Soll ich meine Ausbildung abbrechen?
Hallo,
ich hätte gerne mal eure Sicht dazu.
Ich mache gerade eine 3,5 jährige Ausbildung zur Chemielaborantin und habe noch 10 Monate vor mir.
Trotzdem überlege ich abzubrechen, weil ich langsam mental wirklich nicht mehr kann.
Mein Problem ist, dass ich den Job den ich dort mache wirklich nicht mag. Es langweilt mich und ich fühle mich sehr unsicher... Eigentlich schon inkompetent. Mit meinen Kollegen und der Unternehmenskultur komme ich nicht so recht klar.
In vielen Abteilungen dort funktioniere ich einigermaßen, doch zuletzt wurde ich in eine Abteilung eingeteilt (in der ich nach der Ausbildung arbeiten soll), in der ich gar nicht zurecht komme. Ich wurde nicht richtig eingearbeitet, bin von meiner Natur aus mit dem Aufgabenfeld überfordert (Viele Aufgaben parallel und ungenaue, verzettelte Arbeitsanweisungen) und fühle mich bei den Kollegen total unwohl. Ich bin so überfordert mit der Masse an Aufgaben, dass ich 10h am Tag ohne meine Pausen zu nehmen arbeite und trotzdem nicht fertig werde. Meine Kollegen haben sich auch schon darüber beschwert.
Zugleich soll ich noch haufenweise Papierstapel scannen und min. 3 h die Woche brauche ich zuhause um Aufgaben für die Berufsschule zu erledigen.
Es ist mir einfach alles zu viel geworden und ich bin ein nervliches Wrack. Ich habe Panik vor und auf der Arbeit. Ich weine stundenlang nach der Arbeit und schlafe nachts sehr unruhig, weil ich panische Angst vor dem nächsten Tag habe. Selbst wenn ich Urlaub habe kann ich nur noch selten abschalten... Mein Therapeut sagt sogar, dass ich Burnout hätte.
Ich überlege mit meinem Ausbilder zu sprechen ob ich nicht einfach in eine andere Abteilung kann, da ich wo anders nie so extreme Probleme hatte und zur Not sogar die IHK einzuschalten und den Betrieb zu wechseln. Andererseits will ich eh nicht in dem Beruf bleiben. Ich mag die Tätigkeit ja nicht und fühle mich unfähig...
In einem Jahr möchte ich eh mit meinem Partner weiter weg ziehen und ein Psychologiestudium beginnen, daher würde ich eigentlich viel lieber Jobben.
Doch ich kenne auch die Nachteile die ein Abbruch mit sich bringt.
Was meint ihr?
6 Antworten
Rede mit deinen Betrieb.
Es erstaunt mich, dass die dich täglich 2,5 h mehr arbeiten lassen, ohne dich drauf anzusprechen.
Dir steht damit ja entweder mehr Geld oder mehr Frei als Ausgleich zu! (ich gehe mal von normalen 8h am Tag aus mit 30min Pause)
Da überrascht mich die Diagnose Burnout auch nicht.
Was empfiehlt dir denn dein Therapeut?
Ich halte einfach Hinschmeißen auch für verkehrt, wenn man nicht die anderen Schritte : wieder normal viele Stunden mit Pause arbeiten, Abteilung wechseln, Überstunden soweit abbauen
nicht ausgeschöpft hat
zum Ausbilder solltest Du vor allen Vertrauen haben ... schilder ihm welche Probleme es an der jetzigen Einsatzstelle gibt, dass Du Übestunden machst um alles zu schaffen etc.
ich denke nicht, dass der Ausbildungsbetrieb ein Interesse daran hat, dass Du so kurz vor Schluß alles hinwirfst
und immer daran denken: nur sprechenden Menschen kann geholfen werden ...
mit dem Ausbilder reden würde sicher helfen, einfach hinschmeissen (kurz vor dem Schluß) ist natürlich einfacher, dann muss man sich mit niemand auseinandersetzen
Du hast Recht doch zum Glück habe ich nicht so viel zu verlieren. Hast du Tipps für mich, wie ich mit meinem Ausbilder sprechen kann. Wie viel darf ich über meine psychische Belastung durch die Arbeit preisgeben. Was sollte ich auf keinen Fall sagen ?
