Tattoo Verliert Farbe ist das normal?
- Ich habe mein Tattoo seit 1 Woche gestochen und es fängt an Farbe zu verlieren und ich wollte fragen ob das noch normal ist oder ich es nachstechen muss
das ist mein Tattoo
4 Antworten
Es ist normal dass dein Körper die erste Hautschicht, bzw. die oberen Hautschichten abstößt und erneuert. Dabei geht natürlich auch Farbe mit raus, aber die wäre eh mit raus gegangen, wichtig ist nur, wie viel Farbe in den Hautschichten ist, die nicht erneuert werden vom Körper. Das ergibt am Ende dein Tattoo, das für immer bleibt. Musst einfach abwarten, wie es nach 4-6 Wochen aussieht, ggf. muss man nachstechen ja.
6-8 Wochen warten.
Und dann muss an den Stellen vermutlich nochmal nachgestochen werden, jupp.
Warte erstmal ab, bis es komplett abgeheilt ist, falls es dann immer noch hellere stellen hat, lass es nachbessern
Das ist völlig normal.
Ich mache es mal ganz systematisch, denn wenn man die Hintergründe besser kennt, kann man auch die Pflege besser verstehen. Versuche mich einfach zu halten und nicht jedes Detail zu berücksichtigen.
Entscheidend beim Tätowieren sind zwei Hautschichten. Die oberste Hautschicht ist die Epidermis (Oberhaut), die hauptsächlich aus der toten Hornschicht besteht. Diese Hautschicht wird regelmäßig komplett erneuert. Ihre Dicke beträgt je nach Körperstelle und Individuum zwischen 0,03 mm und 2 mm.
Die zweite Hautschicht ist die Dermis. Diese ist eine lebende Hautschicht, die kleine Blutgefäße, Nervenzellen und vieles andere enthält und aus der die Epidermis herauswächst. Ihre Dicke beträgt zwischen 0,5 und 1,5 mm.
Beim Tätowieren wird die Epidermis durchstochen und die Nadelspitze sollte bis in den oberen Teil der Dermis vordringen. Dabei werden Farbpartikel in der Dermis und der Epidermis hinterlassen. Sticht der Tätowierer durch die Dermis durch bis in die Unterhaut, ist dies ein schwerer Fehler, denn dann hat er zu tief gestochen. Das führt zu auslaufenden Farben sowie Narbenbildung.
Beim Tätowieren wird die Epidermis praktisch zerstört und die Dermis verletzt. Diese Verletzung ist vergleichbar mit einem starken Sonnenbrand oder einer oberflächlichen Verbrennung. An Stellen, an denen besonders intensiv gearbeitet wurde, kann sich dabei auch eine Kruste bilden.
Die Epidermis wird dadurch mit oder ohne Kruste komplett abgestoßen und neu gebildet. Dadurch pellt sich die Haut in der ersten Woche komplett ab und stößt dabei auch die Farbartikel, die sich in der Epidermis befinden, ebenfalls komplett mit ab. Nach ca. 1 Woche bildet sich die Epidermis neu, wobei die erste dünne Schicht die sogenannte Milchhaut ist. Innerhalb der nächsten 6 Wochen bildet sich die Epidermis fast auf ihre ursprüngliche Dicke nach und wird dabei wieder klar und durchsichtig. Deshalb kann man erst nach 6 Wochen beurteilen, wie das Tattoo wirklich geworden ist und deshalb sollte man auch frühestens nach 6 Wochen nachstechen, falls erforderlich.
Die zerstörten Zellen der Dermis werden nicht nach außen abgestoßen, sondern abgebaut und mitsamt einem Teil der Farbpartikel über das Lymphsystem und das Blut abgeführt, in der Leber teilweise weiter abgebaut und letztlich über die Nieren ausgeschieden. Daher sollte man bei Erkrankungen des Lymphsystems, der Leber oder der Nieren auch nicht tätowieren. Die sich neu bildenden Zellen schließen die verbleibenden Farbpartikel ein und halten sie dauerhaft fest. Die werden eventuell erst im Laufe vom Jahrzehnten mehr und mehr abgebaut, wodurch Tattoos im Laufe der Zeit verblassen.
Dieser gesamte Heilungsprozess läuft auch ohne jegliche Unterstützung ab. Früher verzichtet man oft vollständig auf Unterstützung mit Salben und manche machen das auch heute noch. Das hat aber gewisse Nachteile. Um den Heilungsprozess zu unterstützen, kommt es hauptsächlich auf folgende Punkte an:
1) Es muss Luft an die Haut gelangen, denn nur dann kann sie ordentlich heilen. Daher darf man nicht zu oft und nicht zu dick eincremen.
