglich, dir hier zu raten, da wir dich alle nicht kennen. Wir haben keine Ahnung, was zu dir passen könnte, wissen nicht, wo deine Begabungen liegen, was optisch zu dir passt, über welche stimmlichen Möglichkeiten du schon verfügst, etc. 

Um die Jury in "deinen Bann zu ziehen", müsstest du schon über ein ganz außergewöhnliches Talent verfügen, denn an den guten Schulen sitzen Profis, die in kurzer Zeit hunderte mehr oder weniger begabte Kandidaten anhören müssen. Die Monologe für den ersten Prüfungsabschnitt sollen pro Stück 2 - 3 Minuten dauern und glaub mir, dass ist ganz schön lang, um es wirklich gut hinzubekommen und sollte perfekt geprobt sein. Du musst dich eingehend mit der ganzen Rolle beschäftigt haben, um einen Monolog daraus glaubhaft darstellen zu können. Außerdem könnte es dir passieren, Fragen zu der jeweiligen Rolle beantworten zu müssen und erklären können, warum du die Szene so und nicht anders darstellst. Du musst also genau wissen, in welchem Kontext dein Monolog steht, wie der Bezug zu den anderen handelnden Personen ist, etc. Verstehst du jetzt, warum ich Bedenken habe, dass du es als Anfängerin in nur zwei Wochen schaffst, dich ausreichend vorzubereiten? 

Dringend abraten möchte ich dir von Monologen oder Szenen aus Filmen und Romanen, wie etwa das vorgeschlagene "Twilight". Es geht um Theaterstücke, aus denen du vortragen sollst. Alles andere wären Themenverfehlungen. Ich hoffe, du hast dich schon eingehend mit klassischer und moderner Literatur beschäftigt und kennst vieles.

Ich wünsche dir auf jeden Fall toi-toi-toi für die AP und viel Glück.

Liebe Grüße

Lilly


Karpusi 
Beitragsersteller
 07.06.2016, 21:57

Danke ,für dein ehrliches Feedback :) Als klassischen Monolog spiele ich Johanna d'Arc in "Jungfrau von Orleans". Meine AP wird an der Schauspielschule Bühnenstudio Hamburg sein, am 24.06. Es ist mir im klaren, dass ihr mich nicht kennt, ihr müsst mich auch nicht kennen auf dieser Webseite kennen sich ja schließlich nur die wenigsten persönlich. Ich hätte mich nur über ein paar Vorschläge echt gefreut, leider kenne ich mich nicht sehr gut mit Theaterstücken aus. Ich weiß, es ist mir nicht gerade im Vorteil, aber das ist ja noch lange kein Grund um die Hoffnung zu verlieren.

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Tanzistleben  07.06.2016, 23:30
@Karpusi

Jetzt muss ich leider noch einmal ehrlich sein: ich hoffe, es ist dir klar, dass diese Schule eine der vielen ist, die vor allem eines sind: teuer! Es wird unglaublich viel versprochen, die Aufmachung ist ganz toll, aber wenn du wirklich etwas lernen und Chancen in dieser harten Branche haben willst, bist du dort falsch!

Wirklich seriös sind nur die staatlichen Hochschulen! In Hamburg gibt es die großartige Hochschule für Musik und Theater, die im gesamten deutschsprachigen Raum einem erstklassigen Ruf hat und wo, wie an jeder Universität nur ein Semesterbeitrag (!!!) von ca. 305 Euro zu bezahlen ist, der Unterricht also GRATIS ist! Die Fächer sind vielfältiger, die Wochenunterrichtszeit ist viel höher und die Absolventen haben wesentlich höhere Chancen, nach der Ausbildung Verträge mit renommierten Agenturen und an Theatern zu bekommen.

In den Privatschulen bezahlst du monatlich unverschämte Schulgelder, die Ausbildungspläne weisen erhebliche Mängel auf, wirklich gute Agenturen sind kaum interessiert und die Theater laden Absolventen oft nicht einmal zu den Auditions ein. 

