Sozial isoliert und Angst vor Menschen

13 Antworten

Hallo Anteort,

ich habe dir ja schon etwas geschrieben eben in einer Antwort auf einen anderen Beitrag.

Das du glaubst, die Personen denken schlecht über dich, rührt aus einem geringen Selbstwertgefühl. Und was dir aufgefallen ist und was dich leiden lässt, nennt man in der Psychologie aggressive Selbstunsicherheit.

Die Selbstunsicherheit lässt dich auch Augenkontakt vermeiden und die Gedankensprünge, und Reflektion, wie jemand auf dich wirken könne, rührt ebenfalls daher. Ich kenne vieles von dem was du schreibst aus eigener Erfahrung. Ich habe damals über meine Therapeutin ein sogenannte Selbstsicherheitstraining in einer Gruppe absolviert.

Erst in meinem letzten Tagesklinikaufenthalt wurde mir meine Agoraphobie erst richtig bewusst. Dank meiner Therapeutin in der Klinik.

Die Krux an der Sache, je mehr Kontakt du meidest, je mehr du dich der Angst hingibst und ihr gehörst, umso größer wird die Angst, deine Erkrankung und es kann sich auch zu Zwängen oder richtigen Zwangsgedanken hoch steigern. Kann. Ich will dir jedoch keine Angst machen. Die Angsterkrankung ist an sich eine positive psychische Erkrankung - sie lässt sich sehr gut in den Griff bekommen, therapeutisch. Mit positiv meine ich, die Erkrankung hat eine hohe Erfolgschance auf Besserung und Heilung.

Die Schiophrenie hingegen ist wie die bipolare Störung bis dato unheilbar und kann nur mit Medikamenten, Therapie und Klinikaufenthalten in den Griff bekommen werden.

Wieso ich bei dir keine Schizophrenie vermute, schrieb ich dir ja bereits.

Bevor Menschen sich therapeutische Hilfe holen, muss eine Krankheitseinsicht vorhanden sein und das sich der Betroffene helfen lassen möchte. Wobei ich ganz klar sage und feststellen will - helfen kannst du nur dir selbst. Was dir andere geben können, das ist Unterstützung, Rat und Tipps.

Da die Suche nach einem Therapeuten sehr schwer sein kann, weil es an vielen Orten zu wenige gibt und die vorhandenen Praxen alle voll sind, würde ich dir klar zu einem Klinikaufenthalt raten. Dabei kannst du dir die Klinik selbst aussuchen. Hier hast du die Möglichkeit dies vollstationär zu machen oder teilstationär. Teilstationär wäre die Tagesklinik und hat den Vorteil, dass du von sagen wir 9-16 Uhr in der Klinik bist und anschließend wieder daheim. Das 5 Tage die Woche. Wie ein Arbeitstag und es ist auch einer, weil du stetig an dir selbst arbeiten kannst, solange du dir helfen lassen möchtest und offen für die Therapieangebote bist.

Am Ende musst du deinen Weg gehen, Angsterkrankung hin oder her. Ich persönlich habe ein paar gute Freunde in den Kliniken kennengelernt, alle mit Angsterkrankungen. Und sie haben allesamt positive Wege beschritten.

Der Angst begegnen und die Gedanken umzustruktuieren - das ist der Inhalt um eine Angst zu überwinden.

Ansonsten helfen dir ja die weiteren tollen Kommentare hierzu.

Viel Glück, Mut und Kraft für deinen weiteren Weg!

Du hast wahrscheinlich eine angststörung oder eine soziophobie.ich hab das auch.für mich ist das schon ne stundenlange qual ne kassiererin was zu fragen,in die ubahn zu gehn oder nem arzt anzurufen.

Aber dir bleibt nichts anderes übrig als dir eine therapie zu machen.das kann man bekämpfen.

Lg

Bunny


Anteort 
Beitragsersteller
 02.03.2013, 16:58

Ich habe eher an eine schizoide Persönlichkeitsstörung gedacht. In Gruppen kann ich zwar nicht reden, da wird mir heiß und schlecht, aber ich misstraue auch sonst jedem und lasse keinen an mich ran.