2) Es sollte ein dünner Fettfilm als Schutzschicht vorhanden sein, damit kein Schmutz, Viren, Bakterien oder chemische Substanzen in die schutzlose Dermis eindringen können und dort zu Entzündungen oder Störungen des Heilungsprozesses führen können. Wäscht man das Tattoo mit Seife ab, sollte man danach neu dünn eincremen, weil die Seife die Fett/Salbenschicht entfernt hat.
3) Es sollte Dexpanthenol oder Harnstoff aufgebracht werden, weil diese beiden Substanzen den Heilungsprozess der Haut stark beschleunigen. Praktisch alle Hautsalben enthalten einen dieser beider Wirkstoffe. Auf dem Gehalt von Harnstoff beruht auch die hautheilende Wirkung von Urin, nur ist diese Anwendung nicht jedermanns Sache.
4) Die Feuchtigkeit der Haut sollte im mittleren Bereich liegen. Wird die Haut während der Heilung zu trocken, neigt sie zu Rissbildung und starkem Jucken. Wird sie zu feucht, wird der Heilungsprozess verzögert und es könnte sogar Farbe ausgeschwemmt werden. Gegen das Jucken hilft oft leichtes Klopfen mit der flachen Hand auf das Tattoo.
Die ersten beiden Wochen sind besonders wichtig, weil da die Haut noch relativ offen ist. Spätestens ab der 4. Woche kann man schon aufhören mit besonderer Vorsicht und Pflege. Danach kann man das Tattoo schon so behandeln wie den Rest der Haut. Hin und Wieder mal mit einer normalen Hautpflege einzucremen kann aber nicht schaden.
Nun zu den einzelnen Mittel:
1) Wenn man gar nichts macht, kommt genügend Luft ran, aber es fehlt der Schutzfilm und die heilende Substanz.
2) Nimmt man reines Fett wie Vaseline, Melkfett, Nivea oder ähnliches, ist zwar ein Schutzfilm da, es fehlt aber die heilende Substanz und wenn der Fettfilm zu dick ist, kommt keine Luft mehr ran.
3) Nimmt man handelsübliche Hand- oder Körpercremes, enthalten die regelmäßig chemische Zusatzstoffe, was nicht gut für die Heilung ist, auch wenn der schützende Fettfilm und eine Feuchtigkeitsregulierung entsteht.
4) Sogenannte zinkhaltige Zugsalben. Diese Zugsalben sollen die beim Abbau der zerstörten Zellen entstehenden Giftstoffe aus der Haut ziehen. Die dürfen bei Tattoos keinesfalls eingesetzt werden, da sie auch die Farbpartikel aus der Haut ziehen, wodurch das Tattoo zerstört werden kann.
Kommen wir also speziell zu den einzelnen Dexpanthenol-haltigen Salben, die im Prinzip alle aus einer Emulsion aus Fett und Wasser sowie dem Wirkstoff und sonst nichts bestehen. Dexpantneol unterstützt ähnlich wie Harnstoff den Heilungsprozess. Es ist allerdings nicht ganz so entzündungshemmend wie Harnstoff. In allen möglichen Kriegen haben sich deshalb Soldaten oft auf ihre Wunden gepinkelt, weil das Entzündungen hemmt und die Heilung befördert. Vom Prinzip her können diese Salben alle gleichwertig eingesetzt werden und erfüllen alle bei korrekter Anwendung oben genannte Kriterien. Von daher sind sämtliche Empfehlungen für oder gegen eine spezielle Salbe eher subjektiver Natur.
Pegasus Tattoo-Salbe wird in der Regel deshalb empfohlen, weil der Tätowierer die vorrätig hat und an deren Verkauf etwas verdient.
Dies trifft zum Teil auch auf die Panthenol-Salbe Lichtenstein zu.
Am einfachsten in der Anwendung und am billigsten in der Anschaffung ist jede beliebige Panthenolsalbe aus der Apotheke, z.B. auch von ratiopharm. Die erfüllt obige Kriterien zu 100% und ist daher nicht schlechter als jede andere Dexpanthenolsalbe.
Bepanthen erfüllt ebenfalls zu 100% obige Kriterien, kostet aber mehr und hat das Problem, dass man sie leicht falsch anwendet, weshalb manche Tätowierer vorsichtshalber von ihr abraten. Das Problem liegt darin, dass ihre Trägeremulsion gegenüber den sonstigen Dexpanthenolsalben sehr viel Fett und wenig Wasser enthält, wodurch sie bei Zimmertemperatur zu fest ist und sich schlecht ausstreichen lässt. Der dabei entstehende Fettfilm wird dann oft zu dick und lässt daher zu wenig Luft an die Haut. Wenn man aber nur einen kleinen Klecks davon erstmal auf die Haut gibt, dann etwa 2 - 3 Minuten wartet, bis dieser sich auf Körpertemperatur erwärmt hat und sie erst dann dünn ausstreicht, ist auch gegen Bepanthen nichts einzuwenden.