Ich weiß, das ist jetzt hart und wahrscheinlich wirst du mir gar nicht glauben wollen, aber das sind leider Tatsachen. Wirklich Chancen in der Branche hat man ausschließlich, wenn man die Ausbildung an einer staatlichen Hochschule macht. Bühnenberufe sind ohnedies hart genug, aber mit der mangelhaften Ausbildung an den Privatschulen wirft man Unmengen Geld zum Fenster hinaus und verbaut sich gleichzeitig die Zukunft oder macht sie sich noch um ein Vielfaches härter. Es gibt einige sehr gute Hochschulen in Deutschland, eben von der hfmt in Hamburg bis zur berühmten Falckenberg-Schule in München. Dazu kommen in Wien noch das Max-Reinhardt-Seminar (ebenfalls staatliche Hochschule) und die Musik und Theater Privatuniversität der Stadt Wien. An beiden Schulen studieren auch viele deutsche Studenten. Was meinst du, warum sie auf sich nehmen, im Ausland zu studieren, wenn es Sinn machen würde,  an einer Privatschule die Ausbildung zu machen?

Auch wenn dir das jetzt gar nicht gefallen wird, und du mir wahrscheinlich nicht glauben willst und wirst, möchte ich mir nicht vorwerfen müssen, dich nicht gewarnt zu haben.

Gut - du hast als klassischen Monolog die Jeanne d'Arc ausgewählt. Dafür wünsche ich dir viel Glück, denn das ist natürlich ein Stück, das sehr, sehr oft genommen wird und das jeder Prüfer in- und auswendig kann.

Für das moderne Stück kann ich dir nur raten, dich im Oeuvre z.B. von Wolfgang Bauer, Peter Turrini, Franzobel oder den dramatisierten Werken von Daniel Kehlmann umzusehen.

Nein, die Hoffnung stirbt immer zuletzt, aber es ist tatsächlich keine gute Voraussetzung, keine Kenntnisse der Theaterliteratur zu haben, wenn man Schauspieler/in werden möchte. Die Konkurrenz ist riesengroß und du trittst in jedem Fall gegen Leute an, die dieses Defizit nicht haben.

Hast du "schon" ein Gedicht oder einen Song vorbereitet? Das ist ja die dritte Aufgabe, wie ich gelesen habe. Wofür hast du dich da entschieden?

Die Anforderungen für die AP sind ja, zumindest für die erste Runde, fast überall gleich. Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber ich würde dir am liebsten raten, dass du dich noch ein halbes Jahr wirklich intensiv auf die AP vorbereitest und dann dein Glück an mehreren staatlichen Schulen versuchst. Das wäre ein vernünftiger Weg, wirklich seriös an den Beruf heranzukommen, wenn du sicher bist, dass du das unbeding möchtest.

Vielleicht denkst du ja noch einmal darüber nach........

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paulklaus  08.06.2016, 17:16
@Tanzistleben

Meine Güüüte ! Was gibst du dir für unglaubliche Mühe, "TanzistLeben" !!

Ich kann dir nur in sämtlichen Punkten beipflichten !! Und der Fragende scheint mir tatsächlich alles etwas zu locker zu sehen...

Mein Sohn hat sein Schauspiel-Studium (Theater) fast beendet, sprach an den renommiertesten Schauspiel-Schulen Deutschlands vor, bevor er ENDLICH angenommen wurde - just von der Uni, von der er glaubte, sie sei die schwierigste bezüglich der Aufnahme-Auslese (vielleicht ist sie's ja auch ?!).

pk

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Tanzistleben  08.06.2016, 18:10
@paulklaus

Danke, "Paulklaus", mir liegen die jungen Menschen am Herzen und es tut mir weh, jemanden so offensichtlich ins offene Messer rennen zu sehen. 

Gratulation an deinen Sohn, einen guten Abschluss und ein herzliches Toi toi toi für ein erfolgreiches Schauspieler-Leben. Wenn er es bis hierher geschafft hat, hat er auf jeden Fall den nötigen Biss und die nötige Liebe zum Beruf, um sich durchsetzen zu können!