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plannedliving  03.03.2013, 02:04
@Anteort

@Anteort

Laut deiner Beschreibung gehe ich von keiner Schizophrenie aus. Das würde Wahnvorstellungen, Stimmen, etc. voraussetzen. Genau gesagt nach dem ICD10:

(a) Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung (b) Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, Wahnwahrnehmungen (c) Kommentierende oder dialogische Stimmen (d) Anhaltender, kulturell unangemessener und völlig unrealistischer Wahn (e) Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, begleitet von flüchtigen Wahngedanken oder überwertigen Ideen (f) Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit, Danebenreden oder Neologismen führt (g) Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit, Negativismus, Mutismus und Stupor (h) „Negative“ Symptome wie auffällige Apathie, verflachte oder inadäquate Affekte (i) Deutliche und konstante Veränderung im persönlichen Verhalten (Interessensverlust, Ziellosigkeit, Müßigkeit, sozialer Rückzug)

Ich sehe bei dir die Angststörung im Vordergrund. Aber letztlich wirst du dies am besten mit einem Facharzt und (!) Psychotherapeuten (!) heraus finden. Ich betone es extra, weil manche glauben, der Facharzt sei der Psychotherapeut. Dem ist nicht der Fall. Die genaue Diagnostik findet meist beim Psychotherapeuten statt oder zusammen mit dem Facharzt für Psychiatrie. Letzterer hat eh meistens kaum Zeit und verschreibt nur Tabletten. ;)

Für die Diagnostik und Einstellung empfehle ich immer die Fachklinik oder Tagesklinik!

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plannedliving  04.03.2013, 00:15
@Rechercheur

DSM-IV

A. Ein tiefgreifendes Muster sozialer und zwischenmenschlicher Defizite, das durch mangelnde Fähigkeit zu engen Beziehungen oder akutes Unbehagen darin gekennzeichnet ist. Weiterhin treten Verzerrungen der Wahrnehmung oder des Denkens und eigentümliches Verhalten auf. Die Störung beginnt im frühen Erwachsenenalter und zeigt sich in verschiedenen Situationen. Wenigstens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

Beziehungsideen (jedoch kein Beziehungswahn), seltsame Überzeugungen oder magische Denkinhalte, die das Verhalten beeinflussen und nicht mit den Normen der jeweiligen subkulturellen Gruppen übereinstimmen (z. B. Aberglaube, Glaube an Hellseherei, Telepathie oder an den sechsten Sinn; bei Kindern und Heranwachsenden bizarre Phantasien und Beschäftigungen), ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen einschließlich körperbezogener Illusionen, seltsame Denk- und Sprechweise (z. B. vage, umständlich, metaphorisch, übergenau, stereotyp), Argwohn oder paranoide Vorstellungen, inadäquater oder eingeschränkter Affekt, Verhalten oder äußere Erscheinung sind seltsam, exzentrisch oder merkwürdig, Mangel an engen Freunden oder Vertrauten außer Verwandten ersten Grades, ausgeprägte soziale Angst, die nicht in zunehmender Vertrautheit abnimmt und die eher mit paranoiden Befürchtungen als mit negativer Selbstbeurteilung zusammenhängt.

B. Tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer Schizophrenie, einer affektiven Störung mit psychotischen Merkmalen, einer anderen psychotischen Störung oder einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung auf.

ICD-10 (F21; dort im Bereich F2: Schizophrenie)

Eine Störung mit exzentrischem Verhalten und Anomalien des Denkens und der Stimmung, die schizophren wirkt, obwohl nie eindeutige und charakteristische Symptome aufgetreten sind. Es gibt kein beherrschendes oder typisches Merkmal; jedes der folgenden kann vorhanden sein:

