Sind die Zeiten der besten Rock- und Popmusik vorbei?
Mir scheint es so, dass die beste Musik dieser Art in den 1970ern, 80ern, vielleicht noch in den 90ern gemacht worden ist. Nur in diesen Jahrzehnten findet man die besten Songs, die besten Texte, die charismatischsten Sänger/innen bzw. Gruppen.
Mir ist klar, dass es auch im 21. Jahrhundert neue Stars gibt, die Arenen und Stadien füllen und deren Musik sich millionenfach verkauft. Ich kann aber mit diesen heutigen Bands, Sängern und deren Musik emotional nichts anfangen. Sie faszinieren mich überhaupt nicht und sind langweilig.
Ist das nur meine persönliche Sichtweise, mein Geschmack, die durch meinen Jahrgang (1981) bedingt sind oder ist an dieser Beobachtung etwas Objektives dran?
Wenn ich mich selbst beobachte, dann etappe ich mich beim Hören nur von Musik der o. g. Jahrzehnte oder von Songs aus heutiger Zeit, die aber von Künstlern stammen, die ihre beste Zeit im 20. Jh. hatten.
Wie kommt das?
8 Antworten
Mir geht es so ähnlich. Ich bin Jahrgang 1989 und höre lieber ältere Musik und wenn neue, dann nur von Bands, die es schon länger gibt und die ihren Musikstil nicht dem aktuellen Mainstream angepasst haben. Die Musik, mit der man aufwächst prägt einen sicher auch und je nach eigenem Geschmack, entwickelt man für bestimmte Musikrichtungen Vorlieben.
Das die heutige Musik eine schlechtere Qualität hat, merkt man ja schon an der Tatsachte, dass viele Songs kaum länger als 2 Minuten gehen. Die Melodien sind ebenfalls seicht. Es wird auch viel gecovert und es klingt viel schlechter als die Originale, die aus den 80ern, 90ern und 2000ern sind. Auch die Stimmen von vielen neuen Sänger/innen und auch Rapper/innen klingen nicht wirklich gut. Die klangen früher viel ästhetischer und irgendwie auch erwachsener.
Der heutige Deutschrap ist auch überhaupt nicht mein Geschmack. Gar kein Vergleich zu früher (zum Beispiel die Fantastischen 4) Was ich von aktueller Musik noch mag ist Dua Lipa und einige wenige einzelne Lieder von verschiedenen Interpreten. Auch das neue spanischsprachige Album von Christina Aguilera, das neue Country-Album von Beyonce sowie Madame X von Madonna gefallen mir sehr gut. Mit Musik von Billie Eilish, Tones and I oder Bruno Mars/Rosé kann ich allerdings nicht viel anfangen.
Ist das nur meine persönliche Sichtweise, mein Geschmack, die durch meinen Jahrgang (1981) bedingt sind oder ist an dieser Beobachtung etwas Objektives dran?
Wir sind vom Alter her nicht arg weit auseinander, mir geht es ähnlich und ich denke, dass das einfach subjektiv ist. Ich denke auch, dass sich mit über 30 der Musikgeschmack soweit fest entwickelt hat, dass man vom bekannten Schema nicht mehr großartig abweicht und der Erinnerungsfaktor eine Rolle spielt - man hört die Musik, mit der man großgeworden ist, das ist bei mir Pop der 80er bis 2000er, manches aus den 70ern finde ich auch ganz gut, einige Schlager z.B. von Udo Jürgens sind auch in Ordnung.
Dennoch bin auch ich der Meinung, dass die "neue" Popmusik weniger hochwertig produziert ist als frühere Aufnahmen und es alles nur noch sehr mainstreamig und oberflächlich ist. Ich denke auch nicht, dass großartig "Dauerstars" noch entstehen, die 30 oder 50 Jahre im Geschäft sind wie zum Beispiel Peter Maffay oder Cliff Richard. Es muss fast alles scheinbar schnellschnellschnell gehen und am Fließband, auch Plattformen für Interpreten und Newcomer im Fernsehen gibt es kaum und es wirkt alles sehr "halbgar".
Bis etwa 2015 habe ich in den Charts in jedem Jahr ein paar Hits gefunden, die mir gut gefielen und die ich als legaler Download oder sofern lieferbar Maxi-CD gekauft habe, aber seit dieser Zeit wurde es immer spärlicher.
Wenn ich mich selbst beobachte, dann ertappe ich mich beim Hören nur von Musik der o. g. Jahrzehnte oder von Songs aus heutiger Zeit, die aber von Künstlern stammen, die ihre beste Zeit im 20. Jh. hatten.
Das geht mir genauso, ich denke auch, dass der Geschmack in unserer Generation einfach relativ fest ist und man bei Stars, die es vor 20 Jahren schon gab (z.B. Coldplay, nur ein Beispiel ... da war ich ca. 2007/08 Fan, ich habe sie nie aus den Augen verloren) weil das über die Erinnerung funktioniert ... da denkt man, wie cool es damals war, mit der Freundin "Clocks" zu hören oder "Viva la vida" und irgendwie ist da eine Verknüpfung da. Je älter man wird, umso mehr läuft über diese Schiene - da hört man dann die Songs nicht vorrangig, weil sie super sind, sondern weil man sich über ein Lebenszeichen alter "Wegbegleiter" aus der Jugendzeit freut.
Mann, da warst du schneller, deine Antwort würd ich 1:1 unterschreiben
Hallo, ich glaube, dass ein klares Problem in der Denkweise besteht, wie Leute (auch ich) die Musik als Ganzes betrachten.
