Sind immer die Eltern "schuld" am Kind?
Hallo,
ich M/19 habe einen Bruder M/17.
Ich will nicht soo genau drauf eingehen, aber er konsumiert halt Drogen (Antidepressiva, ungesund hoher Graskonsum, etc.), ist kleinkriminell, (Klaut im Supermarkt usw.)
Er hat bereits die Grundschule und das Gymnasium gewechselt, danach ist er kurz auf die Hauptschule und jetzt macht er eine Ausbildung als Verkäufer in einem großen Geschäft, wobei er da auch mehrmals im Monat blau macht und ich schätze dass er zum Ende der Probephase rausgeschmissen wird.
Vor kurzem habe ich mit meiner Freundin darüber diskutiert, denn sie meinte da sind fast zu 100% meine Eltern dran schuld, weil sie in der Erziehung "versagt haben".
Was ist eure Meinung dazu? (im Allgemeinen, weil ihr ja meine Geschichte nicht im Detail kennt)
11 Antworten
Die Eltern gaben deinem Bruder eine gute Erziehung, wie dir auch. Menschen sind unterschiedlich, selbst Brüder. Der eine nimmt Erziehung eher an und befolgt Ratschläge, der andere weniger.
Es kommt auch auf den Umgang, den Feundeskreis und auf die innere Stabilität an. Wenn einer labil ist, lässt er sich eher negativ beeinflussen, wie einer der innere Stärke besitzt.
Du siehst bei deinem Bruder, zu was das führen kann. Versuche deinem Bruder zu helfen, sei sein Freund und höre ihm zu, versuche ihn zu verstehen und positiv zu beeinflussen. Zeige ihm auf, was schief läuft, mache ihm aber keine Vorwürfe. Sei ein gutes Vorbild und versuche sein Vertrauen zu gewinnen.
Sie können schuld haben, wenn Sie beispielsweise kein Verständnis fürs Kind haben und es die Schuld für alles geben. Vor allem wenn das Kind in die Täter Rolle gesteckt wird, auch wenn es oft das Opfer ist, eventuell irgendwann überreagiert und tatsächlich zum Täter wird, entsteht Zwiespalt und das Kind wird sich immer schuldig und unsicher fühlen.
Der Drang wird sehr sehr groß die Realität auszublenden.
Ich sehe mich da wo dein Bruder ist.
Es ist verdammt hart und ich bin mir sicher, dass er vieles verschweigt.
Das beste ist ihm Alternativen und Hoffnung zu geben.
Beispielsweise Kampfsport, vielleicht ein legales Unternehmen gründen, ihm helfen Träume zu finden und zu verfolgen, abgesehen von Kriminalität.
Ich bin auch vom Gymnasium, mit eigentlich fantastischen Noten, suggestiv abgestürzt.
Ich landete nicht nur in der Hauptschule, sondern in eine Klasse die für Flüchtlinge gedacht war.
Das beste was mir passieren konnte, war, dass ich Potenzial in mir selbst erkannt habe, dass Leute bemerkt haben, was ich gut mache und wo ich Begabung habe.
Er braucht Ziele, Prinzipien an die er sich halten muss.
Vielleicht wäre es gut zu sehen, wo andere Leute abgerutscht sind, zeigen was mit den Leuten passiert.
Es ist schwierig.
Ich kann selbst nicht genau sagen wie man helfen soll.
Vor kurzem wollte ich auch einem Freund helfen der so abgestürzt wie ich und wahrscheinlich dein Bruder.
Doch ich habe alles schlimmer gemacht, mit den verzweifelten Versuchen ihm zu helfen.
Was ihm geholfen hat war, dass er sein Leben auf die Reihe kriegen musste, wenn er eine eigene Wohnung möchte und hat deswegen eine Ausbildung begonnen.
Ich bin mir sicher das hilft.
Vielleicht auch mal eine Gegenüberstellung mit Leuten die eine Psychose haben.
Da kann es aber auch nach hinten los gehen und er fühlt sich verraten.
Ein Urlaub wäre vielleicht praktisch, mal weg von den Gewohnheiten, für ein paar Wochen weit weg und nehmt Bücher für ihn mit.
Vielleicht Zelten gehen im nirgendwo, auf einem Berg.
Unbedingt neue Dinge erleben, neue Erfahrungen.
Und ihn dann fragen was er tun will.
Will er dennoch weiter seinen Weg gehen, dann kann man ihm versichern, dass man für ihn da ist, aber man Bedenken hat, dass ihm was zustößt und noch schlimmere Dinge passieren.
Wenn man dann noch ihn belästigt, drängt, wird man ihn nur weiter in die Richtung schicken, aus der er raus will.
Er wird Sicherheit suchen wollen.
Deswegen müsst ihr sehr sehr vorsichtig damit umgehen.
Kinder, die (übermäßig) Drogen konsumieren und sich antisozial (kriminell) verhalten, können die Eltern nicht als Vorbild akzeptieren. Ihnen fehlt absolut das Vertrauen. Sie fühlen sich wie in die falsche Familie geboren, wie ein Alien.
Wer kein Vertrauen hat, wurde betrogen. Dein Bruder symptomatisiert wahrscheinlich (unbewusst) einen Betrug, eine Lüge oder ein unterdrücktes Geheimnis.
