Stickstoff-Übersättigung gefährlich?
Hallo!
Ist eine temporäre Stickstoff-Übersättigung gefährlich, wenn man wieder auftaucht? Ich habe nämlich gehört, das sie es nicht ist, solange der Zustand nicht zu lange anhält.
Vielen Dank!
2 Antworten
Tatsächlich macht man (selbst im Alltag) permanent Stickstoff (bzw. Inertgas) Übersättigungen durch. Jedes Mal, wenn der Außendruck sinkt (z.B. beim Fliegen, beim Fahren auf eine Anhöhe oder einfach durch Wetterumschwung) ist in deinem Gewebe prinzipiell erst einmal ein höherer Stickstoffpartialdruck vorhanden als in der Umgebungsluft. Solange dieser Unterschied keine kritischen Werte erreicht, atmest du den überschüssigen Stickstoff einfach mit der Zeit ab. Nimmt der Druck wieder zu (Landung, vom Berg herunterfahren, Wetterumschwung in die andere Richtung) sättigt sein Gewebe den Stickstoff wieder auf. So geht das ein ganzes Leben lang hin und her.
Die Frage ist nun: Was heißt eigentlich "kritische Werte". Und hier liegt die Krux des ganzen. Denn das ist nicht nur eine Frage von Druckunterschied und Zeit, sondern hängt auch mit ganz vielen anderen Faktoren zusammen (u.a. Temperatur, Lungenvolumen, Menge an Flüssigkeit im Körper, Gasart). Ein sehr großes Feld der Forschung und auch der Tauchausbildung beschäftigt sich mit der Frage, wie schnell man wie viel Gas aus welchem Gewebe bekommt (denn unterschiedliche Gewebe sättigen unterschiedlich schnell auf und auch wieder ab) sodass man möglichst keine (unmöglich), wenige (schon eher), aber wenigstens kleine Bläschen im Blut hat, so das diese, ohne Schaden anzurichten, die Lunge erreichen und abgeatmet werden können. Denn ist mal zu schnell unterwegs oder wartet nicht lange genug auf den richtigen Tiefen, kommt es zu einer sogenannten Dekompressionskrankheit, bei der Gasblasen zu embolischen Verschlüssen in der Blutbahn führen und enormen Schaden anrichten können. Es ist also mit Nichten nur der Zeitfaktor, der dabei eine Rolle spielt, sondern es sind sehr viele Faktoren und sie sind leider noch nicht alle abschließend Verstanden. Alle Modelle (Tauchtabellen), die wir diesbezüglich haben, basieren auf empirischen Versuchen oder Labortest mit Gels.
Die Stickstoffübersättigung als solche ist in tauchbaren Tiefen/Drücken nicht gefährlich, da vollständig reversibel. das Problem ist in der Tiefe die Stickstoffnarkose ("Tiefenrausch") bis hin zur Bewusstlosigkeit, und Bewusstlosigkeit unter Wasser ist in den meisten Fällen gleichbedeutend mit Tod. Und beim Auftauchen de Dekokrankheit, sprich, ausperlender Stickstoff in den Geweben, was zu Embolien führen kann.