Liebe Grüße

Lilly

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paulklaus  08.06.2016, 21:19
@Tanzistleben

Dank für Dank, liebe Lilly !

Immerhin gab es für seinen damaligen Jahrgang 720 (siebenhundertundzwanzig) Bewerbungen an DER Uni. Er kam nach brutalen Auslese-Verfahren unter die letzten 100, dann unter die letzten 40, dann von denen unter die besten 12, die als ein kompletter Jahrgang genommen wurden.

Der Sohnemann wollte nach Vorsprechen (2. Runde, 3. Runde...) in Leipzig, Rostock, Berlin (Ernst Busch), Frankfurt / M. und München die Klamotten schon hinschmeißen; doch Theater-Schauspiel ist sein Lebens-Inhalt (wie meiner der des Lehrers ist: nicht Beruf, sondern BerufUNG !).

Inzwischen wird er längst von Theatern engagiert, obwohl noch Student !

Lieben Gruß zurück !

paulklaus

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Tanzistleben  08.06.2016, 22:02
@paulklaus

Genau das ist es, lieber paulklaus! Wer einen Bühnenberuf nicht aus Berufung ergreifen will, ist ohnedies schon verloren. Dass zum nötigen Talent, vor allem sehr viel Disziplin und Biss gehört, wissen und glauben leider nur wenige. Die idiotischen Castingshows im Fernsehen, tun das Ihre dazu, junge Leute glauben zu lassen, man würde so einen Beruf ergreifen, um dauerhaft reich und berühmt zu werden - und das bitte schnell und möglichst ohne Anstrengung.

Wenn Ärzte und Lehrer in ihren Berufen auch die Berufung gefunden haben, ist das für mich das Idealbild! Wer "wegen der vielen Ferien" Lehrer werden will, sollte eigentlich von der Ausbildung ausgeschlossen werden!

Für deinen Sohn nochmals die allerbesten Wünsche, aber wenn er jetzt schon so gut unterwegs ist, wird man sich um ihn wohl keine Sorgen machen müssen. Ich habe selbst 26 Jahre als Tänzerin am Theater gearbeitet und nach Karriereende noch die Ausbildung für musikalisches Unterhaltungstheater gemacht. Die Tanzpädagogik-Ausbildung habe ich in einer Verletzungspause absolviert und auch viel unterrichtet. Heute arbeite ich viel mit Sängern und mache hin und wieder auch Choreographien. Daher glaube ich ganz gut zu wissen, wie es am Theater zugeht und welche Anforderungen gestellt werden. Dein Sohn kann ganz gewiss optimistisch in die Zukunft sehen. Wenn er so weiter macht, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn er nicht dauerhaft auf der Bühne reüssieren könnte.

Alles, alles Gute, nochmals ein herzliches TOI TOI TOI und liebe Grüße

Lilly

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paulklaus  08.06.2016, 22:47
@Tanzistleben

Danke nochmals, liebe Lilly, für deinen weiteren überaus engagierten Kommentar ! Dass du mit Tanzen "zu tun hast", ist klar - bei DEM nick !

Wie alle anderen Reflexionen trifft auch dein erster Abschnitt den Nagel auf den Kopf - hinsichtlich der grausam verblödenden Casting-Shows; Teilbereich der medial und politisch bewusst gesteuerten Verdummung des deutschen Volkes, das SO weitaus einfacher zu gängeln, zu manipulieren ist !!

Mit Gesang hatte (Band-frontman) und habe ich im weitesten Sinne auch zu un - siehe Profil...


Gute Nacht !


paulklaus


PS: SOOO RICHTIG (Zitat):

Wer "wegen der vielen Ferien" Lehrer werden will, sollte eigentlich von der Ausbildung ausgeschlossen werden!


10 DH !!!

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Versuchs mal mit einigen Monologen aus dem Film Twilight. Dort geht es sehr tiefgründig zu.