Sind Wiederholungen schlecht?

5 Antworten

Meine Mutter brachte mir bei lieber in der Mitvergangenheit zu schreiben als in der Vergangenheit. Die Mitvergangenheit ist flüssiger und man erspart sich das hatte und habe sprich Wortwiederholungen.

Natürlich solltest du es vermeiden bestimmte Worte in kurzer Zeit zu wiederholen. Doch wenn es wirklich nicht vermeidbar ist, dann sind Wiederholungen nicht schlimm. Wenn du jetzt einen Roman in der Ich-Form, sprich erste Person Singular schreibst, dann ist es auch klar, dass das Wort Ich ziemlich oft vorkommt.

Wie soll man das auch umschreiben? Gleiches gilt wenn du Charaktere nimmst in der dritten Person Singular. Da ist es auch klar, dass die Vornamen der Hauptcharaktere öfter vorkommen. Ich sage mal so Wortwiederholungen wären für mich nur schlimm wenn sie vermeidbar wären.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – eBook -> Der Bildungswahnsinn und Ich

Bewusste Wiederholungen können ein klasse Stilmittel sein. Immer die gleichen Wörter sind schlechter Stil und man sollte variieren. Man kann zum Beispiel ungewöhnliche Verben benutzen zb. statt näherte sich, schlichen sie sich an oder statt konzentrierte sich, rechnete er. Damit sollte man jedoch sparsam umgehen und wenn es nicht in einem Absatz 3 mal vorkommt sind auch die normalen Wendungen ok.

Was heißt "schlimm" . . Der ganze Sinn von Sprache ist die Gedanken an zu regen.

Wenn man wirklich kreativ ist kann man Dinge auf tausend Arten sagen und wiederholt sich automatisch nicht.

Man schreibt nicht: . . und da regnete es wieder mal.

Sondern sowas wie: . . die schweren Regentropfen krachen unregelmäßig auf mein metallernes kaltes Fensterbrett . . Das Geräusch von Regen soll beruhigen . . doch heute scheint es wie unerträglicher Lärm der mich ermahnend dazu drängen möchte weiter Hausaufgaben zu machen.

Mir sind Wiederholungen egal solange sie gezielt eingesetzt werden. Werden sie nicht gezielt eingesetzt, so wird schnell der Mangel an Wortschatz offenbar. Wiederholungen aus Faulheit, weil man keine Lust hatte nach einem treffenderen Ausdruck zu suchen, finde ich übel. Ich schreibe auch Kurzgeschichten und suche manchmal stundenlang nach dem passenden Verb oder Adjektiv. Gerade in Kurzgeschichten muss soetwas einfach perfekt stimmen! Das ist neben der Pointe das Wichtigste! Ich empfinde es als äusserst reizend ein genau passendes Wort zu finden und bin total happy, wenn ich es gefunden habe.


Patrickson  18.04.2018, 02:29

P.S. Benutze fleissig ein Synonymenlexikon! Ich habe immer einige davon in Reichweite wenn ich schreibe.

Ständige Wiederholungen sind furchtbar und zeugen von einem limitierten Wortschatz. Und von wenig Aufmerksamkeit beim Überarbeiten der Texte.

Die von dir genannten Beispiele deuten vor allem ein weiteres Problem hin: Situationen zu umschreiben, statt sie den Leser erleben zu lassen.


STKnight 
Beitragsersteller
 18.04.2018, 01:32

Was meinst du mit umschreiben?

Jerne79  18.04.2018, 01:42
@STKnight

Eine der wichtigsten Regeln beim Schreiben ist show, don´t tell. Zeig, erzähl nicht.

Probieren wir´s an einem Beispiel:

Tell: Lena hatte großes Mitleid mit der traurigen Maria.

-> Dem Leser werden die Fakten vor den Latz geknallt, ohne das er sich selbst ein Bild von der Situation machen kann.

Show: Maria saß zusammengesunken am Küchentisch. Um sie verstreut lagen zerknüllte Taschentücher, dazwischen stand eine leere Packung Eis. Immer wieder liefen ihr Tränen über das Gesicht. Lena zerriss es fast das Herz, ihr beste Freundin so zu sehen.

--> Der Leser kann die Situation selbst erleben und einschätzen.

Die Beispiele, die du nennst, sind Hinweise auf "Tell", das reine Um- oder Beschreiben einer Situation. "Er näherte sich" kann man mit "show" ganz anders darstellen.