Inadäquater oder eingeschränkter Affekt (der Patient erscheint kalt und unnahbar). Seltsame(s), exzentrische(s) und eigentümliche(s) Verhalten und Erscheinung. Wenig soziale Bezüge und Tendenz zu sozialem Rückzug. Seltsame Glaubensinhalte und magisches Denken, die das Verhalten beeinflussen und im Widerspruch zu (sub)kulturellen Normen stehen. Misstrauen oder paranoide Ideen. Zwanghaftes Grübeln ohne inneren Widerstand, oft mit dysmorphophoben, sexuellen oder aggressiven Inhalten. Ungewöhnliche Wahrnehmungsinhalte mit Körpergefühlsstörungen oder anderen Illusionen, mit Depersonalisations- oder Derealisationserleben. Denken und Sprache vage, umständlich, metaphorisch, gekünstelt, stereotyp oder anders seltsam, ohne ausgeprägte Zerfahrenheit. Gelegentlich vorübergehende quasi-psychotische Episoden mit intensiven Illusionen, akustischen und anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Ideen; diese Episoden treten im Allgemeinen ohne äußere Veranlassung auf.

Die Störung zeigt einen chronischen Verlauf mit unterschiedlicher Intensität. Gelegentlich entwickelt sich eine eindeutige Schizophrenie. Es lässt sich kein exakter Beginn feststellen; Entwicklung und Verlauf entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung. Sie findet sich häufiger bei Personen mit manifest schizophren Erkrankten in der Familie. Man nimmt an, dass sie einen Teil des genetischen Spektrums der Schizophrenie verkörpert.

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Falls dieses Verhalten schon seit frühem Kindesalter so ist, könnte es (Asperger-)Autismus sein. Falls es sich erst später entwickelt hat, könnte es eine Sozialphobie oder eine (schizoide) Persönlichkeitsstörung sein. Vielleicht hast du auch Paranoia bekommen oder es liegt am geringen Selbstvertrauen.

Sicher können wir hier das nicht sagen, sondern nur Fachleute können das.

Hallo Anteort,

hast du dich eigens wegen dieser Frage hier angemeldet? Ich fände es gut. Denn es heißt für mich, dass du nach Hilfe rufst.

Deinen Zeilen entnehme ich , dass du leidest - dass du dich hier meldest beweist mir: du willst nicht leiden, du willst, dass es dir besser geht. OK? Diese Feststellung ist für mich wichtig - denn wer nach Hilfe sucht, dem kann auch geholfen werden.

Was ist mit dir los? Sehr einfach. Dir geht's nicht gut und du möchtest geheilt werden. Kleine Kinder haben in der Regel Spaß dran, mit anderen Kindern zu spielen. Die kriegen sich zwar schnell mal in die Wolle - aber sie schließen oft auch sehr schnell Freundschaft. Wo also kommen die Ängste her, die du gegenüber deinen Mitmenschen hast? Fällt dir selbst dazu was ein? Du wünschst zwischenmenschlichen Kontakt und Nähe - aber dein Kopf flippt aus, wenn es zu nah wird. Woher kommt das?

Deine zunehmende Vereinsamung lässt dich immer weniger eine Antwort auf die aufgeworfenen Fragen finden. Deine Gedanken haben dich voll im Griff - und die Kraft, die dir am meisten helfen könnte, dein eigenes Herz, wird kaum oder gar nicht wahrgenommen. Stimmt's?

Therapeutische Hilfe wäre angesagt. Und was würde im Vordergrund stehen? Dass du dich selbst als etwas Besonderes, etwas absolut Liebenswertes, wahrnimmst. Genau das bist du - nur dein Kopf sträubt sich mit allen Mitteln, diese Wahrheit zuzulassen.

Ich sehe gute Heilungschancen für dich - allein schon, weil du selbst nach Hilfe suchst. Tue den nächsten winzigen Schritt, der dich dort hin bringt, wo du berechtigt Hilfe erwarten kannst.

Also ich sehe das so,das du eine soziale Phobie hast . Ich kenne einige Menschen,denen es genauso gegangen ist. Hilfreich könnte eine Therapie sein, zu der du aber auch immer hingehen müsstest. Am Ende der Therapiezeit wirst du dann in Situationen,die dir unangenehm sind unterstützt. Das bedeutet,das man mit dir unter Menschen geht und während dieser Zeit wirst du lernen deine Probleme auszuräumen. Auf jeden Fall sollte der erste Schritt sein einen guten Therapeuten zu finden und regelmässig hinzugehen.