Stirbt das Sie aus? Werden wir uns alle nur noch duzen?
Viele Firmen duzen ihre Kunden, sogar Behörden gehen manchmal zum Du über. Besonders im Plural spricht man gerne von "ihr" und "euch" statt von "Sie" und "Ihnen".
Was meint ihr? Woran liegt das?
8 Antworten
Bei Behörden (für die ich hauptsächlich arbeite) wird nur intern geduzt, Außenstehende werden gesiezt. Ansonsten ist mir das ungefragte Duzen auch aufgefallen, und zwar unangenehm. So locker müssen Fremde, die an mir verdienen, mit mir nicht umgehen, ein bisschen Respekt darf gern sein. Anscheinend soll man sich "cool" und jung fühlen, wenn man geduzt und damit in irgendeinen inneren Kreis aufgenommen wird. Meinen inneren Kreis mag ich mir aber selbst aussuchen, und ich muss mich nicht jünger fühlen, als ich bin.
Nein das wird nicht aussterben.
Das "Sie" ist in Deutschland eine respektvolle Anrede. Man zeigt seinem Gegenüber somit Hochachtung und Respekt. Durch diese Anrede bleibt das Niveau in einem Gesprächsverlauf erhalten.
Anders schaut es bei einem "Du" aus. Ein "Du" ist eher kumpelhaft, was sich auch im Sprachgebrauch ausdrückt. Zudem ist die Hemmschwelle sehr niedrig, was dazu führt, dass oftmals Kraftausdrücke benutzt werden.
Natürlich gibt es in Deutschland regionale Unterschiede. Dies kann man insbesondere im Ruhrgebiet sehen und erleben. Hier ist man schnell beim "Du", spätestens wenn man sich dreimal getroffen hat. Dies resultiert aus der Tradition der Region, in der sich die Menschen durch den Bergbau bedingt näher sind. Einer steht für den Anderen ein. Alle sind Kumpels. Geht man ein paar Kilometer weiter nach Düsseldorf, schaut es schon wieder ganz anders aus. Hier wird die respektvolle Anrede auf Dauer erwartet.
Das kann ich so nicht bestätigen. Man kann auch mit einem Sie sehr provokant angegangen werden ("Geben Sie gefälligst den Zettel her!!"), das hat doch mit der Anrede nichts zu tun.
Das Sie ist zudem extrem unpersönlich. Es kann dann schon mal vorkommen, dass ich mich da gar nicht angesprochen fühle, wenn noch andere Leute um mich herum sind.
Ich bin da zwiegespalten.
Ich werde gerne gesietzt von Menschen, die ich nicht leiden kann. Wenn ich jemanden nicht mag, darf der mich gerne siezen.
Ansonsten unter guten Freunden, Kollegen, darf es gerne "Du" sein
Umgekehrt sietze auch ich Menschen, die ich nicht leiden kann
Ich finde es gut, dass man in der deutschen Sprache einen Unterschied zwischen "Du" und "Sie" machen kann
Okay und beim Brötchen holen in der Bäckerei? Du kennst zwar die Verkäuferin nicht, kannst sie aber trotzdem leiden?
Kann ich nicht bestätigen. Unter Kollegen ist das Du üblich, ja, jedoch meist nicht gegenüber Vorgesetzten und insbesondere den Kunden nicht. Bei öffentlichen Einrichtungen kenne ich das Du gar nicht (weder auf der Stadt, noch in der Schule). In der Uni wird das unterschiedlich gehandhabt, da gibt es das Du und das Sie - je nach dem, wie man zu der Person steht.
Hast du da irgendwo eine Statistik, in der das erfragt wurde? „Viele Firmen“ ist nicht sehr aussagekräftig, 50% schon…
In der Werbung oder beim Radio wird man inzwischen fast immer mit Du angesprochen. Vom Schaffner im Zug oder beim Bäcker auch.
Viele Firmen duzen ihre Kunden
In Italien verwendet die Werbung fast ausschließlich das "tu", aber deswegen ist das "Lei" alles andere als tot.
sogar Behörden gehen manchmal zum Du über
Das würde selbst ich etwas anmaßend finden.
Besonders im Plural spricht man gerne von "ihr" und "euch" statt von "Sie" und "Ihnen".
Vielleicht zur besseren Unterscheidung, ob man nur die angesprochene Person meint.
Das ist mir erst die Tage wieder aufgefallen, als ich bei der Bank war. Die Dame am Schalter war "Sie", aber die Bank/Filiale war "ihr".
Das scheint bei uns völlig normal zu sein. Da muss ich bei E-Mails manchmal aufpassen.
Vielleicht ist das vom Dialekt/von der Region abhängig.