Sollte man das "Siezen" abschaffen und nur noch duzen?
Das Ergebnis basiert auf 35 Abstimmungen
11 Antworten
Man schafft Sprache nicht einfach ab - das geht nur über gesellschaftlichen Konsens.
Ich bewahre zu meinen Kunden oder generellen Fremden gerne eine gewisse respektvolle Distanz, die sich im Siezen niederschlägt.
Ich bin bspw. auch auf geschäftlicher Ebene, gar kein Fan von aufgesetzter Lockerheit, wenn wildfremde Leute meinen, mich sofort, aufgrund irgendeiner Corporate Language, freundschaftlich duzen zu müssen.
In der englischen Sprache hat dieser gesellschaftliche Sprachwandel bereits stattgefunden. "You" war in der Vergangenheit praktisch das Äquivalent zum deutschen "Sie", während "Thou" dem persönlicheren "Du" entsprach. Letzteres ist beinahe gänzlich aus dem heutigen Sprachgebrauch verschwunden.
Nichtsdestotrotz gibt es auch im Englischen formelle Umgangsformen. Niemals würde ich zu einem Kunden "Hey Pal" sagen, wenn ich "Good afternoon Mr Doe" zur Auswahl habe. Auch das ist eine Form von respektvoller Distanz.
Ok, das ist nachvollziehbar. Es gibt aber auch Länder wo geduzt wird und es klappt, bzw. der Respekt bewahrt bleibt.. Z.B. Schweden. Dort wurde das "Sie" vor ca. 50 abgeschafft. Denn das schwedische Du ist eigentlich viel mehr als nur ein Personalpronomen. Es spiegelt die tiefe Überzeugung der Schweden wider, dass alle Mitglieder ihrer Gesellschaft prinzipiell gleich gut, gleich fähig und gleichwertig sind“.
Diesen Grundgedanken finde ich gut.
Ich wusste gar nicht, dass ich durch die Verwendung der formellen "Sie"-Form mein Gegenüber abwerte. Das halte ich im Übrigen auch für ein Gerücht. Es geht, wie schon oben erwähnt, um eine respektvolle Distanz - nicht mehr, nicht weniger.
Auch in Schweden ging die sog. Ni-Reform, nebenbei bemerkt, organisch vonstatten - es fand keine staatlich verordnete "Abschaffung" statt. Dazu muss man aber auch wissen, dass die Anredepronomen im Schwedischen eine weitaus kompliziertere Sache waren, als es im Deutschen der Fall ist, was regelmäßig zu Unsicherheiten bei deren Verwendung geführt hat. Das ist auch der Grund, weshalb es von der schwedischen Bevölkerung eher positiv aufgenommen wurde und der Wandel daher auch relativ schnell "durch" war.
Einer repräsentativen Umfrage von YouGov aus 2019 zufolge, ist das Duzen unter den Jüngeren - keine Überraschung - in der Arbeitswelt weiter verbreitet als unter Älteren. Gerade unter Arbeitskollegen (66-73%), aber auch ggü. Vorgesetzten (17-33%) wird, im Allgemeinen, häufiger geduzt.
Jedoch, und das ist das Interessantere: Nur 8% der 18-34-jährigen duzen oder bieten das "Du" ihren Kunden an. Bei den 35-54-jährigen sind es nur noch 6% und nur bei den 55-jährigen und älter, mickrige 3%.
Man kann also, denke ich, festhalten, ja, es gibt einen langsamen Wandel hin zum "Du". Aber wir sind noch bei Weitem nicht an dem Punkt angelangt, an dem man sagen könnte, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich vom "Sie" loslösen möchte. Spiegelt ja auch das Umfrageergebnis dieses Themas recht deutlich wider.
Das siezen bietet die Möglichkeit einer Art Distanz und auch diese ist manchmal gut zu gebrauchen.
Hat finde ich auch etwas mit Respekt zutun.
Nein, das wurde uns nur so eingetrichtert. Im Englischen gibt es keine Höflichkeitsform von you
Nein. Es ist eine Art Respekt.
Und Kinder zeigen da fremden Erwachsenen auch eine respektvolle Distanz und das ist halt auch wichtig.
Wenn man nicht gesietz werden will steht einem frei es zu sagen.
Respektiere deine Meinung.
Aber sind dann englisch sprachige dann respektlos? Da gab es ja nie ein "Sie".
Hallo Floki55,
solange es immer noch Menschen gibt, die einen alles andere als respektieren, die einen sogar hassen oder an den Karren fahren wollen, bin ich gerade für diese Menschen für das "Sie", was ihnen einen Hauch von Respekt zumindest suggerieren darf.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Hallo EarthCitizen.
Eine interessante und nachvollziehbare Antwort .
Grüße zurück. 🙂
Danke für deine Antwort.
Aber englisch sprachige Länder siezen ja auch nicht und der Respekt bleibt bewahrt.