Es muss also etwas passiert sein, das sein (Ur)vertrauen zerstört hat.Dafür gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten:
- Dein jüngerer Bruder war nicht erwünscht, sozusagen ein überflüssiges Kind, das nicht mehr in den Lebensplan der Eltern passte und von Geburt an nicht willkommen war und lieblos nebenher lief (5. Rad am Wagen).
- Du bist das Kind, in das alle Hoffnungen investiert wurden und das die Eltern nie enttäuscht hat, weil du sehr anpassungsfähig und motiviert bist. Dein Bruder konnte da nicht mithalten. Im Grunde ist er zu tiefst eifersüchtig und enttäuscht — in so diesem Fall mit Recht.
- In manchen Fällen ahmt das "missratene" Kind einen anderen Verwandten nach, der (aus den oben genannten Gründen) abgelehnt und von der Familie ausgerenzt und als schlecht verurteilt wurde. In diesem Fall würde dein Bruder heilen, wenn diese andere Person "hereingeholt" und anerkannt würde.
- Sein Urvertrauen ist schon in der Kleinstkindzeit (0-2 J.) schwer erschüttert worden, indem er z.B. mehr als nur ein paar Tage von der Mutter getrennt war. Das löst ein schweres Verlassenheitstrauma aus. Das zerstört das Vertrauen ins Leben und in eine Zukunft, macht lebenslang ängstlich, depressiv und misstrauisch bis aggressiv. Da kann nur eine Traumatherapie helfen.
- Er ist ein Kuckucksei, wurde bei einem Seitensprung der Mutter gezeugt und deshalb vom Vater abgelehnt. Dein Bruder sehnt sich heftig nach eurem Vater, aber dessen Ablehnung ist so krass, dass er sich betrogen und entwurzelt fühlt.
Betrogene Kinder fangen selbst an zu betrügen, sich selbst und andere.
Nun hast du eine Menge Stoff zum Nachforschen. Es würde mich natürlich interessieren, welche der Möglichkeiten zutreffend ist.
Die reine Existenz haben natürlich die Eltern verursacht.
Das Werden eines Menschen ist nicht nur reine Erziehung, sondern auch den vorhandenen Genen geschuldet.
So was ist nicht hier zu beantworten, dazu bedarf es sehr tiefe Einblicke in die Zusammenhänge.
die frage ist schon so gestellt ("immer schuld"), dass man dazu natürlich gleich sofort --naheliegend-- nein sagen möchte, dass nicht "immer" die eltern schuld sind, das war denke ich auch der gedanke hinter der frage, um die schuld dem kind das sich so sehr selbstzerstörerisch verhält, die schuld für sein fehlverhalten ihm selbst zuzuschreiben und nicht den eltern.
ein kind möchte natürlich schuldzuweisungen von seinen eltern abweisen, sind es doch seine ganz besonderen bezugspersonen die für das kind wichtig sind, daher wäre wie gesagt ein solcher gedanke hinter der frage als motiv für die frage anzunehmen.
ich denke ein weiteres motiv für die frage ist, dass der fragesteller als der bruder dieses kindes sich auch angepasst verhält und daher die schuld für das versagen des anderen kindes um dass es geht, dem kind selbst zuschreiben möchte.
es kann vielleicht sein, das kind das später kam, für die eltern nicht mehr so interessant war, dass die dann sich nicht mehr so recht darum gekümmert haben, dass aus dem kind was anständiges wird und es daher zu so einem geworden ist.
ich denke der junge um den es geht, wird vielleicht mit falschen freunden kontakt gehabt haben, die ihn auf falsche wege gebracht haben. irgendwo wird es ein problem gegeben haben. vielleicht haben die eltern bei dem jüngeren kind einfach nicht mehr die elterliche fürsorge gehabt wie beim vorigem kind, das spätere kind vernachlässigt und wenn dann auch noch falsche freunde da waren, haben beide faktoren --die vernachlässigung durch die eltern und die falschen freunde-- den jungen vom weg abgebracht. wenn der junge dann irgendwie einen schwachen moment hatte, ist es dann zu dem abweichenden verhalten gekommen. meistens sind gesellschaftliche probleme nicht einseitig, die haben mehrere bedingungsfaktoren und das wird wie gesagt vermute ich so sein, dass verschiedene faktoren zusammengekommen sind die den jungen fehlleiten.
geholfen wäre ihm, wenn er den kontakt zu den falschen freunde sofort abbricht und die eltern sich mehr darum kümmern, dass er seine schule etc. ordentlich macht, das sollte ihm helfen. je früher um so besser, nicht das die falschen freunde ihm noch drogen bringen, das endet in denn allermeisten fällen nicht gut für die opfer.
Das war extrem schwierig zu lesen. Wenn sie schon solch Komplexe Sätze bilden, dann bitte Kommas usw. korrekt verwenden. Trotzdem danke für die Antwort!
Ich wollte mit der Frage nicht meinem Bruder die reine Schuld geben, jedoch würde mir auch nicht einfallen, in welchem Punkt meine Eltern ihn z.B. ungerecht oder anders erzogen haben als mich. Es ist schwierig und ich weiß auch nicht viel weiter...