Spürt man die Kälte im Weltall?

12 Antworten

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Also noch einmal eine etwas ausführlichere Antwort, da ja doch eine recht große Diskussion entstanden ist.

Erst einmal eine Grundlage: es existieren verschiedene Möglickeiten, wie der Mensch Energie verlieren kann. Zum einen kann die Wärme an andere Materie abgegeben werden. Dabei geht immer Wärme von der heißeren zur kälteren Materie über (zweiter Hauptsatz der Thermodynamik). Wie schnell das geht, ist abhängig vom Temperaturunterschied und einem Proportionalitätsfaktor (abhängig von der Dichte und anderen Struktureigenschaften der Materialien).

Nun beträgt die Teilchendichte im Weltall im Schnitt etwa 1 Teilchen pro Kubikmeter; also deutlich weniger, als daß da relevante Energie verlorenginge (zumal der Temperaturunterschied nun nicht so gewaltig ist). In deinem Weltraumaufenthalt triffst du höchstens ein paar hundert Teilchen (je nach Geschwindigkeit), das nimmt sich nichts.

Dann kann der Mensch Energie durch Abstrahlung elektromagnetischer Strahlung (besonders im Infrarotbereich, also sogenannter Wärmestrahlung) verlieren - und tut dies auch. Laut Wikipedia mit einer Leistung um die 100W.

Auf der Gegenseite erzeugt der Mensch Wärme durch all die ganzen biologischen Prozesse. Der Mensch benötigt am Tag etwa 3000kCal zur Lebenserhaltung - davon ausgehend, daß er im Weltraum nicht nur bewegungslos rumfliegt. Das sind 12600 Kilojoule oder 12.600.000 Joule am Tag. Ein Tag hat 86400 Sekunden, ergibt also 145,83 Watt. Also wird er sogar ein wenig wärmer.

Trotzdem stirbt er aber leider aus anderen Gründen.


Filereal 
Beitragsersteller
 27.07.2013, 21:59

Super Antwort und gut erklärt, danke!

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Hallo Filereal,

damit hast du Recht, man würde tatsächlich keine Kälte spüren. In der Tat würde sogar gar nichts passieren, insofern man einen Helm hat, der einen mit Atemluft versorgt. Das sofortige Sterben durch Kälte oder Auseinanderfliegen ist nichts als ein Mythos.

LG, KosmoFreak.


FredQ  27.07.2013, 22:31

Aufblähen würde man sich schon ein wenig, denke ich.

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Bernte  28.07.2013, 09:55
@Soziopathie

Deiner Antwort fehlt leider eine Begründung. Ich würde schon vermuten, dass das verdampfende Wasser den Körper etwas aufquellen lässt (siehe meine Antwort). Wenn ich da falsch liege, freue ich mich über eine Richtigstellung.

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Das sich die Körpertemperatur nur langsam ändert, wurde ja hinreichend erläutert. Jetzt noch folgendes zur Todesursache. Im Weltall herrscht ein Druck von etwa 0bar. Je niedriger der Druck ist, desto niedriger ist auch die Siedetemperatur des Wassers. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wasserkurve.svg Das heißt in dem Moment, in dem du das Raumschiff ohne Anzug verlässt, fangen dein Blut und deine Körpersäfte an zu kochen. (Sie werden nicht heiß, sie wechseln einfach nur in den gasförmigen Zustand). ich weiß leider nicht wie lange man das überlebt, sprich ob man einen mehrsekündigen Unfall überleben könnte, aber der Tod wird deutlich schneller eintreten als durch ersticken.

Ein großer Mensch hat eine Hautoberfläche von etw 2 qm, bei etwa 36°C werden darüber ziemlich genau 1 kW ins Weltall gestrahlt, wenn man sich mit Goldstaub einpudert vielleicht etwas weniger :-)

Wenn Du Glück hast, zeigt eine Seite (1 qm) deines Körpers zur Sonne; auf der Erdbahn liefert die Dir etwa 1,4 kW. Das wird aber trotzdem ein ziemlich unangenehmes Gefühl sein.

Der Körper selbst in Ruhe erzeugt metablisch etwa 100 W, das kann man durch heftigste Muskelarbeit auf 500 W steigern; dann wird man aber schnell hungrig.

Sagen wir mal so, die Wärmebilanz ist Dank Sonne einigermaßen ausgeglichen, Du wirst da wohl eher gebraten als gekühlt :-)

Na klar. Ein Anzug schützt dich aber- und nicht nur vor der Kälte