Wenn man sich mal anschaut, wie sich der Rock von 1970 an bis 2000 entwickelt hat, dann fällt einem vor allem auf, dass aus dem Rock als übergeordnetes Genre viele neue Genres entstanden und diese aus meiner Sicht heraus andere Genres verdrängten.
Ein Beispiel dafür ist, dass man meistens sehr einfach erkennt, ob ein Album nun aus 1970 ist oder aus 1990. Es ist nicht unbedingt die Musik an sich, sondern eher der Klang. Vergleiche einfach mal bitte Dire Straits mit The Police oder Bruce Springsteen in seinen frühen Jahren und 1990.
Ich persönlich denke, dass speziell Künstler und Bands, welche ausschlaggebend für eine Zeit waren, dazu führten, dass neue Künstler von ihnen inspiriert wurden und die bekannten, alten Elemente der Musik mit neuen Elementen verbanden. Daraus entsteht eine gewisse Entwicklung, welche nicht unbedingt als schlecht betrachtet werden muss. Es kann als eine Bereicherung der Musik gelten, solange sich die Künstler Gedanken über ihr Werk machen.
The Beatles sind ein grandioses Beispiel. Anfangs waren sie provokant, doch binnen weniger Jahre konnten sie ein Werk aufbauen, welches heute noch die Gemüter streiten lässt, aber definitiv ein Erfolg war und heute eine Bereicherung ist. Auch hier kann man das „Laufenlernen“ der Beatles mit den letzten Alben vergleichen und merkt, dass sich auch intern die Musik veränderte. Ob einem das gefällt oder nicht, das muss man natürlich für einen selbst entscheiden.
(Bei der Musik verhält es sich genau wie mit der Sprache. Die alten Griechen haben sich schon darüber beschwert, das Festhalten der Geschichten als Schrift, zerstöre die Sprache. Heute wissen wir, dass dies Quatsch ist. Ob man nun ein Sprachschützer, Sprachkritiker oder Sprachpfleger ist, bleibt einem selbst überlassen. Wir sind dafür mitverantwortlich, ob wir diesen Musikwandel als gut oder schlecht empfinden und ob wir etwas dagegen unternehmen oder nicht.
Die Musik wird nicht unbedingt schlechter, sie verändert sich stark und das ist auch gut so. Wenn sie sich nicht verändern würde, dann gäbe es niemals The Beatles oder Bob Dylan, Bruce Springsteen, etc. Wir müssen die alte Musik schätzen und uns entweder mit der neuen Musik abfinden oder nicht. Es gibt auch viele gute Musiker heutzutage und oft hilft es mir, die Musik zu genießen, wenn ich mehr über den Hintergrund eines Künstlers, einer Band oder eines Albums erfahre. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass das Zeitalter der Digitalisierung viele Probleme, Herausforderungen, aber definitiv auch Chancen mitbringt und eventuell temporäre Krisen. Es ist doch erfreulich zu wissen, dass wir in einigen Jahren vielleicht wieder einen Trend erleben, bei denen viele Musiker alte Musikelemente in ihre Musik einbauen. Ich persönlich begrüße die Veränderungen und höre dennoch weiterhin die alte Musik.
Ich wünsche mir sehr, dass ich Dir helfen konnte und wenn du Fragen hast, kannst du sie gerne stellen.
Mit Sicherheit nicht:
Was aber nicht zu bestreiten ist, die Musikentwicklung der 60er 70er und 80er Jahre waren sehr innovativ, wovon heute noch immer geschöpft wird. Man war sehr frei alles auszuprobieren. Von der Beat-Generation, zu Hippie, Psychedelic, Rock /Krautrock, Elektronik, Fusion, Punk, Trip-Hop, World, bis hin zu RIO (Rock in Opposition) war man nicht abgeneigt alles noch miteinander zu kombinieren.
Aber diese experimentellen Innovationen entwickelte sich damals in Underground-Bewegungen und der Mainstream bekam davon nur sehr wenig mit. An der Oberfläche verhielt man sich sehr einfach, erfolgversprechend.
Wenn man jetzt mal alte Aufnahmen von damals mit heute vergleicht, dann hat sich doch das meiste, nicht an Innovation, aber in Technik und Qualität sehr stark verbessert. Die Innovation war ja im Bereich des Mainstreams selten gefragt.
Ein Beispiel der RollingStones mit mittelmäßigem Sänger Mike 1967,
das wäre wohl heute nicht mehr ertragbar.
https://www.youtube.com/watch?v=UWp5Cx6nQ8c
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Bei mir ist es so, dass ich mich sehr gerne an meine Jugendzeit zurück erinnere, eine Zeit wo ich noch nicht so anspruchsvoll war, und mich mit wenig begeistern lies. Das Gute bleibt in Erinnerung, das Schlechte vergisst man.
Das liegt ganz einfach daran, dass man Musik früher übers Fernsehen oder Radio kennengelernt hat. Dort fand bereits eine Vor-Auswahl statt, die sehr begrenzt war und auf Hit-Potential überprüft wurde. Und man konnte / musste sich einfach nur entscheiden, ob man es mag oder nicht.
Heute ist Musik im Internet zu finden. Man kann sich an vorgegebene Algorythmen halten, die in der Regel aber nicht wirklich zu einer Vor-Auswahl taugen. Oder man geht selbst auf die Suche.
Szene-Musik wie Hiphop oder Metal konnte davon unterm Strich profitieren, weil ihre Hörer wissen, was sie wollen und wo sie es finden. Mainstream Musik hat es etwas schwerer sich da gut zu positionieren.