Auch ich rate dir: unbedingt durchhalten, denn gerade das Durchhalten ist eines der schwierigsten Übungen in einer Ausbildung - ob sie einem nun gefällt oder nicht.
Und natürlich solltest du mit deinem Arbeitgeber reden.
Mein Stiefsohn hat tausend Mal in Gedanken alles hingeschmissen, und wir haben ihn immer wieder ermuntert, durchzuhalten. Er hats geschafft und hat seinen beruflichen Abschluss, konnte aufgrund seines Abschlusses den Job wechseln und ist glücklich mit seiner neuen, beruflichen Aufgabe.
Träum von einem Job, den du gern machen möchtest, träum von einem Urlaubsland, in das du gern mal reisen möchtest, aber gebe nicht auf.
Alles Gute
Genau das machen:
"mit meinem Ausbilder zu sprechen ob ich nicht einfach in eine andere Abteilung kann... sogar die IHK .. oder ggf den Betrieb zu wechseln. "
Du bist schon ziemlich weit und diese "is doof, hinschmeissen"-Variante ist nicht besonders gut.. machsr Du das dann bei der nächsten Sache, die nicht so läuft, auch?
Vermeidungsstrategie verselbständigt sich gerne.
noch 10 Monate .... FS ist fast 3 Jahre da ... das bißchen kann man auch noch durchhalten
Genau das sag ich, statt gleich hinzuschmeissen, gibt es noch andere Optionen.
Und man muss auch mal Biss haben.
10 Monate sind lang wenn sich jeder Tag wie ne Woche anfühlt
10 Monate sind zu lang wenn die Situation schon derart eskaliert ist.
FS ist in der Abteilung überfordert ... da hilft reden ... mit dem Ausbilder z.B.
man muss im Leben auch mal etwas aushalten ... wer bei Problemen immer gleich kneift, bringt nie etwas zuende ...
Ja deinem ersten Vorschlag stimme ich zu, bei deinem zweiten beschleicht mich das Gefühl du hast nicht bemerkt wie sehr die Situation die Fragestellerin belastet.
gerade deswegen muss man reden ...
es gibt sicher im Betrieb eine Lösung ... vielleicht hatten auch andere Azubis in der Abteilung Probleme ... das heißt aber doch nicht, dass man den einfachsten Weg gehen solle (alles hinschmeißen und flüchten) ... Konflikte muss man aushalten oder zu lösen versuchen
Aber du merkst erst jetzt, dass der Beruf dir generell nicht liegt?😎
Nein, das hab ich schon früh gemerkt, aber ich wollte mich trotzdem durchbeißen. Finanzielle Not und fehlender familiärer Rückhalt sind auch zwei Gründe warum ich mich schon nicht viel früher getraut habe über einen Abbruch nachzudenken. In den letzten Wochen ist es aber echt zu viel geworden...
Wenn es so extrem ist wie du es beschrieben hast kann es so nicht weiter gehen. Du solltest als erstes das Gespräch mit dem Unternehmen suchen, so wie ich das verstehe hast du das bislang nicht getan? Ist aber unbedingt nötig um zu sehen ob nicht doch noch eine Lösung gefunden werden kann.
Du hast noch 10 Monate ... bring das zuende und orientier Dich mit einem Abschluss in der Tasche beruflich um
sonst kannst Du fast 3 Jahre durch den Sand schieben
Hast du Tipps für mich wie ich mit meinem Ausbilder sprechen kann. Wie viel darf ich über meine psychische Belastung preisgeben und was sollte ich auf jeden Fall für mich behalten?